Bei Krätze (medizinisch Scabies) handelt es sich um eine ansteckende Krankheit, die durch Milben ausgelöst wird. Genauer gesagt durch die Milbe Sarcoptes scabies, einem Parasiten. Die Krätze wird zur Gruppe der Geschlechtskrankheiten gezählt. Im englischen Sprachgebrauch heißt diese Krankheit auch sexually transmitted diseases, also sexuell übertragbare Krankheit. Besonders wahrscheinlich ist die Übertragung der Krätze innerhalb der Familie, in Altersheimen oder bei engem menschlichem Kontakt (Geschlechtsverkehr).
Die Krätze ist insgesamt weltweit verbreitet. Allerdings schwankt das Auftreten der Erkrankung sehr stark. Je nach entsprechendem Umfeld sind pro 100 Bürger zwischen 1 und 30 Prozent betroffen. In den 1950er Jahren war die Krätze in den Industrieländern praktisch ausgerottet. Seit Ende der 1960er Jahre tritt die Krankheit im Zusammenhang mit anderen sexuell übertragbaren Krankheiten wieder verstärkt auf. Auch in Deutschland verbreitet sich die Krätze wieder stark, obwohl sowohl der Lebensstandard als auch die Hygiene sich deutlich verbessert haben.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Wie wird Krätze übertragen?
- 2 Symptome die auf Krätze hindeuten
- 3 Krätzmilbe & Die Ursache der Krankheit
- 4 Inkubationszeit bei Krätze
- 5 Verschiedene Formen der Krätze
- 6 Wie wird Krätze diagnostiziert?
- 7 Welche Behandlung ist bei Krätze wirksam?
- 8 Welchen Verlauf nimmt die Krätze?
- 9 Welche Komplikationen können bei Krätze auftreten?
- 10 Kann man der Krätze vorbeugen?
Wie wird Krätze übertragen?
Die Übertragung der Krätze findet durch direkten Körperkontakt statt. Die für die Erkrankung verantwortliche Krätzmilbe hat ihren Lebensraum auf der menschlichen Haut, wo sie allerdings nur wenige Tage überlebt. Damit die Krätze ausgelöst werden kann, reicht schon das Auftauchen eines einzigen Weibchens.
Weil bei der Krätze nur wenige Milben die Haut besiedeln, kommt es nur unter besonders günstigen Lebensumständen zu einer Ansteckung. Also sind ein länger andauernder Körperkontakt oder auch Bettwärme notwendig, damit die Krätze übertragen werden kann.
» Risikofaktor Geschlechtsverkehr
Ein erhöhtes Risiko für die Übertragung ist durch Geschlechtsverkehr gegeben. Deshalb wird die Krätze zu den Geschlechtskrankheiten gezählt. Eine erhöhte Ansteckungsgefahr ist innerhalb der Familie, in Altersheimen oder Wohngemeinschaften gegeben.
In sehr wenigen Fällen – etwa in drei Prozent der Fälle – und hier besonders bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem, sind die Krätzemilben in sehr großer Anzahl auf der menschlichen Haut vorhanden. Für immungeschwächte Menschen können auch schon kurze Kontakte mit der Krätzmilbe zu einer Ansteckung führen.
Symptome die auf Krätze hindeuten
Ein großer Teil der Symptome der Krätze wird durch die weiblichen Tiere ausgelöst. Diese bohren millimetertiefe Gänge in die oberste Hautschicht des Menschen. In diesen Gängen legen die Milben ihre Eier ab. Die Larven der Erreger schlüpfen innerhalb von drei bis fünf Tagen und nehmen dann innerhalb von etwa drei Wochen die Verwandlung zur geschlechtsreifen Milbe wahr.
Die optischen Kennzeichen der Krätze sind kleine Knötchen, die sich auf der Hautoberfläche verbreiten und mit Kratzspuren durchsetzt sind. Außerdem intensiver Juckreiz, der sich besonders in der Nacht auf einer schuppig-krustigen Haut ausbreitet. Krankheitstypische Hautveränderungen sind besonders zu verzeichnen:
- an den Handgelenken,
- in den Fingerzwischenräumen,
- dem Bereich um Nabel sowie Brust- und Nackenbereich,
- der Genitalregion,
- dem Gesicht,
- den Handflächen.
Die Fußsohlen sind beim Auftreten der Krätze nur bei Kleinkindern betroffen.
Krätzmilbe & Die Ursache der Krankheit
Optisch zeigt sich die Krätzmilbe rundlich geformt mit einer Größe von etwa 0,4 Millimetern. Der Körper ist durchscheinend. Die Krätzmilbe verfügt über vier Beinpaare und einen kräftigen Kiefer. Sie ist auf die Zufuhr von Sauerstoff angewiesen – das ist auch der Grund dafür, dass sich die Krätzmilbe nur in den oberen Hautschichten des Menschen aufhält und nicht tiefer in den Körper eindringt.
» Hautzellen als Nahrung
Die Ernährung der Krätzmilbe findet durch die Hautzellen des Menschen und dessen Lymphzellen statt. Durch eine Besiedlung der Haut findet eine intensive Schädigung der Haut und eine Aktivierung des Immunsystems statt. Durch diese Schädigung wird die klassische Hautveränderung ausgelöst.
Die männliche Krätzmilbe ist deutlich kleiner als das weibliche Tier. Auch sie lebt auf der Oberfläche der Haut. Während die weibliche Krätzmilbe etwa zwei Monate alt wird, hat die männliche Krätzmilbe eine sehr viel geringere Lebenserwartung.
Weil sich die Krätzmilben sehr stark vermehren, können sie sich im Normalfall innerhalb weniger Monate auf Tausende von Tieren ausbreiten. Die Anzahl der Tiere, die den Körper besiedeln ist allerdings eingeschränkt, weil das Immunsystem durch das Auftreten der Tiere aktiviert wird und weil der Betroffene dadurch einen intensiven Kratzreiz verspürt – was wiederum viele Tiere zum Absterben bringt.
Krätzmilbe unterm Mikroskop
Inkubationszeit bei Krätze
Bei der Krätze beträgt die Inkubationszeit – also die Zeit zwischen der Ansteckung und dem Ausbruch der Erkrankung – circa zwei bis sechs Wochen. Wenn die Zahl der Krätzmilben sehr hoch ausfällt, dauert es allerdings oftmals nur wenige Tage, bis die ersten Symptome zu verzeichnen sind.
Hygiene und auch die Funktion des Immunsystems haben großen Einfluss auf die Dauer der Inkubationszeit. Mit einem guten Immunstatus und häufigem Duschen und Baden kann die Vermehrung der Krätzmilben deutlich schwerer werden. Aufgehalten werden kann die Krankheit durch entsprechende Hygiene und eingutes Immunsystem allerdings nicht.
Verschiedene Formen der Krätze
» Scabies incognita – Die gepflegte Krätze
Bei dieser Form der Krätze sind die Symptome weniger auffällig. Es sind nur wenige oder keine Hautverletzungen gegeben. Der Juckreiz, der hier auftritt, erscheint aufgrund der fehlenden Hautverletzungen grundlos. Diese Form der Krätze findet sich in der Regel bei Menschen, die häufig baden.
» Scabies granulomatosa – Die granulomatöse Krätze
Bei dieser Form der Krätze sind die typischen Hautsymptome in knotigen und tief entzündlichen Veränderungen der Genitalien und des Körpers zu erkennen. Die Symptome entstehen, wenn die Milben durch das Kratzen in untere Hautschichten befördert werden. Es handelt sich bei diesen Symptomen um eine Reaktion des Immunsystems, die durch die toten Milben in den tiefen Hautschichten ausgelöst wird. Diese Symptome können auch noch längere Zeit nach einer erfolgreichen Behandlung der Krätze bestehen.
» Scabies norvegica
Diese Form der Krätze findet sch besonders häufig bei Kindern und alten Menschen. Aber auch Personen mit einer Immunschwäche, beispielsweise HIV, sind betroffen. Hierdurch kann diese besonders schwere Form der Krätze mit intensivem Milbenbefall auftreten.
» Scabies crustosa
Diese Form der Krätze ist sehr ansteckend. Außerdem ist bei der Scaies crustosa eine sehr starke Krustenbildung gegeben. Untypisch für die Krätze an sich, sind hier auch Gesicht und Nacken, sowie Kopfhaut und Rücken sehr stark befallen. Die Scabies crustosa ist durch die große Anzahl der Milben auch durch Gegenstände übertragbar – nicht nur durch den direkten Körperkontakt.
Wie wird Krätze diagnostiziert?
Diagnostizierbar ist die Krätze durch das klassische Hautbild, sowie den Nachweis der Krätzmilben, der mikroskopisch erbracht wird.
» Tintenmethode
Erlaubt das äußere Erscheinungsbild keine eindeutige Diagnose, kann der Arzt die klassischen Gänge, die von der weiblichen Krätzmilbe zur Eiablage gebildet werden, durch die sogenannte Tintenmethode sichtbar machen. In diesem Fall trägt der Arzt einen Tropfen wasserlösliche Tine auf eine noch intakte Papel auf. Danach wird die Tinte mit einem Alkoholtupfer abgewischt. Ausgehend von der Papel ist nun der durch die Tinte eingefärbte Gang zu erkennen – die Scabies ist damit nachgewiesen.
» Tesafilmabriss
Weiterhin ist die Diagnose Krätze auch durch einen direkten Erregernachweis zu erzielen. Dazu ist der sogenannte Tesafilmabriss geeignet. Bei diesem Test fettet der Arzt die Papel und klebt sie danach mit einem durchsichtigen Klebestreifen ab. Der Klebstreifen wird danach ruckartig abgerissen und unter dem Mikroskop untersucht. Die Anzeichen für die Scabies-Erreger können auf dem Tesafilm durch vorhandene Milben, Larven oder auch Ausscheidungen der Parasiten nachgewiesen werden.
» Abtragung von Milbenhügeln
Auch die Abtragung von Milbenhügeln ist eine sehr wirkungsvolle Methode für den Nachweis der Erkrankung. Dabei wird die Papel vom Arzt vorsichtig mit dem Skalpell geöffnet und das abgeschabte Gewebe dann unter dem Mikroskop untersucht.
Welche Behandlung ist bei Krätze wirksam?
Die Behandlung der Krätze kann mit unterschiedlichen Mitteln erfolgen, die die Krätzmilben als Parasiten vernichten. Werden die Mittel richtig angewandt können sie, auf die Haut aufgetragen, eine schnelle Heilung bewirken. Damit eine erneute Ansteckung vermieden wird, ist es sehr wichtig, dass das gesamte nähere Umfeld, also die Familie, die WG-Mitglieder oder der Partner, auch immer eine Krätzebehandlung durchführen. Das gilt auch für die Personen, die innerhalb der Therapie noch keine Anzeichen für den Milbenbefall gezeigt haben.
» Pemethrin als Creme oder Salbe
Die Behandlung der Krätze erfolgt mit einer Creme oder Salbe, in der der Wirkstoff Permethrin enthalten ist. Nur die Gesichtszone darf von der Behandlung ausgeschlossen werden. Dieses Mittel ist als Insektizid gegen die Krätze sehr wirksam. Auch natürliche und von einigen Blumen gebildete Stoffe, die sogenannten Pyrethrine, sind sehr wirksame Mittel gegen die Krätze.
Nach einer Einwirkzeit von zwölf Stunden muss das Mittel abgewaschen werden. Sind nach zwei Wochen noch immer Anzeichen einer Krätze gegeben, muss die Behandlung wiederholt werden.
» Bei starken Verkrustungen Behandlung wiederholen
Ist eine starke Verkrustung der Haut gegeben, kann die Behandlung häufiger wiederholt werden – gegebenenfalls auch über Wochen. Permethrin ist ein Mittel, das gegen die Krätze hochwirksam ist, das sehr verträglich ist und das auch bei Schwangeren und Kindern in geringer Dosierung angewandt werden kann. Das Krätzemittel kann allerdings zu Hautirritationen führen. Deshalb ist es wichtig, dass die Haut nach der Behandlung mit beruhigenden und gegen Hautekzeme wirksamen Cremes oder Lotions behandelt wird.
Weitere Mittel, die gegen die Krätze wirksam sind,
- Lindan,
- Benzylbenzoat
- Crotamiton.
Die Mittel, die in Emulsionen oder Salben gegen die Krätze enthalten sind, müssen – anders als das Permethrin – an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen aufgetragen werden. Lindan kann immer am Morgen nach der Behandlung ohne Seife abgewaschen werden. Die anderen Medikamente werden erst nach einer mehrtägigen Behandlung der Haut wieder von der Haut abgewaschen.
Welchen Verlauf nimmt die Krätze?
Krätze, die richtig behandelt wird, kann einen sehr guten Verlauf nehmen. In etwa 95 Prozent der Fälle ist die Therapie schon mit außen aufgetragenen Medikamenten sehr erfolgreich. Der bei der Krätze typische Juckreiz bleibt allerdings auch nach einer erfolgreichen Behandlung bestehen. Dieser kann sich auch über Wochen noch hinziehen, auch wenn keine Krätzemilben mehr vorhanden sind.
Die Behandlung der Krätze kann nur bei einer falschen Anwendung der Medikamente misslingen. Wenn nicht alle Menschen aus dem persönlichen Umfeld behandelt werden, kann die Krätze wieder auftreten. Unbehandelt verläuft die Krätze chronisch. Spontanheilungen sind nach Jahren möglich.
Welche Komplikationen können bei Krätze auftreten?
Die Krätze kann unterschiedliche Komplikationen nach sich ziehen. Das ist besonders dann der Fall, wenn die Hygiene von Betroffenen nicht ernst genug genommen wird. Dann können sich Bakterien in den infizierten und aufgekratzten Hautbereichen ansiedeln. Damit können neue und schwerwiegende Krankheitsbilder verursacht werden. Dies können sein:
- Wundrose (Erysipel),
- Lymphknotenentzündung (Lymphadentis),
- Blutvergiftung (Sepsis).
Die Behandlung muss dann mit Antibiotika erfolgen.
Kann man der Krätze vorbeugen?
Es gibt sehr viele Möglichkeiten, der Krätze vorzubeugen. Dazu gehört es beispielsweise, dass ein enger Körperkontakt mit Betroffenen vermieden wird. Wenn die Haut schon mit Milben befallen ist, dann muss eine Behandlung erfolgen und auch das persönliche Umfeld muss behandelt werden. Nur so lässt sich verhindern, dass eine Hautinfektion mit anderen Personen auftritt oder dass die Milben sich ständig wieder neu auf der Haut ansiedeln. Angemessene Hygiene ist sehr wichtig, damit sich der Krankheitsverlauf der Krätze positiv entwickelt. Wichtig ist es, sehr viel zu duschen oder zu baden. So ist es möglich, dass die Vermehrung der Milben erschwert wird.