Ärger mit dem Partner, finanzielle Sorgen, falscher Ehrgeiz im Job: Rückenschmerzen haben nicht immer etwas mit Haltungsschäden oder verkürzten Muskeln zu tun, sie können genauso gut psychische Gründe haben.
Leidgeplagte fassen sich mehrmals täglich an den Rücken um den Schmerz irgendwie zu unterdrücken. Häufig wird angenommen, dass eine falsche Haltung, langes Stehen oder Sitzen an den Rückenproblemen Schuld ist. Doch das ist nicht immer der Fall.
Inhaltsverzeichnis
Wie sich die Psyche auf unseren Körper auswirkt
Wie bei der Entstehung aller chronischen Schmerzen, spielen bei Rückenschmerzen neben körperlichen Gegebenheiten auch psychische Faktoren eine entscheidende Rolle. Das liegt daran, dass Körper und Geist nicht als zwei getrennte Systeme verstanden werden dürfen, vielmehr bilden sie eine verschworene Einheit.
➡ Dauerstress kann Schmerzauslöser sein
So wirkt sich eine psychische Dauerbelastung auch auf Muskeln, Gelenke und die Wirbelsäule aus. Wer beispielsweise aufgrund des Leistungsdrucks im Job gestresst ist, dessen Muskeln verkrampfen im Laufe der Zeit. Was geschieht? Die dauergereizte Muskulatur wird müde und verhärtet & Schmerzen entstehen.
Nicht nur Stress wirkt sich negativ auf den Rücken aus, auch Ängste und Sorgen hinterlassen Spuren, wenn Betroffene meinen, sie müssten dennoch Haltung bewahren. Manch einer möchte etwa während einer großen Beziehungskrise am liebsten zusammenbrechen, reißt sich aber der Kinder zuliebe zusammen. Das Ungleichgewicht aus seelischem Bedürfnis und der erzwungen Haltung, die nach außen gewahrt wird, kann schmerzhafte Blockaden im Rücken auslösen.
Rückenschmerzen aufgrund von psychischem Leiden:
Das kann der Arzt tun
Eine rein körperliche Therapie bei Rückenschmerzen ist veraltet: Eine Spritze in die verspannten Muskeln oder bestimmte Tabletten bekämpfen die Probleme nicht in ihrer Ursache. Beides ist dauerhaft keine Lösung.
➡ Multimodale Therapie
Stattdessen sollten Körper und Geist gleichzeitig behandelt werden. Infrage kommt bei diesem Ansatz zum Beispiel die sogenannte multimodale Therapie. Hierbei werden Bewegungs- und Verhaltensübungen sowie eine medikamentöse Therapie kombiniert. Eine andere Möglichkeit ist die Schmerztherapie. Dabei lernt der Patient auch, von seinen Schmerzen und dem damit verknüpften, möglicherweise depressiven Verhalten weg und wieder rein ins Leben zu kommen.
Sollten Sie Interesse an einer ganzheitlichen Therapie haben, sprechen Sie am besten Ihren Arzt an. Er wird Ihnen individuelle Therapie-Vorschläge anbieten können.
Ständig gestresst und verkrampft?
Das können Sie selbst dagegen tun
Wenn es im Rücken hin und wieder etwas zwickt und zwackt, muss man nicht gleich eine Schmerztherapie beginnen. Manchmal reicht es schon, selbst, ohne Rezept vom Arzt, etwas Ruhe in Körper und Geist zu bringen. Folgendes können Sie teilweise eigenständig, teilweise mit speziell ausgebildeten Lehrern versuchen:
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- Muskelentspannung nach Jacobson: Zunächst spannen Sie Muskelgruppen wie beispielsweise den gesamten Arm stark an, um ihn gleich darauf wieder locker zu lassen. Wer diese Methode verinnerlicht hat, lernt, auf Knopfdruck bei Anspannung loszulassen. Eine komplette Anleitung finden Sie beim PAL Verlag.
- Autogenes Training: Hier versetzen Sie sich selbst in einen tiefen Entspannungszustand, der sich auch auf den Körper auswirkt. Bemerkbar macht sich dies durch verlangsamte Atmung und niedrigeren Puls.
- Yoga: Eine Mischung aus körperlichen Übungen und Mediation können zu innerer Harmonie und Gelassenheit führen. Den Weg dorthin ebnen verschiedene Yoga-Stile. Lassen Sie sich am besten in einem guten Yoga-Studio beraten.» Lesen Sie auch: Wie kann man Yoga lernen?
- Am Alltagsverhalten arbeiten: Sie sollten sich selbst überlegen, ob es wirklich immer 150 Prozent sein müssen oder ob in gewissen Situationen tatsächlich eine Katastrophe ausbricht, wenn Sie auch einmal „Nein´´ sagen und sich zurücklehnen. Das ist bei Perfektionisten, die übrigens sehr oft an Rückenschmerzen leiden, leichter gesagt als getan. Es kann aber genauso wie alles andere trainiert werden.
- Entspannungsübung für den Nacken: Atmen Sie drei- bis viermal ein und aus, neigen Sie den Kopf sanft nach rechts und achten Sie darauf, dass beide Schultern dabei unten bleiben. Harren Sie so für ein paar Atemzüge aus und neigen Sie Ihren Kopf dabei vorsichtig immer weiter zur Seite. Lösen Sie langsam die Dehnung, spüren Sie nach und wiederholen Sie das Gleiche auf der linken Seite.
In der Regel können Sie auch ergänzend zu einer Therapie durch den Arzt auf diese Entspannungstechniken zurückgreifen. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, hält zuvor jedoch Rücksprache.