Dass Rauchen die Gesundheit gefährdet, dürfte hinlänglich bekannt sein. Dass auch Passivrauchen die Ursache von Herz- und Kreislauferkrankungen, Lungenkrebs sowie Infekten aller Art sein kann, hat sich noch nicht so herumgesprochen. Dies ist insofern von Bedeutung, als Kinder und Säuglinge besonders stark betroffen sind. Studien zufolge geht Passivrauchen einher mit einem niedrigen Vitamin-C-Spiegel im Blut. Ein Mangel an Vitamin C verursacht jedoch bei Kindern noch mehr Schäden als bei Erwachsenen, da das Wachstum beeinträchtigt wird. Das Risiko, an Mittelohrentzündung und Asthma zu erkranken, ist bei Kindern von Rauchern höher als bei Kindern von Nichtrauchern.
Inhaltsverzeichnis
Allgemeine Folgen des Passivrauchens
Passivrauch führt bereits bei kurzer Belastung zu Kopfschmerzen, Schwindel, Kurzatmigkeit und erhöhter Infektanfälligkeit. Beim Passivrauchen werden die Atemwege gereizt, was Asthmaanfälle und Bronchitis hervorrufen kann. Das Blut klumpt zusammen, was die Herzkranz- und Hirngefäße verstopft. Passivrauch trägt daher zu Angina Pectoris, Herzinfarkt und Schlaganfall bei. In vielen Studien wurde ein erhöhtes Lungenkrebsrisiko festgestellt, wenn Menschen zuhause oder am Arbeitsplatz dem Passivrauch ausgesetzt sind.
Von der International Agency for Research on Cancer (IARC), einer Sektion der Weltgesundheitsorganisation (WHO), wurde Tabakrauch als Karzinogen (krebserregender Stoff) der Gruppe 1 eingestuft. Da es keine unbedenklichen Mengen gibt, wurden keine Grenzwerte definiert. Dies bedeutet, dass schon geringste Mengen der im Hauptstrom und Nebenstrom befindlichen Substanzen von angezündeten Zigaretten die Gesundheit der Betroffenen beeinträchtigen.
Gesundheitsgefährdende Substanzen im Tabakrauch
Der Rauch einer Zigarette besteht zu 20 Prozent aus dem ausgeatmeten Hauptstromrauch und zu 80 Prozent aus dem vor sich hin schwelenden Nebenstromrauch des glimmenden Glutkegels. Da der Nebenstromrauch bei niedrigeren Temperaturen entsteht als der Hauptstromrauch, sind die Substanzen des Nebenstromrauches giftiger und krebserregender. Das bedeutet: Je weniger ein Raucher an seiner Zigarette zieht, desto gefährdeter sind die Passivraucher. Gemäß WHO enthält Tabakrauch etwa 4.000 Chemikalien, von denen allein 40 Substanzen als krebserregend gelten.
Zu den giftigen, toxisch wirkenden Stoffen zählen unter anderem:
- Blausäure
- Ammoniak
- Nikotin
- Kohlenmonoxid
- Dioxin
- Arsen
Zu den krebserregenden Stoffen gehören:
- Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe
- N-Nitrosamine
- Aromatische Amine
- Teer
- Polonium 210 – radioaktives Isotop
- Benzol
- Vinylchlorid
- Cadmium
- Chrom
Weiterhin finden sich im Tabakrauch noch Allergene und freie Radikale, die für die Beschleunigung des Alterungsprozesses verantwortlich gemacht werden.
Insbesondere die Feinstaubpartikel tragen zu unterschiedlichen Lungenerkrankungen bei, da sie Schwermetalle und radioaktive Gase bis tief in die Lunge transportieren.
Fetales Tabaksyndrom durch Rauchen während der Schwangerschaft
Bereits 1957 konnte bei Kindern ein geringes Geburtsgewicht nachgewiesen werden, deren Mütter während der Schwangerschaft geraucht hatten. In der Folgezeit belegten weitere Studien den Zusammenhang zwischen Rauchen und vorgeburtlich entstandenen Gesundheitsschäden von Kindern. Diese Schädigungen werden als Fetales Tabaksyndrom (FTS) bezeichnet.
Erst in der jüngsten Zeit konnten Wissenschaftler aufzeigen, dass es Verbindungen zwischen diversen Erkrankungen (Atemwegserkrankungen, Mittelohrentzündungen, Übergewicht, Verhaltensauffälligkeiten) und Rauchen während der Schwangerschaft gibt.
Das University College London veröffentlichte 2011 eine Studie, in der die Forschungsarbeiten der vergangenen 50 Jahre ausgewertet wurden. Demnach erhöht Rauchen während der Schwangerschaft das Risiko von Fehlbildungen von Händen und Füßen um 26 Prozent. Fehlbildungen des Schädels treten 33 Prozent häufiger auf, das Risiko einer Gastroschisis (vorgeburtlich entstehende meist rechts vom Nabel gelegene Fehlbildung der Bauchwand mit Vorfall von Darmschlingen beim Fetus) wird um 50 Prozent erhöht. Eine weitere Studie aus dem Jahr 2011 ergab, dass Kinder, deren Mütter während der Schwangerschaft geraucht hatten, ein 10 bis 15 Prozent höheres Risiko haben, Herzkrankheiten zu erleiden.
Besonders alarmierend: 10 am Tag gerauchte Zigaretten während der Schwangerschaft bedeuten für Säuglinge ein siebenfach erhöhtes Risiko, am plötzlichen Kindstod zu sterben.
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Passivrauchen erhöht Blutdruck von Kindern
Im Jahr 2011 belegten zwei unabhängig voneinander veröffentlichte Forschungsergebnisse amerikanischer und deutscher Mediziner, dass Passivrauchern bei Kindern zu Bluthochdruck führt. Bislang konnten als Folge des Passivrauchens lediglich Schädigungen der Lungen nachgewiesen werden.
Wissenschaftler der University of Minnesota analysierten die zwischen 1999 und 2006 erhobenen Daten von 6.400 Kindern und Jugendlichen zwischen 8 und 17 Jahren. Das Ergebnis: Passivrauchende Kinder, deren Eltern zuhause rauchten, hatten einen nachweislich erhöhten Blutdruck. Dabei stellte sich heraus, dass Jungen sensibler reagierten als Mädchen, die offenbar besser vor schädlichen Einflüssen geschützt sind.
Ähnliche Ergebnisse zeigte die Studie des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Heidelberg in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt Rhein-Neckar. Etwa 4.000 im Alter von 5 und 6 Jahren hatten an der Studie teilgenommen. Im Rahmen von 2007 bis 2008 durchgeführten Einschuluntersuchungen wurde zusätzlich der Blutdruck der Kinder gemessen.
» Das Fazit der Studie: Kinder, die dem Zigarettenrauch ihrer Eltern ausgesetzt waren, hatten ein um 21 Prozent erhöhtes Risiko für Bluthochdruck. Die Wissenschaftler beider Universitäten gaben zu bedenken, dass sich hoher Blutdruck im Kindesalter bis ins Erwachsenenalter durchziehen kann.
Prävention & So vermeiden Sie das Passivrauchen
Die Prävention ist so einfach wie wirkungsvoll. Um Kinder vor den gesundheitsgefährdenden Folgen des Passivrauchens zu bewahren, sollten Eltern ihren Zigarettenkonsum konsequent einstellen. Wer mit der Entwöhnung Schwierigkeiten hat, kann sich zum Rauchen auch ins Freie begeben (Balkon, Garten). Die Innenräume sollten komplett rauchfrei sein.
Schwangere sollten gar nicht rauchen, denn schon wenige Zigaretten am Tag können den Embryo/Fötus schädigen. Diesbezüglich ermittelten Wissenschaftler der Universität Greifswald, dass 20 Prozent aller Schwangeren bis zur Geburt rauchen, was einen Rückschluss auf die mangelnden Präventivbemühungen in Deutschland zulässt. Denn hinsichtlich gesundheitlicher Aufklärung und Tabakkontrollmaßnahmen stehen die Deutschen hinter den USA und Schweden zurück. So gibt es immer noch Ärzte, die einem vollkommenen Rauchverzicht während der Schwangerschaft ablehnend gegenüberstehen. Dies wird damit begründet, dass das ungeborene Kind unter dem plötzlichen Nikotinentzug leiden würde. Diese Haltung ignoriert dabei jedoch die Tatsache, dass der Entzug lediglich auf den Zeitpunkt der Geburt hinausgezögert wird. Daher sind auch die Ärzte gefordert, ihre schwangeren Patientinnen hinreichend über die Gefahren des FTS aufzuklären.
Grundsätzlich gilt: Eltern sollten ihre Vorbildfunktion wahrnehmen. Wer mit gutem Beispiel vorangeht, überzeugt auch seine Kinder davon, dass Rauchen gesundheitsschädlich ist und es sich erst gar nicht lohnt, damit anzufangen – auch zum Schutz der Nichtraucher.