Kleinere Kinder neigen dazu, alles Mögliche in den Mund zu stecken, vor allem wenn Dinge schön bunt aussehen oder sich in interessanten Gefäßen befinden. Im Gegensatz zu Erwachsenen vergiften sich Kinder aus Unwissenheit, so dass Eltern beim Auftreten von bestimmten Symptomen immer auch die Möglichkeit einer Vergiftung mit in Betracht ziehen sollten. Die häufigsten Vergiftungen bei Kindern sind in der Regel durch Medikamente, Tabak, Reinigungsmittel oder Giftpflanzen ausgelöst.
Anzeichen für eine Vergiftung
Doch woran lässt sich eine Vergiftung bei einem Kind erkennen? Typische Anzeichen sind häufig Erbrechen oder das Auftreten einer starken Müdigkeit. Vor allem, wenn sich Kinder in einem fremden Haushalt befinden, können sie dort meist leichter Medikamente oder andere für sie giftige Substanzen finden als zuhause. Aus diesem Grund sollten Sie besonders aufpassen, wenn Ihr Kind zum Beispiel bei den Großeltern zu Besuch ist und dort auf die Pillen im Nachtschränkchen stoßen könnte.
Notarzt und Vergiftungszentralen
Wenn der Verdacht besteht, dass bei Ihrem Kind eine akute Vergiftung vorliegt, sollten Sie umgehend den Rettungsdienst alarmieren. Der Notarzt wird dann vor Ort die entsprechenden Maßnahmen einleiten. Da Vergiftungen bei Kindern vielfältig und oft schwer zu diagnostizieren sind, wurden an verschiedenen Kliniken in Deutschland so genannte Vergiftungszentralen eingerichtet. Diese sind auf eine professionelle Beratung in punkto Vergiftungen spezialisiert und können sowohl von Ärzten als auch von Nicht-Medizinern in Anspruch genommen werden. Hier können Sie auch als Eltern Informationen dazu erhalten, inwieweit eingenommene Substanzen für das Kind giftig sind, welche Maßnahmen Sie direkt durchführen können und ob die Behandlung in einer Klinik notwendig ist.
Vergiftungszentralen befinden sich in Deutschland zum Beispiel in Berlin (030 – 19240), Bonn ( 0228 – 19240), Erfurt (0361 – 730730), Freiburg (0761 – 19240), Göttingen (0551 – 19240), Homburg/Saar (06841 – 19240), Mainz (06131 – 19240), München (089 – 19240) und Nürnberg (0911 – 3982451). Wenn Sie aufgrund einer Vergiftung Ihres Kindes dort anrufen, sollten Sie möglichst in der Lage sein, wichtige Angaben zur vorliegenden Situation zu machen. Diese sind zum Beispiel die ungefähre Menge des Gifts, die Art des Gifts (z. B. Name des Medikaments, Beschreibung der Pflanze oder von Pflanzenteilen), die vorliegenden Symptome, der Zeitpunkt der Einnahme, Alter des Kindes und wenn möglich auch das Körpergewicht. Aus all diesen Angaben können sich die Giftexperten dann ein Bild über die Vergiftung machen.
Selbst richtig handeln
Wenn Ihr Kind eine Vergiftung aufweist, können Sie bis zum Eintreffen des Notarztes auch selbst einige Maßnahmen einleiten. Zunächst einmal ist es sehr wichtig, dass Sie nicht unbedacht und vorschnell handeln. Übertriebene Maßnahmen haben in der Vergangenheit zu Todesfällen bei Kindern geführt und machen immerhin ein Fünftel der Todesursachen bei Vergiftungen im Kindesalter aus. So dürfen Sie zum Beispiel niemals ein Erbrechen durch Salzwasser hervorrufen, denn eine konzentrierte Salzlösung kann für Kleinkinder tödlich sein. Bei Bewusstlosigkeit darf ebenfalls kein Erbrechen herbeigeführt werden, da sonst Erstickungsgefahr besteht. Hat Ihr Kind Wasch-, Putz- oder Spülmittel geschluckt, dürfen Sie dieses ebenfalls nicht zum Erbrechen bringen. Reinigungsmittel sind nämlich so genannte Schaumbildner, bei denen es durch die Kontraktion des Magens beim Erbrechen zur Schaumentstehung kommt. Gelangt dieser in die Lunge, droht ebenfalls Erstickungsgefahr. Ätzende Substanzen dürfen ebenfalls nicht erbrochen werden, da es sonst zu gefährlichen Verätzungen der Speiseröhre kommen kann. Hier ist ein Nachtrinken von Flüssigkeit sinnvoll, wobei Wasser, Tee oder verdünnte Säfte sinnvoll sind.
Giftige Pflanzen und Beeren
Giftige Pflanzen, Pflanzenteile oder Früchte zeichnen sich meist dadurch aus, dass sie nicht besonders gut schmecken. Kinder spucken diese daher meist schnell wieder aus und die aufgenommenen Mengen sind also eher gering. Die Vergiftungserscheinungen beschränken sich meist auf Übelkeit und Erbrechen und nur jede 70. Pflanzenvergiftung endet mit deutlichen oder schweren Vergiftungserscheinungen. Generell gilt die Faustregel, dass Kinder eine Beere jeder heimischen Pflanze unbeschadet essen können.