Generell gehen Eltern oder Kinder beim Beginn der Schulzeit davon aus, dass vom Lehrpersonal Stück für Stück neue Unterrichtsinhalte vermittelt werden, dass diese sich nach einiger Übung beim Kind fixieren und auf den Inhalten aufbauend neues Wissen vermittelt wird. Das ist aber leider nur der Idealfall. Nicht selten können Lernschwierigkeiten bei Kindern zu einer echten Belastungsprobe für die gesamte Familie werden.
Generell sollten Eltern davon ausgehen, dass Kinder nicht immer die gleichen Leistungen erbringen können. Sowohl Entwicklungsschübe als auch Wohlbefinden können bewirken, dass das Kind nicht kontinuierlich lernen kann. Daher ist es normal, dass bei fast jedem Schüler auch Tiefs zu verzeichnen sind und in dieser Phase das Lernen einfach schwerer fällt.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Lernschwierigkeiten – Wann ist professionelle Hilfe notwendig?
- 2 Lernschwierigkeiten bei Kindern – Die Gründe
- 3 Lernschwierigkeiten durch Legasthenie
- 4 Die Rechenschwäche oder Dyskalkulie
- 5 Lernschwierigleiten bei Kindern durch ADS oder ADHS
- 6 Teamarbeit gegen Lernschwierigkeiten bei Kindern
- 7 Lernstörung beim Kind diagnostiziert – Was nun?
- 8 Individuelle Förderung bei Lernschwierigkeiten
Lernschwierigkeiten – Wann ist professionelle Hilfe notwendig?
Gedanken sollten sich Eltern erst dann machen, wenn die Lernschwierigkeiten bei Kindern länger als drei Monate anhalten. Übersteigt die Lernproblematik diesen Zeitraum, dann sollten Eltern professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, um die Lernstörungen des Kindes in den Griff zu bekommen.
Fachkundige Therapeuten können bei den Lernproblemen helfend eingreifen und mittels einer Lerntherapie beim Kind sehr gute Erfolge erzielen, so dass das lernen deutlich leichter fällt und dementsprechend auch mehr Spaß macht.
Lernschwierigkeiten bei Kindern – Die Gründe
Die Hintergründe für Störungen beim Lernen können sehr umfangreich sein. So können beispielsweise
- Motivationsschwierigkeiten,
- Aufmerksamkeitsprobleme,
- falsche Lerntechniken,
- zwischenmenschliche Probleme
- oder Prüfungsangst
die Hintergründe für Lernschwierigkeiten bei Kindenr sein. Andere Gründe für die Probleme beim Lernen liegen in so genannten Teilleistungsschwächen. Dazu gehören
» die Lese- und Rechtschreibschwäche,
auch als Legasthenie bekannt. Sowie
» die so genannte Dyskalkulie,
bei der es sich um eine Rechenschwäche handelt. Auch hier kann die therapeutische Behandlung sehr erfolgreich sein.
Lernschwierigkeiten durch Legasthenie
Klassische Anzeichen für eine Legasthenie liegen in der Verdrehung von Buchstaben oder aber im Auslassen von Buchstaben. Weiterhin neigen Legastheniker dazu, ähnlich klingende Laute, also beispielsweise das “b” und das “d”, das “m” und das “n” oder das “d” und das “t” zu verwechseln. Auch die Länge von Lauten erkennen Legastheniker nicht. Hier wird der Himmel dann beispielsweise sowohl beim Schreiben als auch beim Sprechen zum “Himel”.
Das Kind macht trotz zahlreicher Übungen immer wieder die gleichen Fehler. Zudem liest ein Kind, das von Legasthenie betroffen ist, eher buchstabierend als flüssig. Die Worte zusammenzufügen fällt dem Kind sehr schwer. Dazu kann das Kind den Inhalt des Gelesenen oftmals nur oberflächlich oder überhaupt nicht wiedergeben. Aufgrund ihrer Probleme leiden Kinder, die von Legasthenie betroffen sind dazu, alles zu meiden, was mit Schreiben oder Lesen zusammenhängt. Sowohl die Hausaufgaben als auch das Üben für Arbeiten, wird damit sowohl für die betroffenen Kinder, als auch deren Eltern zu einer echten Belastungsprobe.
Bedenken sollte man, das bei der Legasthenie oftmals nicht alle der genannten Probleme gleichzeitig zutreffen oder sehr stark ausgeprägt sind.
Legasthenie und Lernerfolg
» Wie fördere ich mein Kind, wenn die Legasthenie diagnostiziert wurde?
Praktische Hilfen gehen dahin, dass lange Wörter mit dem Kind gemeinsam beim Lesen unterteilt werden. Sehr hilfreich kann es auch sein, eine Leseschablone zu verwenden, damit das Kind Struktur beim Lesen erlernt. Helfen können Eltern auch, indem sie das Kind dabei unterstützen, Wörter richtig zu sprechen. Bedenken sollten Eltern dabei, dass Legastheniker beim Lernen sehr schnell ermüden. Bei den einzelnen Lerneinheiten sollten also ausreichende Pausen vorhanden sein.
- Keinen Zeitdruck ausüben
Zeitdruck bedeutet für ein Kind, das unter Legasthenie leidet, enormen Stress. Eltern sollten also unbedingt Zeitdruck und Stress beim Lernen vermeiden. Die Gedanken des Kindes sind sprunghaft und es muss darin unterstützt werden, seine Gedanken bei der jeweiligen Aufgabe zu haben, ohne dass hierbei Druck erzeugt wird. Die Förderung von Legasthenikern findet aufgrund der spezifischen Problematik am besten in einer sehr kleinen Gruppe oder sogar in Einzelsitzungen statt.
- Benutzen Sie Hilfsmittel
Hilfreich kann es sein, zum Lernen einen Computer zu nutzen. Wichtig ist für Legastheniker auch, dass beim Üben das Wörterbuch intensiv genutzt wird.
- Praktische Übungen
Erfolgversprechende Übungen liegen darin, dass das Kind Reimwörter suchen muss, also beispielsweise Wiese – Riese. Auch Ähnlichkeit weiter zu unterscheiden sollte das Kind üben, also beispielsweise viel – fiel.
Beachten sollten Eltern, dass eine Legasthenie sich nicht nur auf den Deutschunterricht auswirkt, sondern dass auch der Mathematikunterricht als auch die anderen Unterrichtsfächer von dieser Legasthenie beeinflusst werden.
Die Rechenschwäche oder Dyskalkulie
Bei der so genannten Dyskalkulie, also der Rechenschwäche, sind die Symptome deutlich schwerer als bei der Legasthenie auszumachen. Typisch für Menschen, die an dieser Rechenschwäche leiden ist, dass sie ein sehr falsches Denken im Hinblick auf mathematische Kategorien haben. Klassische Symptome für eine Rechenschwäche sind:
- Probleme mit Zahlen,
- Probleme mit Mengen,
- Probleme mit Stellenwerten
- und Defizite bei den Grundrechenarten
Das Kind kann nicht erkennen, was die einzelnen Zahlen bedeuten oder welche Funktionen Zahlen im Zusammenhang haben. Starke Schwierigkeiten bei den Grundrechenarten schon im Zahlenraum bis 10 sind auch bei Kindern, die bereits die zweite Klasse besuchen und die an der Rechenschwäche leiden, durchaus üblich.
Hinweise auf eine Rechenschwäche können sich auch daraus ergeben, dass das kleine Einmaleins trotz intensiver Übungen nicht dauerhaft beherrscht wird und dass auch bei der Lösung von Textaufgaben starke Schwierigkeiten bestehen.
» Die Rechenschwäche ist diagnostiziert – Was tun?
Die Behandlung der Rechenschwäche erfordert eine sehr individuelle Vorgehensweise. Wichtig ist dabei, dass Kinder bestimmte Rechenvorgänge zunächst verstehen müssen, bevor sie dann automatisiert werden. Wenn ein Kind seinen Lernstoff einfach nur auswendig lernt, ohne diesen wirklich verstanden zu haben, gerät das Gelernte schnell in Vergessenheit. Eine individuelle Förderung ist bei der Dyskalkulie unbedingt notwendig. Hier muss schon zu Anfang der Schulzeit eingegriffen werden, damit das Kind die Grundlagen der Unterrichtsinhalte, auf die der spätere Stoff aufbaut, verstehen kann.
Lernschwierigleiten bei Kindern durch ADS oder ADHS
Eine relativ neue Lernstörung die bei der Lerntherapie Berücksichtigung findet, ist das Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom, das mit oder ohne Aktivität auftritt. Ohne Hyperaktivität spricht man von ADS, mit Hyperaktivität von ADHS. Klassische Symptome dieser Lernstörung liegen in einem intensiven Konzentrationsmangel, der zudem mit oder ohne übermäßigen Bewegungsdrang auftaucht. Typisch für Kinder, die an dieser Lernstörung leiden ist, dass sie über wenig Selbstkontrolle verfügen und dass ihr gesamtes Handeln sehr impulsiv geprägt ist.
Kinder, die unter dem Aufmerksamkeitsdefizit beziehungsweise dem Hyperaktivitätssyndrom leiden, brauchen sehr viel Zuwendung und Aufmerksamkeit. Die Atmosphäre im Umfeld des Kindes muss sehr positiv sein, damit die Entwicklung voranschreitet.
Wichtige Maßnahmen, die sich auf ein Kind mit ADS oder ADHS positiv auswirken:
- Die Atmosphäre, in der das Kind lebt, muss insgesamt ruhig sein
- Die Vermittlung von Regeln sollte positiv sein und kurz und knapp formuliert werden
- Die Einhaltung von Regeln sollte gelobt und belohnt werden, trotzdem sollten Konsequenzen in der Erziehung gegeben sein, damit das Kind Freiräume und Grenzen zu unterscheiden lernt
- Der Tagesablauf muss bei einem Kind mit ADS oder ADHS sehr strukturiert sein, die Abläufe sollten täglich im Hinblick auf Hausaufgaben und zu Bett gehen in etwa gleich ausfallen
- Sowohl beim Lernen als auch beim Spielen ist Ordnung von größter Bedeutung – störende Geräusche, Fernsehen, Radio oder Lichtreize sollten vermieden werden
- Lob spielt bei Kindern mit ADS oder ADHS eine sehr große Rolle, deshalb sollte Lob spontan und eindeutig formuliert werden, wenn das Kind etwas besonders gut gemacht hat
- Außensteuerung ist für Kinder mit ADS und ADHS enorm wichtig, denn die Selbststeuerung fällt diesen Kindern sehr schwer
- Hat das Kind sich nicht unter Kontrolle, sollte ihm ein Ort angeboten werden, an dem es wieder zur Ruhe kommt und sich selbst in den Griff bekommt
Teamarbeit gegen Lernschwierigkeiten bei Kindern
Der Beginn der lerntherapeutischen Behandlung liegt immer in einer ausführlichen Diagnose. Hier wird mithilfe verschiedener diagnostischer Verfahren sowie in Gesprächen mit Kindern, Eltern und auch Lehrern festgestellt, welche Problematiken beim Lernen bestehen. Eine Diagnose der Lernstörung kann auch durch einen Schulpsychologen gestellt werden. Die Ergebnisse der Diagnose liefern wichtige Hinweise für den Förderplan, der nach den Ergebnissen individuell entwickelt wird. Hier werden die Ziele der Lerntherapie mit Priorität behandelt und es wird festgelegt, auf welche Weise die Ziele der Lerntherapie erreicht werden. Unabhängig davon, um welche Lernschwierigkeit es sich beim Kind handelt, muss neben der Zusammenarbeit mit dem Kind auch die Arbeit mit Eltern und Lehrern in den Fokus rücken. Für eine erfolgreiche Therapie ist die Einbeziehung aller Partner, die an der Schulbildung des Kindes teilhaben, sehr wichtig.
Lernstörung beim Kind diagnostiziert – Was nun?
Unabhängig von der Art der Lernstörung ist es sehr wichtig, dass die Therapie möglichst früh beginnt. Eltern sollten beim ersten Verdacht, dass ihr Kind eine Lernstörung hat, sofort Kontakt mit dem Lehrer oder dem Schulpsychologen suchen um zu klären, ob das Kind wirklich an einer Lernstörung leidet.
» Vermeiden Sie Vorwürfe
Vorwürfe gegenüber dem Kind oder Druck beim Lernen sind nicht produktiv. Das Kind befindet sich ohnehin in einer Situation mit erhöhtem psychischem Druck, der durch die Eltern nicht noch erhöht werden sollte.
» Motivation, Geduld und Lob sind gefragt
Motivation, Geduld und Lob sind wichtige Aspekte bei der Förderung von Kindern, die unter Lernschwierigkeiten leiden. Die Stärken des Kindes sollten gelobt und in den Fokus gerückt werden, damit das Kind zu mehr Selbstbewusstsein gelangt und seine Entwicklung durch die Lernschwäche nicht gehemmt wird.
» Untersuchung im Krankenhaus
Nach Erste-Hilfe-Maßnahmen sind dann Untersuchungen in der Klinik erforderlich. Hierzu gehören Blutuntersuchungen, Ultraschalluntersuchung, Röntgenaufnahme, ein CT oder CCT des Kopfes, ein MRT, ein EEG oder auch eine Hirnwasseruntersuchung. Auch neurologische Untersuchungen können unter Umständen erforderlich werden.
Individuelle Förderung bei Lernschwierigkeiten
Unabhängig von der Art der Lernschwierigkeiten beim Kind ist die individuelle Förderung sehr wichtig. Diese muss genau auf das Kind zugeschnitten sein und muss ebenso konsequent durchgeführt werden wie die Lerntherapie. Nur wenn diese beiden Faktoren ineinander greifen und parallel individuell und konsequent durchgeführt werden, kann das Kind effektive Hilfe erhalten.
Wichtig für ein Kind mit Lernschwierigkeiten ist, dass es insgesamt eine positive Einstellung zum Lernen erhält, denn dann fällt die Ausführung der Aufgaben weitaus leichter. Kinder die unter Lernstörungen leiden, haben häufig die Einstellung “das kann ich nicht” oder “das lerne ich nie”. Wichtig ist daher, dass Eltern die Einstellung des Kindes zum Lernen immer wieder in eine positive und zuversichtliche Richtung leiten.