Die Familienplanung hat sich in den letzten Jahrzehnten gravierend verändert. Während es vor 20 bis 30 Jahren noch klassische Familienplanung war, dass Paare im Alter von Anfang 20 Jahren heirateten oder zumindest die Planung ihrer Familie angingen, hat sich hier heute einiges geändert. Der Wunsch nach Kindern tritt immer häufiger erst nach dem 30. Lebensjahr ein und nicht selten sind Paare dann schon 40 Jahre oder älter, wenn sie versuchen, Nachwuchs zu bekommen. Oft ist es dann aber nicht mehr ganz so einfach, Kinder zu bekommen.
Wenn der Kinderwunsch sich nicht erfüllt, ist die Suche bei den Spermien des Mannes ein sehr wichtiges Puzzlestück auf dem Weg zum Erfolg und auch der Suche nach der Ursache der Kinderlosigkeit. Bleibt der Kinderwunsch auch nach etwa ein bis zwei Jahre ohne Erfolg, kann es sinnvoll sein, die Spermien auf ihre Funktionstüchtigkeit untersuchen zu lassen. Schnell wird nämlich ansonsten die “schönste Sache der Welt” zu einem Zwang mit genauer Terminplanung, der nur noch das Ziel der Zeugung hat.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Untersuchungen nicht nur für Frauen
- 2 Unerfüllter Kinderwunsch liegt häufig am Mann
- 3 Gründe für die Unfruchtbarkeit des Mannes
- 4 Ablauf einer Spermiogramm-Untersuchung?
- 5 Was tun bei veränderten Spermiogramm Normwerten?
- 6 Wie sollte ein optimales Spermiogramm aussehen?
- 7 Welche Untersuchungen stehen sonst noch an?
- 8 Wie geht es nach dem Spermiogramm weiter?
Untersuchungen nicht nur für Frauen
Vorteilhaft ist es immer, wenn sich Männer gleich parallel zur Frau untersuchen lassen. Das steigende Alter birgt höhere Risiken für unerwünschte Kinderlosigkeit und wenn zuviel Zeit vergeht, sinken die Chancen auf die Erfüllung des Kinderwunsches rapide ab. Bedenken sollten Männer dabei, dass die Untersuchungen für die Ermittlung der Fruchtbarkeit zwar unangenehm, aber allesamt schmerzfrei sind. Auch das Spermiogramm ist eine Untersuchung, für die der Mann zwar Sperma abliefern muss, die aber keine weiteren Unannehmlichkeiten oder sogar Schmerzen mit sich bringt. Da der Grund für die Kinderlosigkeit sowohl beim Mann, als auch bei der Frau gleichermaßen gegeben sein kann, bedeutet eine umfassende und frühzeitige Untersuchung eine steigende Chance auf schnellere Erfüllung der Familienplanung.
Wenn der Kinderwunsch sich nicht erfüllt, beginnt für viele Frauen eine Reise durch verschiedene Arztpraxen und Therapien. Viele Versuche werden durchgeführt, um die gewünschte Schwangerschaft zu erzielen. Vergessen wird auch heute in der fortgeschrittenen Medizin noch immer, dass auch der Mann die Kinderlosigkeit bewirken kann – wenn nämlich die Spermien keine gute Qualität aufweisen oder aber in zu geringer Menge gebildet werden.
Unerfüllter Kinderwunsch liegt häufig am Mann
Schätzungen besagen, dass ungefähr 1,5 Millionen Paare in Deutschland einen unerfüllten Kinderwunsch haben. Gerade ältere Paare – und hier ist die Grenze ab 30 Jahre gemeint – sind häufiger von Unfruchtbarkeit betroffen oder auch von der Gefahr, dass das Kind innerhalb der Schwangerschaft verloren wird. Während Paare mit Anfang 20 noch eine Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft von 20 bis 30 Prozent in einem Zyklus haben, also innerhalb von fünf bis sechs Monaten die erwünschte Schwangerschaft erzielen – sinkt schon ab dem 25. Lebensjahr die Fruchtbarkeit rapide ab. Bereits zwischen 25 und 33 Jahren sinkt die Chance auf eine Schwangerschaft schon auf 18 Prozent je Zyklus und sinkt danach kontinuierlich weiter ab, bis letztlich ab 35 Jahren Altersgrenze eine Schwangerschaftswahrscheinlichkeit nur noch bei fünf Prozent gegeben ist.
Weil aber immer mehr Paare sich genau in diesem Alter der sinkenden Fruchtbarkeit für Kinder entscheiden, steigt auch die Zahl der Paare, die eben unerwünscht kinderlos bleiben und die medizinische Hilfen nutzen müssen. Auch wenn in der Vergangenheit immer die Gründe für die Kinderlosigkeit zuerst umfassend bei der Frau gesucht wurden, hat sich inzwischen herausgestellt, dass in fortgeschrittenem Alter die Gründe für die Kinderlosigkeit zu 40 Prozent beim Mann beziehungsweise seinen Spermien liegen und nur 20 Prozent der Gründe bei der Frau liegen.
Gründe für die Unfruchtbarkeit des Mannes
Grundsätzlich spricht man in der Medizin von Sterilität oder Unfruchtbarkeit, wenn nach zwei Jahren regelmäßigen Geschlechtsverkehrs noch immer keine Schwangerschaft vorhanden ist. Die Gründe reichen von der Lebensweise bis hin zu Erkrankungen und Fehlbildungen. Auch das Alter der Partner spielt bei der Unfruchtbarkeit, beziehungsweise Sterilität, eine wichtige Rolle. Auch psychische Gründe können der Grund für Kinderlosigkeit sein, sind jedoch seltener gegeben.
» Gründe für die Sterilität des Mannes
- Unentdeckte Entzündungen in den ableitenden Samenwegen oder ein Verschluss der Samenwege durch eine Mumpserkrankung, eine Geschlechtskrankheit oder eine Verletzung sind häufige Gründe dafür, dass die Samen nicht dort ankommen, wo sie für die Schwangerschaft hingehören.
- Auch Krampfadern in den Hoden können zu einer Überwärmung und damit einer veränderten Spermienqualität oder sogar einer Minderung der Anzahl der Samenzellen führen.
- Neben Hormonstörungen und Potenzstörungen können auch Umwelteinflüsse die Spermien verändern oder ihre Beweglichkeit beeinträchtigen.
Um den genauen Grund für die Kinderlosigkeit zu ermitteln, ist ein Spermiogramm die wichtigste Untersuchung. Hier kann im Labor die Beweglichkeit sowie auch die Anzahl der lebensfähigen Spermien genau nachgewiesen werden und damit eine geeignete Lösung für die Erfüllung des Kinderwunsches gefunden werden.
Ablauf einer Spermiogramm-Untersuchung?
» Abgabe einer Samenprobe
Wenn der Mann nur eine geringe Anzahl von Spermien aufweist oder diese eine zu geringe Beweglichkeit haben, ist eine genaue Untersuchung der Samenflüssigkeit erforderlich. Hierzu muss der Mann eine Samenprobe beim Arzt abgeben. Dazu sollte der Mann drei bis etwa fünf Tage sexuell inaktiv sein und dann die Samenprobe durch Masturbation gewinnen. Die Abgabe der Samenprobe geschieht diskret in speziell abgeschirmten Räumlichkeiten der Arztpraxis. Wer möchte, kann die Samenprobe auch zu Hause gewinnen und sie dann umgehend beim Labor selbst abgeben. Wichtig ist allerdings die ärztliche Aufklärung über die richtige Samengewinnung, sowie die Aufbewahrungsfristen für die Samenprobe, denn nur so lässt sich ein objektives und medizinisch verwertbares Ergebnis erzielen.
» Wie wird ein Spermiogramm erstellt?
Wenn das Ejakulat schnell im Labor vorliegt, kann umgehend das sogenannte Spermiogramm erstellt werden. Hierbei erfolgt eine genaue Untersuchung der Sameprobe. Dabei sind Farbe und Geruch, Volumen und pH-Wert der Samenflüssigkeit ebenso wichtig wie der Zuckergehalt des Samens und auch seine Konsistenz. Die sogenannte Viskosität kann neben der Anzahl der Samenzellen auf die Qualität des Samens auch wichtigen Einfluss nehmen. Letztlich wird die Samenprobe mit dem Mikroskop auf die Anzahl und Form der Spermien sowie deren Beweglichkeit untersucht.
» Untersuchung der Samenflüssigkeit
Grundsätzlich erfolgt die erste Untersuchung des Ejakulats hinsichtlich der Verflüssigung der Samenflüssigkeit. Im Idealfall sollte das Ejakulat direkt nach dem Austritt aus den Samenwegen erst zähflüssig werden, damit es nicht sofort aus der Scheide herausfließt. Erst nach etwa 30 Minuten wird das Ejakulat dann wieder flüssiger. Jetzt ist eine Untersuchung des Ejakulats möglich. Besteht die Verflüssigung nach dieser Zeit nicht, spricht man in der Medizin von der sogenannten Hyperviskositätsstörung, was heißt, dass das Ejakulat zu dickflüssig ist. Dieses Phänomen ist zwar sehr selten, aber bereits ein Hinweis auf eine Unfruchtbarkeit. Hier können bestimmte Enzymgaben die Verflüssigung des Ejakulats unterstützten. Die Samenflüssigkeit wird in diesem Fall mit den Enzymen aufbereitet und dann mittels Inseminationsbehandlung zu den Eizellen geführt.
» Das Volumen der Samenflüssigkeit wird bestimmt
Weiterhin wird das Volumen der Samenflüssigkeit bestimmt. Mindestens zwei Millimeter sollte das Volumen betragen. Ist weniger Samenflüssigkeit vorhanden, dann ist mit großer Wahrscheinlichkeit eine Störung innerhalb der Samenbläschen gegeben, denn diese haben die Verantwortung für das Volumen des Ejakulats. Mit zu wenig oder ganz ohne Flüssigkeit büßen die Spermien ihre Beweglichkeit ein, denn diese gewinnen sie aus dem Zuckerstoff, der in der Flüssigkeit enthalten ist und der die Energie für die Fortbewegung der Samen liefert. Zudem wird der Fruktosegehalt der Samenflüssigkeit ermittelt, um hieraus Hinweise auf die Funktionsfähigkeit der Samenbläschen zu gewinnen. Auch bei Störungen des Volumens oder dem Fruktosegehalt kann eine Aufbereitung des Samen mit nachfolgender Insemination zu einer gewünschten Schwangerschaft führen.
Untersuchung der Spermienflüssigkeit
Was tun bei veränderten Spermiogramm Normwerten?
Wenn das erste Spermiogramm negativ ausfällt, ist noch lange kein Grund für Panik gegeben. In diesem Fall erfolgt zunächst eine weitere Untersuchung, für die wieder frisches Sperma erforderlich ist. Die zweite Untersuchung sollte günstigstenfalls innerhalb eines Monats erfolgen, denn die Werte können von Probe zu Probe oftmals erhebliche Abweichungen zeigen.
» körperliche Untersuchungen
Sind auch bei der zweiten Untersuchung wieder wenige oder nur wenig aktive Spermien zu finden, sind weitere zusätzliche Untersuchungen erforderlich. Erst dann beginnt auch die körperliche Untersuchung des Mannes mit Untersuchung von Hoden, Prostata und auch die Ultraschalluntersuchung. Beim zweiten negativen Spermiogramm wird ggf, auch eine Untersuchung auf Tumoren sowie eine Hormonuntersuchung erforderlich.
» Entnahme einer Gewebeprobe
Gewebeproben müssen für die weiteren Untersuchungen nicht zwingend entnommen werden. Diese sind nur dann erforderlich, wenn sehr wenige bewegliche Spermien oder überhaupt eine sehr geringe Anzahl von Spermien im Ejakulat zu finden sind. Die Gewebeprobe kann in einem ambulanten Eingriff entnommen werden. Der Mann erhält hierzu eine örtliche Betäubung.
» Blutuntersuchung
Weiterhin wird dem Mann bei einem zweiten negativen Ergebnis eine Blutprobe entnommen. Hier sollen eventuelle genetische Abweichungen festgestellt werden. Die Blutuntersuchung wird standardmäßig auch vor der künstlichen Befruchtung durchgeführt.
Wie sollte ein optimales Spermiogramm aussehen?
Das Volumen des Ejakulats sollte bei einem Samenerguss etwa zwei bis sechs Milliliter Flüssigkeit mitbringen. In dieser Flüssigkeit müssen insgesamt 40 Millionen Spermien, aber pro Milliliter 20 Millionen vorhanden sein. Mehr als 65 Prozent der Spermien sollten dabei eine normale Ausformung zeigen und auch 65 Prozent der Samen sollten Bewegungen zeigen. Wiederum 25 Prozent hiervon sollten deutliche Bewegungen zeigen. Weicht die Samenprobe von diesen Werten wesentlich ab, wird von einer verminderten Zeugungsfähigkeit gesprochen. In seltenen Fällen ist auch überhaupt keine Zeugungsfähigkeit gegeben.
Welche Untersuchungen stehen sonst noch an?
Neben dem Spermiogramm selbst, muss sich der Mann auch noch einer körperlichen Untersuchung unterziehen.
» Gesundheitliche Vorgeschichte
Die Ermittlung seiner gesundheitlichen Vorgeschichte gehört dabei zur Diagnosefindung dazu. So gehören Operationen von Leistenbrüchen oder Hodenhochständen zur umfassenden Untersuchung unbedingt dazu. Da Männer häufig eine Mumpserkrankung hatten, die eine verminderte Spermienproduktion zur Folge haben, gehört auch diese Information zur umfassenden Untersuchung dazu. Weiterhin gehören Infektionen der Samenwege, innere Erkrankungen – beispielsweise Diabetes – und Nervenschädigungen zu den Informationen, die der untersuchende Arzt erhalten sollte. Zudem sind genaue Angaben zu Alkohol- und Tabakkonsum erforderlich.
» Urologische Untersuchung
Und auch die körperliche Untersuchung ist wichtig, um die Ergebnisse des Spermiogramms zu stützten. Diese Untersuchung führt der Urologe oder der spezialisierte Internist, der sogenannte Androloge, durch. Innerhalb der Untersuchung wird auch auf den Körperbau und die Behaarung des Mannes geachtet und Augenmerk auf die typisch männliche Ausbildung gelegt. So kann hormonellen oder genetischen Störungen auf die Spur gekommen werden.
Auch die Abtastung der Hoden gehört zur umfassenden Untersuchung, denn an deren Größe sowie Festigkeit kann ein erfahrener Arzt Funktionsstörungen erkennen. Zeigen sich die Hoden besonders empfindlich beim Abtasten, kann dies ein Hinweis auf eine Entzündung chronischer Art sein. Zudem werden die Hoden auf Krampfadern hin untersucht. In der Regel wird die Tastuntersuchung durch eine Doppler-Ultraschalluntersuchung ergänzt.
Wie geht es nach dem Spermiogramm weiter?
In der Regel kann der Grund für die Kinderlosigkeit nach umfassenden Untersuchungen gefunden werden.
» künstliche Befruchtung
Das Spektrum der Behandlungsmöglichkeiten ist in der heutigen modernen Medizin sehr umfassend. Hier können Hormonbehandlungen ebenso hilfreich sein wie auch die künstliche Befruchtung, die zwar aufwendig, aber auch inzwischen relativ erfolgreich ist. Auch wenn hier die Schwangerschaft nicht beim ersten Versuch eintritt, ist eine unerwünschte Kinderlosigkeit mit der künstlichen Befruchtung kein unausweichliches Schicksal mehr.
Nach Expertenmeinung sind unter Einbindung aller möglichen Maßnahmen zur Erzielung einer Schwangerschaft insgesamt etwa 60 bis 70 Prozent der unerwünscht kinderlosen Paare erfolgreich.
» Geduld muss sein
Wer sich für die Familie mit medizinischer Hilfe entscheidet, muss allerdings einige Untersuchungen und Behandlungen auf sich nehmen, die gerade von Männern oftmals nicht sehr geschätzt werden. Hier ist Geduld erforderlich. Etwa ein Jahr Zeit sollten sich Paare geben, wenn der Kinderwunsch mit medizinischer Hilfe erfüllt werden soll.