Vielleicht sind auch Sie der chemischen Medizin gegenüber eher kritisch eingestellt und möchten Ihren Körper auf sanfte Art und Weise mit pflanzlichen Arzneimitteln behandeln. Damit liegen Sie voll im Trend, denn pflanzliche Präparate erfreuen sich einer zunehmenden Beliebtheit. Doch Vorsicht ist geboten, denn viele Verbraucher wissen nicht, dass ein großer Teil der pflanzlichen Medikamente auch schwere Nebenwirkungen haben kann.
Pflanzliche Arzneimittel müssen richtig dosiert werden
Pflanzliche Arzneimittel, die so genannten Phytopharmaka, enthalten Zubereitungen aus Heilpflanzen. Dabei können ganze Pflanzen, Pflanzenteile oder Zubereitungen (z.B. Extrakte und Tinkturen) und Pflanzenbestandteile in bearbeitetem oder unbearbeitetem Zustand Verwendung finden.
Ein Problem bei pflanzlichen Arzneimitteln besteht darin, dass in nur knapp 30 % der Fälle ein Arzt solche Präparate verschreibt. Der Rest wird von den Verbrauchern rezeptfrei gekauft und leider in vielen Fällen falsch dosiert oder eingenommen. Zudem ist bei pflanzlichen Medikamenten der Standard bezüglich Qualität und Konzentration der Inhaltsstoffe weniger streng kontrolliert als bei den chemischen Präparaten. Dementsprechend lassen sich verschiedene Produkte mit gleichen Wirkstoffen nicht immer miteinander vergleichen.
Bei den Phytopharmaka können wie auch beim Einsatz von synthetischen Medikamenten unerwünschte Wirkungen auftreten. So sind zum Beispiel allergische Reaktionen, toxische Effekte oder Interaktionen mit anderen Medikamenten durchaus möglich.
Auch wenn viele pflanzliche Präparate im Vergleich mit synthetischen Mitteln vergleichsweise wenige Nebenwirkungen aufweisen, sollten Sie bei einer Einnahme immer genau auf die Dosierung achten und gegebenenfalls mit Ihrem Hausarzt Rücksprache halten. Das gilt besonders dann, wenn Sie verschiedene Arzneimittel gleichzeitig einnehmen müssen.
Falsche Anwendung kann dramatische Folgen haben
Zwei Beispiele für pflanzliche Arzneimittel, welche durch gravierende Nebenwirkungen traurige Berühmtheit erlangt haben, sind Produkte mit Kava Kava und Ephedrin. Kava Kava nennt sich der aus dem Südpazifik stammende Rauschpfeffer, und sein Inhaltsstoff, das Kavain, hilft gegen nervöse Angst- und Spannungszustände. Doch das in Deutschland lange Zeit frei verkäufliche Produkt ist durch zu hohe Dosierungen für zahlreiche oft sehr schwere Leberschäden verantwortlich, wobei es sogar zu Todesfällen gekommen ist. Seit 2002 ist Kava Kava daher in Deutschland verboten, und alle Produkte wurden vom Markt genommen.
Ephedrin ist der Wirkstoff der Ephedra-Pflanze und als Stoff bekannt, welcher Husten unterdrückt und die Bronchialmuskulatur stark entspannt. Er ist oft in Kombination mit anderen Stoffen in Erkältungsmedikamenten enthalten und auch als Mittel gegen leichte Asthmaanfälle zugelassen. Doch bei einer Überdosierung durch Ephedrin können starke Nebenwirkungen auftreten, wie Halluzinationen, Herzinfarkte oder Schlaganfälle. Zudem wird Ephedrin als Doping Mittel in der Bodybuildingszene genutzt und auch in der Drogenszene ist die Substanz in höheren Dosen durchaus verbreitet, da sie die Stimmung aufhellt, Müdigkeit unterdrückt und das Hungergefühl unterdrückt.
Wie verhalte ich mich richtig?
Auch wenn es Berichte über die gravierenden Nebenwirkungen von Phytopharmaka gibt, müssen Sie auf diese nicht gänzlich verzichten. Wichtig ist nur, dass Sie sich bewusst sind, dass es sich um Substanzen handelt, welche auf den Körper wirken und diesen durchaus in seiner Funktion beeinflussen können. Lesen Sie daher die Packungsbeilage immer genau, beachten Sie die Hinweise zu Einnahme und vermeiden Sie die gleichzeitige Einnahme verschiedener Präparate. Zudem sollten Sie sich bei Fragen lieber bei Ihrem Hausarzt absichern und mit diesem die Einnahme der Präparate besprechen. Das gilt ganz besonders, wenn Sie wegen Erkrankungen sowieso in ärztlicher Behandlung sind.