Wer nach einem Unfall oder aufgrund einer Krankheit plötzlich auf einen Rollstuhl angewiesen ist, benötigt eine barrierefreie Wohnung. Wie diese aussehen sollte, lesen Sie hier.
Manchmal kann sich das Leben auf einen Schlag von Grund auf ändern. Die einen gewinnen im Lotto und sind von heute auf morgen reich. Bei anderen wiederum schlägt das Schicksal hart zu und versetzt sie in den Rollstuhl. Sei es nun als Folge eines Unfalls oder aber aufgrund einer Erkrankung – das Leben verändert sich für Betroffene von Grund auf an.
Nicht nur, dass man als Rollstuhlfahrer vorerst hilfebedürftig ist und das Fahren mit dem Rollstuhl erst einmal erlernen muss. Auch im eigenen Heim kann man sich nun nicht mehr wie gewohnt bewegen. Deshalb ist es wichtig, dass Betroffene und ihre Familien Vorkehrungen treffen, um sich das Leben im Rollstuhl im eigenen Heim so einfach wie nur möglich zu machen. Bedeutet genau, dass die Wohnung barrierefrei umgestaltet werden muss. Welche Veränderungen von Nöten sind, möchte ich Ihnen nachfolgend etwas genauer erklären.
Inhaltsverzeichnis
Was bedeutet „barrierefreies“ Wohnen?
Barrierefrei bedeutet, dass Menschen mit einer Behinderung ihre Wohnung, den Garten und Alltagsgegenstände bequem und ohne Umstände erreichen bzw. nutzen können. Das ist sehr wichtig für Menschen, die eine Gehbehinderung haben. Vor allem aber auch für Senioren. Denn nur, wenn die Wohnung barrierefrei gemacht wird, können sie so lange wie möglich darin wohnen bleiben. Und das ist nicht nur für einige wenige Menschen wichtig. Laut Sozialhelden e.V. leben schließlich allein in Deutschland über 1,6 Millionen Rollstuhlfahrer/innen. Und diese möchten natürlich so eigenständig und unabhängig wie möglich leben.
So machen Sie Ihr Heim rollstuhlgerecht
Egal, ob Haus oder Wohnung – mit ein paar Umbaumaßnahmen erhöht sich für Rollstuhlfahrer die Mobilität und somit die Lebensqualität im eigenen Heim. Welche Umbaumaßnahmen bzw. Änderungen hierfür wichtig sind, nachfolgend in der Übersicht:
Außenbereiche
❍ Rampe im Hauseingangsbereich nachrüsten:
Die Hürden für Rollstuhlfahrer befinden sich meist schon im Außenbereich der Wohnung bzw. des Hauses. Denn oftmals ist der Eingangsbereich durch Treppen leicht erhöht gelegen. In diesem Fall sollte der Hauseingang am besten über eine Rampe verfügen.
❍ Einfahrt pflastern:
Ist der Weg vom Auto zur Haustür nicht rollstuhlgerecht, da dort zum Beispiel Kieselsteine oder Splitt verteilt wurde, sollten Sie die Einfahrt am besten pflastern.
❍ Balkon, Terrasse oder Loggia zugänglich machen:
Aber auch Balkon, Terrasse oder Loggia sollten für Rollstuhlfahrer problemlos zu erreichen sein. Achten Sie deshalb darauf, dass Schwellen leicht überwunden werden können. Außerdem sollte eine Brüstung ab 60 cm Höhe teilweise eine Durchsicht ermöglichen.
Allgemeine Anpassungen in der Wohnung
❍ Platz schaffen:
Das gesamte Heim sollten Rollstuhlfahrer bestenfalls ganz alleine befahren können. Räume dürfen daher nicht zu klein, verwinkelt oder zugestellt sein. Räumen Sie Ihre Wohnung deshalb so um, dass Rollstuhlfahrer ohne Probleme durch die Räume fahren können.
❍ Türen verbreitern:
Damit Rollstuhlfahrer gut von Raum zu Raum gelangen können, müssen die Zugänge zu den Räumen vergrößert werden. Bei Türen ist eine Breite von mindestens 90 cm erforderlich. Praktisch sind zudem Schiebetüren, da sie von Rollstuhlfahrern viel leichter geöffnet werden können als die üblichen Modelle. Außerdem müssen hohe Türschwellen unbedingt beseitigt werden.
❍ Lift einbauen:
Um problemlos vom Unter- ins Obergeschoss zu gelangen, sollten Sie am besten einen Lift im Haus integrieren. Es gibt nämlich sogar Liftmodelle, die sich rollstuhl- und kinderwagengerecht ausstatten lassen. Hierzu zählen Plattform- und Kabinenlifte. Sie lassen sich im Innen- und Außenbereich sowie sogar in sehr engen Räumen installieren.
❍ Stolperfallen beseitigen:
Beseitigen Sie im gesamten Haus Stolperfallen. Dazu zählen neben Türschwellen auch Kabel, Teppiche und Läufer. Ebene Fußböden ohne Teppich sind für Rollstuhlfahrer am besten geeignet. Sind Kabel unvermeidlich, lassen sie sich gut in Kabelschächten verstecken.
Küche
❍ Küchenschränke auf passender Höhe montieren:
Wer auf einen Rollstuhl angewiesen ist, hat es schwer normale Küchenschränke zu erreichen. Hier empfiehlt es sich auf höhenverstellbare Module zu setzen, die per Knopfdruck auf die gewünschte Höhe gebracht werden können. Oder aber Sie lassen die Küchenschränke im unteren und für Rollstuhlfahrer erreichbaren Bereich anbringen.
Praktisch sind zudem Küchenschränke mit großen Schubladen zum Ausziehen. Darin lässt sich prima alles verstauen, was zum Kochen und Backen benötigt wird.
❍ Spüle, Herd und Arbeitsplatte sollten unterfahrbar sein:
Auch Spüle, Herd und Arbeitsplatte sollten von der Höhe abgesenkt werden, aber dennoch unterfahrbar sein. Richten Sie die Arbeitshöhe am besten an die individuelle Körpergröße des Rollstuhlfahrers aus.
Badezimmer
❍ Toilette der Körpergröße anpassen:
Damit Rollstuhlfahrer alleine besser auf die Toilette kommen, sind gut erreichbare Haltegriffe von Nöten. Zudem muss die Toilette auf die Höhe des Rollstuhlfahrers angepasst werden, damit dieser das WC bequem vom Sitzen aus erreichen kann. Zwischen der Toilette und der Wand sollten daher mindestens 90 cm Platz sein, um es von der Seite anfahren zu können.
❍ Unterfahrbarer Waschtisch:
Das Waschbecken sollte mit dem Rollstuhl unterfahren werden können. Der Spiegel am Waschtisch sollte zudem direkt an diesen anschließen und hoch sein, sodass Rollstuhlfahrer und stehende Personen sich gleich gut darin betrachten können. Ablagen auf der Höhe des Waschbeckens bieten zudem genügend Platz für Hygieneartikel.
❍ Ebenerdige Dusche:
Befindet sich in Ihrem Heim eine Badewanne, ist es besser diese durch eine ebenerdige Dusche ersetzen zu lassen. Das erleichtert die Körperpflege ungemein. Achten Sie nur darauf, dass Sie sich für einen rutschhemmenden Bodenbelag entscheiden. Zudem sind Haltegriffe für barrierefreies Duschen wichtig.
❍ Badewanne mit Lift oder Tür:
Möchten Sie auf Ihre Badewanne nicht verzichten, sollte diese mit einem Lift ausgestattet oder per Tür schwellenlos zugänglich sein. Zudem sind auch bei der Badewanne Haltegriffe ein Muss.
Schlafzimmer
❍ Pflegebett nutzen:
Für Rollstuhlfahrer ist es nicht so einfach in das eigene Bett zu gelangen. Eine Komforthöhe von 50 bis 60 cm ist eine gute Lösung, um ein herkömmliches Bett nutzen zu können. Es sollte dann jedoch am besten über einen verstellbaren Lattenrost verfügen, damit Sie sich problemlos darin aufsetzen können. Andernfalls ist es ratsam ein Pflegebett zu nutzen, welches per Knopfdruck in der Höhe verstellt werden kann.
❍ Kleiderschrank mit Kleiderlift:
Kleiderschränke sollten am besten mit ausfahrbaren bzw. ausklappbaren Kleiderstangen ausgestattet werden. Diese können entweder mechanisch über einen Hebel oder automatisch per Fernbedienung heruntergeklappt werden. Alternativ dazu können Rollstuhlfahrer aber auch eine Greifzange nutzen, um ein bestimmtes Kleidungsstück aus dem Schrank zu holen.
Finanzierungsmöglichkeiten, Zuschüsse und Förderungen
Der behindertengerechte Umbau des eigenen Hauses bzw. der Wohnung kann sehr hohe Kosten verursachen. Deshalb ist es ratsam sich über Finanzierungsmöglichkeiten, Zuschüsse und Förderungen zu informieren. Zum einen bieten zum Beispiel Kommunen und Gemeinden spezielle Förderprogramme an. Zum anderen unterstützen auch die Pflege- und Krankenkasse das behindertengerechte Umbauen. Aber auch die Förderbank KfW bietet günstige Kredite für den behindertengerechten Umbau an. Des Weiteren könnten Sie sich auch hier nach Förderungen und Zuschüsse erkundigen:
- Rehabilitationsträger
- Integrationsamt
- Riester-Vertrag
- Versorgungsamt
- Stiftungen