Die Fehlgeburt wird auch als Abort bezeichnet. Eine Fehlgeburt ist immer dann gegeben, wenn die Schwangerschaft beendet ist, bevor der Fötus eigenständig lebensfähig ist. Als Fehlgeburt wird bezeichnet, wenn die Schwangerschaft innerhalb der ersten 23 Schwangerschaftswochen ihr Ende findet. In diesem Fall sind keine Herztöne beim Kind mehr feststellbar. Die Risiken einer Fehlgeburt sinken mit dem Fortschreiten der Schwangerschaft. Zu den Lebenszeichen gehören Atmung und Herzschlag sowie Nabelpuls. Auch ein Geburtsgewicht von unter 500 Gramm lässt die Definition Fehlgeburt zu.
Eine zu frühe Geburt nach der 24. Schwangerschaftswoche und ein lebendig geborenes Kind werden als Frühgeburt bezeichnet. Wird das Kind nach der 24. Schwangerschaftswoche geboren und ist tot, dann wird dies als Totgeburt bezeichnet.
Inhaltsverzeichnis
Wie häufig tritt eine Fehlgeburt auf?
Die Fehlgeburt zählt zu den häufigsten Komplikationen, die innerhalb einer Schwangerschaft auftreten können. Frauen unter 30 Jahren haben ein Absterben von etwa 50 Prozent der befruchteten Eizellen zu verzeichnen, bevor überhaupt eine Schwangerschaft zustande kommt. Bei Frauen über 30 Jahren steigt dieser wert linear an.
Die meisten Fehlgeburten – das sind etwa 75 Prozent, treten innerhalb des ersten Drittels der Schwangerschaft – also dem 1. Trimester – auf. Da Fehlgeburten in der ersten Phase der Schwangerschaft oft unbemerkt sind, kann für die tatsächliche Anzahl der Fehlgeburten nur eine Schätzung erfolgen. Viele Fehlgeburten werden als verstärkte und verspätete Menstruationsblutungen wahrgenommen.
Klassifizierung der Fehlgeburten
Eine Fehlgeburt wird nach unterschiedlichen Gesichtspunkten klassifiziert. Dabei erfolgt die Unterscheidung:
» nach der Ursache der Fehlgeburt
Hierzu gehört der Spontanabort, bei dem die Fehlgeburt aufgrund natürlicher Ursachen passiert. Ein künstlicher Abort, der auch als artifizieller Abort bezeichnet wird, wird durch Medikamente, Chemikalien oder andere Einwirkungen verursacht. Auch die gewollte Abtreibung gehört zu den artifiziellen Aborten.
» nach dem Zeitpunkt des Auftretens des Abortes
Der Frühestabort tritt häufig dann auf, wenn genetische Schäden zu einem Abort führen. In diesem Fall ist der Abort bereits direkt nach der Einnistung der befruchteten Eizelle gegeben. Der Abort findet dann in der Regel zu dem Zeitpunkt statt, in dem die erwartete Menstruation stattfinden würde. Aufgrund der Blutungsstärke entspricht dieser Abort sehr häufig der normalen Regelblutung. Man geht davon aus, dass sehr viele Frauen, die eine verspätete und verstärkte Regelblutung beschreiben, in der Realität einen Abort hatten. Dabei wissen die meisten Frauen nicht, dass sie einen Abort erlitten haben.
- Der Frühabort ist dann gegeben, wenn der Abort bis zur 12. Schwangerschaftswoche gegeben ist.
- Beim Spätabort handelt es sich um eine Fehlgeburt, die nach der 13. Schwangerschaftswoche eintritt.
» nach der Körpertemperatur, die die Mutter zum Zeitpunkt der Fehlgeburt hatte
Der afebrile Abort ist eine Fehlgeburt, die ohne Fieber auftritt und bei der die Körpertemperatur der Mutter bis zu 37,9 Grad Celsius aufweist.
Der febrile Abort kann zwei Verlaufsformen aufweisen:
- leichte Verlaufsform – fieberhafter Abort, bei dem die Körpertemperatur der Mutter zwischen 38 und 39 Grad Celsius liegt.
- schwere Verlaufsform – wird auch als septischer Abort bezeichnet. Hierbei handelt es sich um eine Fehlgeburt mit Blutvergiftung, bei der eine Körpertemperatur von mehr als 39 Grad Celsius auftritt.
Verlauf und Stadien einer Fehlgeburt
Abortus imminens
Als Abortus imminens bezeichnet man die drohende Fehlgeburt. In diesem Fall tritt eine Blutung auf, die Schwangerschaft selbst ist aber noch intakt. Die drohende Fehlgeburt kann durch eine umgehend einsetzende Therapie aufgehalten werden.
Abortus icipiens
Bei dem Abortus incipiens ist eine beginnende Fehlgeburt gegeben. In diesem Fall ist der Abbruch bereits fortgeschritten, die Schwangerschaft kann nicht mehr erhalten werde. Die Fruchtblase ist in diesem Stadium bereits geplatzt. Auch die Wehentätigkeit hat umfassend eingesetzt. Die Therpaie kann jetzt den Verlauf der Fehlgeburt nicht mehr aufhalten. Die Fehlgeburt muss schnellstmöglich beendet werden, um Komplikationen zu vermeiden.
Abortus incompletus
Vom Abortus incompletus wird gesprochen, wenn es sich um eine sogenannte unvollständige Fehlgeburt handelt. In diesem Fall muss die Fehlgeburt schnellstmöglich innerhalb einer Klinik beendet werden.
Abortus completus
Die vollständige Fehlgeburt und ein Stillstand der Blutung werden als Abortus completus bezeichnet.
Missed abortion
Die sogenannten Missed abortion stellt eine Sonderform des Aborts dar, denn hierbei handelt es sich um einen sogenannten verhaltenen Abort. Von dieser Variante der Fehlgeburt spricht man, wenn ein früher Kindstod eintritt, es dabei aber weder zu Wehentätigkeit noch zu einer Blutung kommt. Bei dieser Form der Fehlgeburt gehen die subjektiven Schwangerschaftszeichen deutlich zurück. Eine Absicherung des Kindstods erfolgt über die Ultraschalluntersuchung. Die Schwangerschaft wird in diesem Fall in einem Krankenhaus beendet.
Septischer Abort
Beim Septischen Abort handelt es sich um die schwerste Form der Fehlgeburt, bei der eine Blutvergiftung und schweres Fieber der Mutter auftreten. Diese Form der Fehlgeburt kann für die Mutter sehr gefährlich werden.
Habitueller Abort
Der habituelle Abort ist eine wiederholt auftretende Fehlgeburt. Dese Bezeichnung wird benutzt, wenn drei oder mehr Schwangerschaften nacheinander durch eine Fehlgeburt beendet werden.
Ursachen für eine Fehlgeburt
Eine Fehlgeburt oder auch ein Abort können unterschiedliche Ursachen haben. Nur selten ist es aber möglich, die Hintergründe für den Abort auch wirklich aufzudecken. Generell findet eine Unterscheidung
- zwischen kindlichen, den sogenannten fetalen,
- den mütterlichen
- sowie den väterlichen Ursachen statt.
Bekannte fetale Ursachen für die Fehlgeburt liegen in der Chromosomenmutation, die für etwa 50 bis 70 Prozent der Aborte verantwortlich ist. Auch Infektionen des Kindes, Medikamenteneinwirkungen sowie sogenannte ionisierende Strahlen, beispielsweise Röntgenstrahlen, können zu einer Fehlgeburt führen.
Mütterliche Ursachen für eine Fehlgeburt
Eine Fehlentwicklung der Plazenta, kann ebenso wie eine Fehlbildung der Gebärmutter, zu einer Fehlgeburt führen. Weiterhin können Tumore, Verwachsungen oder ein schwacher Gebärmutterhals, die sogenannte Zervixinsuffizienz, eine Fehlgeburt auslösen. Ein mechanisches Trauma, wie beispielsweise ein Sturz, kann ebenso wie große psychische Belastungen zu einer Fehlgeburt führen.
Zudem können hormonelle, sogenannte endokrine, Störungen wie beispielsweise eine Diabetes mellitus oder eine Schilddrüseüberfunktion, zur Fehlgeburt führen. Rhesusunverträglichkeiten zwischen Mutter und Kind können eine immunologische Abwehrreaktion, damit die Fehlgeburt, zur Folge haben. Auch Drogen-, Alkohol- und Medikamentenmissbrauch sowie Nikotingenuss können die Fehlgeburt auslösen. Letztlich kann in ungünstigen Fällen sogar übermäßiger Kaffeekonsum eine Fehlgeburt auslösen.
Väterliche Ursachen für eine Fehlgeburt
Bei den väterlichen Ursachen für die Fehlgeburt sind es oftmals Spermienanomalien oder genetische Störungen, die zum Abort führen.
Weitere Störungen, die zum Abort führen
Auch schwangerschaftsspezifische hormonelle Funktionsstörungen der Mutter, also beispielsweise eine sogenannte Copus-luteum-Insuffizienz, oder auch hormonelle Störungen beim Kind, beispielsweise die sogenannte Trophoblastininsuffizienz, können den endokrinen Abort bewirken.
Anzeichen und Symptome für eine Fehlgeburt
Eie Fehlgeburt kann unterschiedliche Symptome aufweisen.
- vaginale Blutungen
- wehenähnliche Schmerzen
- Rückenschmerzen
Im fortgeschrittenen Stadium der Schwangerschaft kann es auch zum Austritt von Fruchtwasser kommen.
Beim sogenannten Abortus febrilis handelt es sich um die schwerste Form der Fehlgeburt, die für Mutter und auch Kind sehr gefährlich werden kann. Diese Fehlgeburt zeigt sich sowohl durch schweres Fieber als auch durch eitrigen Ausfluss.
Sehr viel schwieriger dagegen ist die Diagnose der sogenannten Misses abortion. Hierbei fehlen die typischen Symptome einer Fehlgeburt fast vollständig. Die Anzeichen für die Missed abortion sind in der Regel dahingehend gegeben, dass de Gebärmutter nicht mehr wächst und dass zudem auch keine Lebenszeichen des Kindes in Form von Bewegungen und Herztönen gegeben sind. Diese können durch Ultraschall nachgewiesen werden.
Achtung vor Eigendiagosen!
Wichtig zu wissen ist, dass nicht alle genannten Symptome zwingend eine Fehlgeburt anzeigen. Auch einzelne Symptome oder alle gemeinsam können auftreten, ohne dass sich dies insgesamt negativ auf die Schwangerschaft auswirkt. Beschwerden innerhalb einer Schwangerschaft müssen ausnahmslos mit dem Frauenarzt besprochen werden.
Diagnose einer Fehlgeburt
Die Diagnose der Fehlgeburt erfolgt durch die Ermittlung typischer Anzeichen (Blutungen, Wehentätigkeit, abgehendes Fruchtwasser). Weiterhin werden die Lebenszeichen des Kindes durch den Ultraschall und das CTG geprüft. Hierbei werden die Herztöne des Kindes aufgezeichnet und kontrolliert. Sind keine Lebenszeichen des Kindes durch die entsprechenden Untersuchungen nachweisbar, ist eine Fehlgeburt bzw. eine Totgeburt in fortgeschrittenem Schwangerschaftsstadium wahrscheinlich.
Erst mit der Geburt des Kindes und der Plazenta kann eine genaue Diagnose der Fehlgeburt stattfinden. Hier sind oftmals – allerdings nicht immer – die Gründe für die Fehlgeburt zu finden.
Therapie vor und nach einer Fehlgeburt
» Bei den ersten Anzeichen
Bei Anzeichen einer Fehlgeburt wird die Schwangere stationär aufgenommen. Dazu wird zunächst die Einteilung der Fehlgeburt durchgeführt und damit der Schweregrad der Fehlgeburt ermittelt. Ist eine Schwangerschaft trotz bestehender Blutungen noch intakt, kann die Schwangerschaft noch erhalten werde. In diesem Fall ist für die Schwangere strikte Bettruhe vorgeschrieben. Dazu erfolgt oftmals die Gabe von beruhigenden Medikamenten. Auch die Einnahme von Magnesium-Tabletten kann eine Wehentätigkeit unterdrücken.
» bei beginnender Fehlgeburt
Bei der beginnenden als auch bei der unvollständigen Fehlgeburt, dem sogenannten Abortus incompletus, ist die Therapie darauf ausgerichtet, die Fehlgeburt schnellstmöglich zu ihrem Abschluss zu bringen. Nur so können Komplikationen für Mutter und Kind vermieden werden. Dazu ist es erforderlich, wehenfördernde Medikamente zu verabreichen. Zudem erfolgt eine Ausschabung der Gebärmutter.
» bei frühem Kindstod
Ist der Sonderfall des sogenannten Missed abortion gegeben, muss eine Fehlgeburt mittels Medikamenteneinnahme eingeleitet werden. Dazu wird vorab die Blutgerinnung der Mutter untersucht, weil nicht selten Gerinnungsstörungen festzustellen sind, wenn der Fötus bereits über einen längeren Zeitraum abgestorben ist. Wie auch bei den anderen Aborten wird auch in diesem Fall nach der Fehlgeburt die Gebärmutter ausgeschabt.
» bei Rhesusunverträglichkeit
Sind Frauen, die schwanger werden rhesus-negativ und haben diese Frauen einen rhesus-positiven Partner kann zur Vermeidung einer Rhesusunverträglichkeit bei nachfolgenden Schwangerschaften prophylaktisch die Gabe von Anti-Rh-Immunglobulin erfolgen. Dies muss innerhalb von 72 Stunden nach der Fehlgeburt geschehen.
Kann man einer Fehlgeburt vorbeugen?
Eine Fehlgeburt wird durch viele verschiedene Faktoren ausgelöst. Oftmals kann die Ursache für die Fehlgeburt nicht festgestellt werden, da ohnehin 50 Prozent der befruchteten Eier einer Frau (unter 30) Jahren verloren gehen. Bei Frauen über 30 Jahren liegt diese Quote noch deutlich höher. Daher ist die Fehlgeburt aufgrund der heute viel früher möglichen Diagnosen einer Schwangerschaft viel bekannter geworden, als dies noch vor vielen Jahren der Fall war.
Die Minimierung der Risiken für die Fehlgeburt kann allerdings erfolgen. Dazu gehört eine ausgewogene und gesunde Lebensweise und Ernährung. Wichtig ist es zudem, dass auch Stressauslöser für die Frau weitgehend vermieden werden. Viel Entspannung innerhalb der Schwangerschaft ist auch sehr hilfreich.
Alkohol, Tabak sowie auch übermäßiger Kaffeegenuss können eine Fehlgeburt auslösen. Auf diese Substanzen, sowie auf Drogen, sollten Schwangere unbedingt verzichten.