Bei Rotaviren handelt es sich um die häufigsten Auslöser von Durchfallerkrankungen, die bei Kindern und Säuglingen auftreten. Gerade die Rotaviren, der als Serogruppe A bezeichneten Viren, bringen schwere Darminfektionen mit sich. In Dritte-Welt-Ländern verlaufen diese Infektionen aufgrund mangelnder medizinischer Möglichkeiten und schlechterem Gesundheitszustand der Kinder, im Vergleich zu Europa, häufig tödlich.
Schätzungen sagen, dass sich jährlich rund 100 Millionen Kinder mit Rotaviren infizieren. In Deutschland sind besonders Säuglinge und Kinder im Alter von 6 Monaten bis zu zwei Jahren von der Infektion mit Rotaviren betroffen.
Allerdings können sich auch Erwachsene mit dem Rotavirus infizieren. Besonders Menschen ab 60 Jahren sind sehr gefährdet, deshalb sind auch Ausbrüche von Infektionen in Seniorenheimen sehr häufig der Fall.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Wie erfolgt die Ansteckung mit Rotaviren?
- 2 Infektion mit Rotaviren & Symptome
- 3 Was ist der Unterschied zwischen Rotaviren und Noroviren?
- 4 Wie erfolgt die Diagnose der Rotaviren?
- 5 Rotaviren bei Babys und Kindern
- 6 Ernährung des Kindes bei Infektion mit Rotaviren
- 7 Wie wird der Rotavirus therapiert?
- 8 Ernährung für Erwachsene bei Infektion mit Rotaviren
- 9 Kann man dem Rotavirus vorbeugen?
- 10 Impfung gegen Rotaviren
- 11 Bei Rotaviren besteht Meldepflicht
Wie erfolgt die Ansteckung mit Rotaviren?
Die Übertragung mit den Rotaviren findet auf dem fäkal-oralen Weg statt. Menschen stecken sich gegenseitig mittels sogenannter Schmierinfektion an. Dazu kommt der Kontakt mit kontaminiertem Wasser, Lebensmitteln oder auch Spielzeugen, die gerade Säuglinge und Kleinkinder gern in die Hand und dann in den Mund nehmen.
» Rotaviren Inkubationszeit
Zwischen der Ansteckung und dem Ausbruch der Infektion liegen ein bis etwa drei Tage. Mediziner sprechen hier von der Inkubationszeit. Generell ist die Ansteckungsgefahr innerhalb der gesamten akuten Infektion für andere gegeben, da in dieser Zeit die Viren mit dem Stuhlgang aus dem Organismus ausgeschieden werden. Grundsätzlich erfolgt eine Ausscheidung der Viren über einen Zeitraum bis zu etwa acht Tagen, allerdings kann die Infektion in einzelnen Fällen auch deutlich länger anhalten – somit auch die Ansteckungsgefahr sehr viel länger bestehen.
» Rotaviren Typen
Die Rotaviren werden in verschiedene Typen unterteilt die sowohl saisonal als auch zeitlich unterschiedlich auftreten können. Erkrankungen in Deutschland werden fast immer durch den sogenannten Typ G1P[8] verursacht. Ist eine Infektion erfolgt, ist der Körper über einen längeren Zeitraum gegen diesen Virustyp immunisiert. Allerdings kann dennoch eine Infektion mit einem Virus eines anderen Typen erfolgen.
Infektion mit Rotaviren & Symptome
Wer sich mit Rotaviren infiziert hat, wird mehr oder weniger ausgeprägte Symptome spüren. Klassische Beschwerden bei einer Infektion sind
- wässriger Durchfall
- Erbrechen
- starke Übelkeit
- Fieber
- intensive Bauchkrämpfe.
In Einzelfällen können auch Atemwegsbeschwerden auftreten. Durch die intensiven Durchfälle und das Erbrechen ist ein besonders hoher Flüssigkeitsverlust gegeben, der die Gefahr einer Austrocknung, der sogenannten Dehydration, birgt. Dieser Austrocknung muss schnell begegnet werden.
Klassische Zeichen einer Dehydration sind
- starkes Durstgefühl
- Unruhe
- Reizbarkeit
- eine trockene Zunge
- trockene Schleimhäute
- Verwirrtheit
- Lethargie.
Optische Anzeichen sind eingesunkene Augen. Bedingt durch den geringen Wassergehalt des Körpers findet auch nur noch eine stark verminderte Urinausscheidung statt.
Was ist der Unterschied zwischen Rotaviren und Noroviren?
Auch bei einer Infektion mit Noroviren können nach etwa einem bis drei Tagen schwere Darminfektionen auftreten. An dieser Infektion erkranken allerdings nicht überwiegend Säuglinge und Kleinkinder, sondern auch Jugendliche und Erwachsene sowie auch ältere Menschen.
» Noroviren Symptome
Die Symptomatik bei der Infektion mit Noroviren ist ähnlich der mit Rotaviren. Schwallartiges Erbrechen sowie starker Durchfall mit oftmals starkem Flüssigkeitsverlust ist auch hier klassisch. Die Erkrankten fühlen sich sehr schwach und krank und leiden unter Bauchschmerzen und starker Übelkeit. Auch Kopf- und Muskelschmerzen kommen bei der Infektion mit Noroviren dazu.
Die Infektion mit den Noroviren kann allerdings auch sehr schwach ausfallen. Akute Beschwerden sind bei der Infektion mit den Noroviren bereits nach zwei bis drei Tagen beendet. Gerade bei Kindern bis zu zwei Jahren verläuft die Infektion mit den Rotaviren deutlich schwerer, als wenn eine Noroviren-Infektion gegeben ist. Bei den Rotaviren halten die Symptome zudem deutlich länger an.
Um eine Unterscheidung zu treffen, welche Infektion gegeben ist, muss eine Untersuchung des Stuhls erfolgen. Hier wird der Nachweis der Noro- oder Rotaviren erbracht.
Wie erfolgt die Diagnose der Rotaviren?
Besteht der Verdacht einer Rotavireninfektion, dann führt der Arzt zunächst unterschiedliche Untersuchungen durch, um das Virus im Körper nachzuweisen. Weiterhin sind es die klassischen Symptome wie wässriger Durchfall, Erbrechen und intensive Bauchschmerzen, die einen Hinweis auf eine Infektion mit Rotaviren geben. Gerade dann, wenn auch andere Personen des Umfeldes von den Symptomen betroffen sind, ist die Wahrscheinlichkeit einer Infektion mit Rotaviren sehr groß. Allerdings gibt es auch viele andere Infektionen mit Bakterien und Viren, die genau die gleichen Durchfallerkrankungen bewirken.
» Stuhluntersuchung und Elektronenmikroskopie
Daher wird für die genaue Diagnose eine Stuhluntersuchung durchgeführt. In dieser Untersuchung muss ein bestimmtes Antigen durch einen Enzym-Immun-Test nachgewiesen werden. Der Nachweis erfolgt im Labor. Aufwendigere Tests, wie die Elektronenmikroskopie, bringen einen direkten Nachweis der Rotaviren. Hierbei handelt es sich um eine molekularbiologische Untersuchungsmethode, mit sogenannten Polymerase-Kettenreaktionen. Bei der aufwendigen Untersuchung ist es auch möglich, den genauen Virustyp zu bestimmen, was bei dem reinen Antigen-Nachweis nicht möglich ist.
Rotaviren bei Babys und Kindern
Bei Kindern ist die Infektion mit Rotaviren besonders häufig der Fall. Die Schmierinfektion ist der klassische Weg der Übertragung von Rotaviren, hierbei erfolgt die Infektion fäkal-oral.
Kinder stecken sich mit den Viren besonders schnell an. Gerade bei Kindern unter zwei Jahren kommen dann besonders schwere Symptome der Infektion vor.
- wässriger Durchfall
- Bauchschmerzen
- Erbrechen
Nachgewiesen wird die Infektion mit Rotaviren durch eine Stuhluntersuchung. Gerade bei Säuglingen und Kleinkindern ist die Gefahr der Austrocknung ziemlich hoch. Dem wird durch Flüssigkeitszufuhr und Elektrolyten entgegengewirkt. Wichtig ist daher, dass die Infektion mit dem Rotavirus im Krankenhaus behandelt wird, denn hier können Infusionen gelegt werden, die die Versorgung des kindlichen Organismus mit Flüssigkeit gewährleisten.
Ernährung des Kindes bei Infektion mit Rotaviren
Besteht eine Infektion mit Rotaviren, dann sollten verschiedene Ernährungsmaßnahmen ergriffen werden, die vom Alter des Kindes abhängig sind.
- Bei Stillkindern kann die Ernährung gewohnheitsmäßig verlaufen, allerdings sollten die Kinder zusätzlich mit einer Rehydrationslösung, also einer sogenannten Elektrolytlösung, versorgt werden. Stillkinder sollten in der Zeit der Durchfälle und auch kurz danach nicht auf Säuglingsmilch oder Spezialnahrung umgestellt erden, denn dies kann zusätzliche Unverträglichkeiten bewirken.
- Nicht gestillte Säuglinge erhalten wie gewohnt ihre Säuglingsmilchnahrung, die auch während der Erkrankung nicht verdünnt werden sollte. Möglicherweise sollten die Mahlzeiten aber häufiger und kleiner über den Tag verteilt ausfallen.
- Säuglinge, die eine HA-Nahrung, also eine hypoallergene Nahrung, erhalten sollten keine andere Säuglingsmilch bekommen, die auf Soja- oder Kuhmilch basiert. Werden Säuglinge neben der Milchnahrung schon mit Beikost gefüttert, darf diese Beikost auch im Rahmen der Infektion weiterhin gegeben werden. Eine Umstellung auf Spezialnahrung ist nicht erforderlich und auch die Umstellung auf Milch mit geringerem Milchzuckeranteil oder Fettgehalt ist nicht notwendig.
- Kleinkinder werden ihrem Alter entsprechend ernährt, also beispielsweise Brot mit entsprechendem Belag, Nudel-, Kartoffel- oder Reisgerichten. Zudem können Grießbreie oder Suppen wie Kartoffelsuppe oder Möhrensuppe verabreicht werden.
- Erbricht das Kind nicht, muss auch nicht auf eine fettreduzierte Ernährung geachtet werden.
- Nicht gegeben werden sollten innerhalb der Infektion Säfte mit hohem Zuckergehalt oder aber mit einem Zuckeraustauschstoff.
- Auch auf sehr süße Speisen sollte innerhalb der Infektion verzichtet werden.
» Kann man dem Rotavirus bei Kindern vorbeugen?
Bei Kindern eine Darminfektion vorzubeugen heißt, besonders auf hygienische Maßnahmen zu achten und diese auch konsequent umzusetzen. Allerdings reichen diese Vorbeugemaßnahmen häufig nicht aus, damit ein Schutz vor den Rotaviren gegeben ist. Inzwischen sind die Rotaviren nämlich sehr resistent gegen Umwelteinflüsse und Hygienemaßnahmen, so dass sie sich teilweise auch gegen Desinfektionsmittel widerstandsfähig zeigen.
Wie wird der Rotavirus therapiert?
Generell erfolgt die Therapie bei der Infektion mit Rotaviren dahingehend, dass der Flüssigkeitsverlust ausgeglichen wird, der durch das Erbrechen und den Durchfall entstanden ist. Gerade bei Säuglingen und Kleinkindern können die Infektion und der damit verbundene Flüssigkeitsverlust schnell gefährliche Ausmaße annehmen.
- Wichtig ist daher, genügend Flüssigkeit und Elektrolyte zu verabreichen, damit der Flüssigkeitsverlust ausgeglichen wird und ein Schutz vor Austrocknung besteht.
- Kann ein Kind die Flüssigkeit nicht bei sich behalten und erbricht sie ständig wieder oder weigert sich zu trinken, kann es notwendig werden, eine Infusion zu legen. Diese Behandlung erfolgt dann im Krankenhaus.
- Medikamente gegen die Viren werden nicht immer gegeben, weil Antibiotika gegen bakterielle Infektionen nicht immer Wirkung zeigen.
- Cola-Getränke sollten bei der Infektion mit Rotaviren von Kindern und Säuglingen nicht getrunken werden. Der Hintergrund liegt darin, dass Cola viel Zucker aufweist und dieser die Weiterleitung der Körperflüssigkeit in den Darm noch steigert. Zudem unterstützt das Koffein, das in der Cola enthalten ist, den Kaliumverlust noch, der durch den Brechdurchfall schon gegeben ist.
- Ist der Verlauf der Rotaviren-Infektion bei Kindern leicht, dann reicht es aus, mehr Flüssigkeit als sonst zu trinken. Je nach Alter kann die Flüssigkeit dann durch mehr Muttermilch, Säuglingsnahrung, ungesüßten Tee oder aber Wasser zugeführt werden.
- Stillkinder sollten innerhalb der Infektion weiterhin normal gestillt werden oder entsprechend essen. Eine spezielle Schonkost oder Aufbaukost zu verabreichen ist nicht notwendig. Auch auf Nahrungspausen muss nicht gesetzt werden.
- Ein Wassermangel, die sogenannte Dehydration, muss durch Elektrolyte ausgeglichen werden. Je nach Alter des Kindes können diese Elektrolyte in unterschiedlicher Form zugeführt werden. Eigene Herstellung von Getränkemischungen aus Zucker, Wasser, Saft und Salz eignen sich für den Ausgleich allerdings nicht. Hier sollte auf spezielle Elektrolyteflüssigkeiten aus der Apotheke gesetzt werden.
Ernährung für Erwachsene bei Infektion mit Rotaviren
Bei gesunden Erwachsenen muss keine besondere Therapie bei der Rotaviren-Infektion erfolgen. Der Verlauf ist in der Regel unproblematisch und Symptome – auch wen sie sehr intensiv ausfallen, reduzieren sich schnell wieder, ohne dass spezielle Medikamente verabreicht werden.
Bei einem leichten Verlauf können Cola und Salzstangen, als bekanntes Hausmittel, zwar keine größeren Schäden anrichten, empfohlen wird es von Medizinern aber trotzdem nicht. Neben dem Natrium, das in den Salzstangen enthalten ist, braucht der Körper aber auch Kalium. Sinnvoll ist es daher, dass zusätzlich zur üblichen Ernährung auch einige Bananen gegessen werden.
Auch Erwachsene müssen darauf achten, dass sie – genau wie Kinder – ausreichend trinken. Mineralwasser oder ungesüßter Kräutertee eignen sich am besten. Nimmt die Infektion einen schweren Verlauf, dann können Elektrolyt-Präparate aus der Apotheke verwendet werden, die den Wirkstoff Dinatriumhydrogencitrat beinhalten.
Kann man dem Rotavirus vorbeugen?
Auch bei intensiven Hygienemaßnahmen lässt sich die Infektion mit Rotaviren nicht komplett vermeiden, denn die Erreger sind sehr resistent gegen Umwelteinflüsse und Hygienemaßnahmen geworden. Allerdings sind Vorsichtsmaßnahmen sehr empfehlenswert, wenn Kontakt mit erkrankten Personen besteht. In diesem Fall muss Hygiene absolute Priorität haben.
- Wenn machbar, sollte der Kontakt zu Infizierten nach Möglichkeit gemieden werden. Bei Müttern und infizierten Kindern ist das natürlich nicht möglich, deshalb sollte hier gründliches Händewaschen nach dem Kontakt mit der infizierten Person zusätzlich durch eine Desinfektion von Händen, Türgriffen, Toiletten und Waschbecken ergänzt werden.
- Infizierte Kinder dürfen nicht in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten oder Schulen gebracht werden. Der Besuch ist über die Dauer der Ansteckungsgefahr verboten. Auch zu anderen Personen sollte der Kontakt so gut wie möglich gemieden werden – hier besonders zu anderen Kindern und älteren Menschen, wie den Großeltern.
- In Kliniken sind besondere Vorsichtsregeln für Rotaviren-Infektion gegeben. Dort müssen Handschuhe getragen werden und besondere Desinfektionsmaßnahmen ergriffen werden.
Impfung gegen Rotaviren
Bei Rotaviren kann im Gegensatz zu den Noroviren ein Impfschutz verabreicht werden. Dabei handelt es sich um einen Lebendimpfstoff, der in zwei bzw. drei Dosen oral als Schluckimpfung gegeben wird. Die erste Impfdosis wird mit der vollendeten sechsten Lebenswoche verabreicht, die letzte Dosis sollte das Kind vor der Vollendung der 24. bzw. 26. Lebenswoche erhalten.
Manche Mediziner raten von einer Impfung gegen Rotaviren ab. In Einzelfällen kann der Impfschutz aber sehr sinnvoll sein, nämlich dann, wenn das Kind auch schon in sehr jungem Alter sehr intensiven Kontakt zu anderen Kindern hat.
Die Impfserie sollte innerhalb des ersten Lebensjahres abgeschlossen werden. Geimpft werden darf parallel zu anderen Standardimpfungen, die im Säuglingsalter gegeben werden. Vorher mit der Krankenkasse abklären, ob die Kosten übernommen werden.
Bei Rotaviren besteht Meldepflicht
Deutschland hat für die Rotaviren eine Meldepflicht verhängt. Im Jahr 2009 wurden 62.207 Erkrankungen am Rotavirus gemeldet, wobei Experten die reale Zahl der Infektionen als deutlich höher einschätzen. Insgesamt haben bis zum vollendeten dritten Lebensjahr rund 90 Prozent der Kinder wenigstens einmal Kontakt mit den Rotaviren. Auch die Infektion mit Noroviren ist meldepflichtig.