Generell ist es heute nicht mehr der Fall, dass Frauen oder Männer, die an einer Art von Krebs erkrankt sind, auf eigene Kinder nach einer erfolgreichen Krebsbehandlung verzichten müssen. Trotzdem entsteht gerade bei Frauen und Männern, die bisher keine Kinder haben, nach der Krebsdiagnose oft die Frage, ob sich der Kinderwunsch tatsächlich realisieren lässt, wenn die Behandlung abgeschlossen ist.
Wir alle wissen, Krebs und dessen Behandlung hinterlässt Spuren im Körper. Die Krebstherapie, die in Form der Strahlentherapie oder auch der Chemotherapie durchgeführt wird, sowie die Einnahme zahlreicher anderer Medikamente schwächen den Körper stark. Dabei ist es auch ein Fakt der Krebsbehandlung, dass im Zuge des Angriffs auf die Krebszellen ein großer Teil der gesunden Zellen des Körpers angegriffen wird. Selbst neue und relativ schonende Therapien im Kampf gegen den Krebs können dies nicht verhindern. Hierbei kommt es auch vor, dass gesunde Organe entnommen werden müssen, die zur Zeugung eines Kindes oder für die Schwangerschaft bedeutsam sind.
Deshalb wird von Seiten der Mediziner eine Wartezeit von rund zwei Jahren nach dem Auskurieren der Krebserkrankung empfohlen. Innerhalb dieses Zeitraums ist das Rückfallrisiko sehr hoch.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Welche Auswirkungen hat eine Krebsbehandlung auf den Körper?
- 2 Die Risiken der Unfruchtbarkeit bei Frauen
- 3 Die Risiken der Unfruchtbarkeit bei Männern
- 4 Vorbeugende Maßnahmen für die Familienplanung
- 5 Kinderwunsch nach Krebs – Mögliche Maßnahmen bei Frauen
- 6 Kinderwunsch nach Krebs – Mögliche Maßnahmen bei Männern
- 7 Schadet Krebs / Chemotherapie dem möglichen Nachwuchs?
- 8 Zur Sicherheit & Kondom benutzen
Welche Auswirkungen hat eine Krebsbehandlung auf den Körper?
Sowohl die Operation als auch die Strahlen- und Chemotherapie wirken sich auf den Körper intensiv aus. Dabei kann auch eine mehr oder weniger starke Auswirkung auf die Zeugungsfähigkeit sowie die Fruchtbarkeit gegeben sein. Gerade die Chemotherapie birgt zudem das Risiko, dass bei dieser Behandlung auch gesundes Zellmaterial zerstört wird. Hier könnten beispielsweise die Schleimhautzellen der Gebärmutter betroffen sein. Auch die Ei- und Samenzellen selbst werden durch chemotherapeutische Maßnahmen stark in Mitleidenschaft gezogen. Entscheidend für die Auswirkungen der Chemotherapie auf die Zerstörung gesunden Gewebes sind aber die Art, sowie auch die Dosierung der Chemotherapie.
» Auf die Dosis kommt es an
Bei der Krebsbestrahlung ist es für die Fruchtbarkeit und Zeugungsfähigkeit sehr entscheidend, dass genau die Strahlendosis verabreicht wird, die dann die unerwünschten Krebszellen zerstört, die sich aber auf das daneben befindliche Gewebe möglichst wenig, wenn sogar überhaupt nicht, auswirkt. Gerade bei der Bestrahlung des Bauchbereichs oder auch des Beckens ist aber die Gefahr sehr groß, dass hierbei Eierstöcke und Hoden mit angegriffen werden und so eine Schädigung von Samenzellen oder Eizellen herbeigeführt wird.
» Wenn der komplette Körper betroffen ist
Kompliziert erweisen sich hier auch Krebserkrankungen, bei denen nicht das einzelne Organ, sondern der gesamte Körper von der Krebserkrankung betroffen ist. Die Leukämie stellt hier ein gutes Beispiel dar. Bei dieser Krebserkrankung ist eine Stammzellentransplantation – also die Transplantation von Knochenmark eines Spenders – notwendig, um die Krebserkrankung aufzuhalten und im günstigsten Falle auszuheilen. Bevor die Transplantation des Knochenmarks durchgeführt werden kann, ist aber auch hier eine Strahlen- oder Chemotherapie erforderlich, um die Besserung der Erkrankung vor der Transplantation zu erzielen. Gerade die Chemo- und Strahlentherapie bei dieser Erkrankung ist aber sehr stark dosiert und so können Hoden und Eierstöcke dauerhafte Schädigungen erleiden.
Die Risiken der Unfruchtbarkeit bei Frauen
Die Chemotherapie stellt eine große Gefahr der Unfruchtbarkeit dar. Die Auswirkungen dieser Behandlungsmethode sind von drei wesentlichen Faktoren abhängig.
- Das Alter der Frau
Zum einen spielt das Alter der Frau eine wichtige Rolle, denn je höher dieses ist, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, mit der Chemotherapie auch die unerwünschte Unfruchtbarkeit zu erzielen. - Art und Dosierung der Medikamente
Weiterhin spielen die Art der Medikamentierung und dessen Dosierung für die nachfolgende mögliche Unfruchtbarkeit eine wichtige Rolle. - Anzahl der Eizellen
Bei der Strahlentherapie erhöht sich das Risiko der Unfruchtbarkeit umso mehr, je weniger Eizellen sich in den Eierstöcken befinden. Somit haben jüngere Frauen eine deutlich bessere Prognose, die Fruchtbarkeit trotz Strahlentherapie zu erhalten, als ältere Frauen. Auch hier ist die Strahlendosierung entscheidend für die Erhaltung der Fruchtbarkeit.
Bei der Operation kann die Entfernung eines Eierstocks die Fruchtbarkeit der Frau noch weitgehend erhalten sein. Bei der notwendigen Entfernung von beiden Eierstöcken ist keine Schwangerschaft mehr möglich. Bei einer Fehlfunktion der Eierstöcke aufgrund einer Krebsoperation kann aber mit Hormonen nachgeholfen werden.
Die Risiken der Unfruchtbarkeit bei Männern
Die Chemotherapie stellt einen starken Angriff auf die Samenzellen dar. Zudem wird gleichzeitig mit der Chemotherapie auch die Produktion von Spermien stark eingeschränkt. Auch bei Männern hängt der Erhalt der Fruchtbarkeit zu einem großen Teil von der Dosierung der Chemotherapie ab. Nur dann, wenn noch Samenzellen nach der Chemotherapie vorhanden sind, kann die Spermienproduktion sich wieder regenerieren.
Bei der Strahlentherapie ist die Störung der Samenzellen stark von der Anzahl der Bestrahlungen sowie auch der Strahlendosierung abhängig.
Wird bei der Krebsoperation ein Hoden entfernt, kann der verbleibende Hoden die Funktion des entnommenen Hodens komplett ersetzen. Eine normale Spermienbildung ist auch mit nur einem Hoden gewährleistet. Werden beide Hoden entfernt, ist die Fruchtbarkeit nicht mehr vorhanden. Probleme stellen bei der Krebsoperation auch Eingriffe dar, die eine Verletzung der Nerven bewirken, die für den Samenerguss wichtig sind.
Vorbeugende Maßnahmen für die Familienplanung
Wenn die Familienplanung noch nicht abgeschlossen ist, sind Gedanken und Gespräche sowie vorbeugende Maßnahmen unbedingt wichtig. Hier empfiehlt sich ein ausführliches Gespräch mit den behandelnden Medizinern, in welcher Weise die Behandlung die Fruchtbarkeit beeinflussen kann und welche Maßnahmen während der Krebsbehandlung notwendig sind, um höchstmögliche Chancen auf Fruchtbarkeit zu gewährleisten.
Kinderwunsch nach Krebs – Mögliche Maßnahmen bei Frauen
» Einfrieren von Eizellen
Das Einfrieren von Eizellen stellt eine Maßnahme zum Erhalt der Fruchtbarkeit dar. Werden unbefruchtete Eizellen eingefroren, kann zu einem späteren Zeitpunkt eine künstliche Befruchtung erfolgen. Eingefrorene Eizellen liefern eine hohe Chance auf eine Schwangerschaft. Die Eizellen werden hierzu in flüssigem Stickstoff eingelagert. Nach einer kurzen Hormontherapie erfolgen die Entnahme sowie das Einfrieren der Eizellen.
» Einfrieren von Eierstockgewebe
Auch Eierstockgewebe kann eingefroren werden. Dies ist besonders dann sinnvoll, wenn eine Krebsbehandlung sofort erfolgen muss und keine Zeit mehr bleibt, die erforderliche Hormontherapie für die Entnahme von Eizellen durchzuführen. In diesem Fall wird Eierstockgewebe entnommen, das unreife Eizellen aufweist. Dieses Gewebe lässt sich zu einem späteren Zeitpunkt nach der erfolgreich behandelten Krebserkrankung wieder in den Eierstock verpflanzen. Die Erfolgsquote dieser Methode ist nicht vorhersehbar.
» Verabreichung von Anti-Hormonen
Weiterhin besteht die Möglichkeit der Verabreichung von Anti-Hormonen. Diese bewirken eine Ruhigstellung der Eierstöcke, die für den Zeitraum der Hormongabe ihre Eiproduktion einstellen. Eizellen können so nicht heranreifen und somit auch von der Chemotherapie nicht geschädigt werden.
» Verlegung der Eierstöcke
Eine weitere Maßnahme stellt die Verlegung der Eierstöcke dar. Gerade dann, wenn die Bestrahlung des Beckens notwendig ist, können Frauen mit Kinderwunsch die Eierstöcke für den Zeitraum der Bestrahlungen aus dem Bestrahlungsbereich heraus verlegen lassen. Diese Verlegung wird nach Abschluss der Bestrahlungen wieder zurückgeführt. Risiko bei dieser Verlegung ist, dass innerhalb des Eingriffs auch eine Durchtrennung der Eileiter erfolgen kann. In diesem Fall kann eine Schwangerschaft nachfolgend nur noch mittels künstlicher Befruchtung erfolgen.
Kinderwunsch nach Krebs – Mögliche Maßnahmen bei Männern
» Einfrieren von Spermien
Das Einfrieren von Spermien ist eine geläufige Methode, vor der Behandlung der Krebserkrankung auch noch relativ kurzfristig die Familienplanung zu sichern. Nach der erfolgreichen Krebsbehandlung kann die Partnerin dann mit dem eingefrorenen Sperma befruchtet werden.
» Einfrieren von Hodengewebe
Ist der Samenerguss aufgrund der Krebserkrankung nicht mehr möglich, besteht auch die Möglichkeit, Hodengewebe einzufrieren. Diesem Hodengewebe können zur künstlichen Befruchtung der Partnerin befruchtungsfähige Samenzellen entnommen werden.
Schadet Krebs / Chemotherapie dem möglichen Nachwuchs?
Hier sind individuelle Entscheidungen notwendig, denn sowohl von der Art der Krebserkrankung als auch von der spezifischen Medikamentierung der Chemotherapie hängt es ab, ob und wie weit eine Schädigung der Eizellen oder Samenzellen gegeben ist, die dann ein behindertes Kind zur Folge haben kann. Auch das Krebsrisiko des Kindes kann ein Thema für Krebserkrankte bei der Familienplanung sein. Hier bieten sowohl Mediziner als auch genetische Beratungsstellen Informationen.
» Krebserkrankung des Kindes
Bisher liegen noch keine ausreichenden Forschungsergebnisse vor, welche Auswirkungen die Krebserkrankung und die Behandlung auf die Fruchtbarkeit nehmen, wenn Kinder vor der Pubertät an Krebs erkrankt sind. In einigen Fällen, in denen die Pubertät nicht mehr natürlich eintritt, besteht die Möglichkeit, durch Hormontherapien eine Geschlechtsreife zu erzielen.
Zur Sicherheit & Kondom benutzen
Da die Auswirkungen von therapeutischen Maßnahmen gegen den Krebs größtenteils noch nicht vollständig erforscht sind, ist es eine sinnvolle Maßnahme, ein Kondom zu verwenden, bis die vollständige Klärung der Samenqualität und der Risiken für das noch Ungeborene nach der erfolgreichen Krebsbehandlung geklärt sind. Auch eine intakte Spermienproduktion kann hier nur durch gezielte Untersuchungen einen Aufschluss darüber liefern, ob die Samenzellen Schädigungen erlitten haben.