Auch wenn bisher bekannt ist, dass rund 5 Millionen Deutsche an Blasenschwäche leiden, ist dies nur die offizielle Zahl der Betroffenen. Die Dunkelziffer der Menschen, die an Blasenschwäche leiden, diese aber nicht behandeln lassen, ist deutlich höher.
Für die meisten Menschen ist Blasenschwäche noch immer ein Tabuthema und sie wissen nicht, wie sie mit diesem Thema umgehen sollen. Um sich nicht zu blamieren oder aber öffentlich zu ihrer Blasenschwäche bekennen zu müssen, ziehen sich diese Menschen lieber zurück und meiden die Öffentlichkeit oder sogar soziale Kontakte.
Damit wird die Situation aber nur verschlimmert, zumal der betroffene Mensch nun nicht nur unter der Blasenschwäche leidet, sondern auch unter der sozialen Isolation und dem Gefühl, ein Problem alleine zu haben. Sinnvoller ist es, dieses Thema offen anzusprechen und dazu zu stehen und sich generell mit der Blasenschwäche so zwanglos zu beschäftigen wie mit anderen Krankheiten auch.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Blasenschwäche ist kein Tabuthema
- 2 Wie entsteht Blasenschwäche?
- 3 Die wichtigsten Gründe für Blasenschwäche
- 4 Die verschiedenen Arten der Inkontinenz
- 5 Ratschläge für betroffene Menschen
- 6 Initiative Blasenschwäche bietet Alltagshilfen
- 7 Die Untersuchung bei Blasenschwäche / Inkontinenz
- 8 Die Behandlung der Blasenschwäche / Inkontinenz
- 9 Die bekanntesten Formen der Inkontinenz
- 10 Blasenschwäche vorbeugen
Blasenschwäche ist kein Tabuthema
Gerade Unwissenheit und Verdrängung verstärken nicht nur die Unsicherheit des betroffenen Menschen, sondern auch das Problem generell. Wer unsicher ist, hindert sich selbst daran, aktiv gegen die Krankheit vorzugehen. So lassen viele Menschen ihre Blasenschwäche untherapiert und nutzen nicht die zahlreichen Hilfsmittel, die vorhanden sind, um den Tagesablauf trotz Blasenschwäche einfacher zu gestalten. Viele Menschen leiden sehr lange oder ihr Leben lang an der Inkontinenz, ohne medizinische Hilfen zu nutzen, die den Alltag erleichtern oder die auch eine Heilung des Problems bewirken könnten.
Scham ist ein wichtiger Faktor, weshalb vorhandene Hilfen nicht genutzt werden. Hier gilt es zunächst, die Hemmschwelle zu überwinden und fachlichen Rat zu nutzen. Nur so kann das Problem entweder komplett beseitigt werden oder aber zumindest so reduziert werden, dass eine normale Gestaltung des Alltags wieder möglich ist.
Wie entsteht Blasenschwäche?
Bei der menschlichen Blase handelt es sich um einen Hohlkörper, der dehnbar ist, und in dem der Urin gespeichert wird. Damit der Urin aus der Blase austreten kann, ist es notwendig, dass zwei Schließmuskeln, die die Blase verschließen, für das Wasserlassen erschlaffen. Einer dieser Schließmuskel liegt am inneren Übergang in die Harnröhre, der andere Schließmuskel wird aus der Beckenbodenmuskulatur gebildet. Bei einer Störung der Blasenentleerung findet eine Blasenschwäche oder sogar eine Inkontinenz statt. Dann gibt die Blase unkontrolliert und zu unpassenden Zeiten unerwünscht Urin ab.
Wichtig zu wissen ist, dass es sich bei der Blasenschwäche um keine klassische Alterserkrankung handelt. Eine Blasenschwäche kann zudem sowohl Mann, Frau und auch Kinder treffen. Die wichtigste Maßnahme, wenn eine Blasenschwäche festgestellt wird, ist, sofort einen Arzt aufzusuchen. Dieser kann die Ursachen für die Blasenschwäche schnell erkennen und wirksame Maßnahmen ergreifen, um die Blasenschwäche möglicherweise einzugrenzen oder wieder auszuteilen. Wer an einer Blasenschwäche leidet, kann auch innerhalb einer Selbsthilfegruppe wichtige Informationen erhalten, um das Problem in den Griff zu bekommen.
Die wichtigsten Gründe für Blasenschwäche
Oftmals sind die Auslöser für die Blasenschwäche Hormonumstellungen oder Entzündungen, Veränderungen innerhalb der Prostata oder aber ein sinkendes Fassungsvermögen der Blase, das mit dem Alter einhergeht. Ein weiterer wichtiger Grund für die Blasenschwäche liegt in einer schwach ausgebildeten Beckenbodenmuskulatur, die gerade bei übergewichtigen Menschen oder nach Geburten vorhanden sein kann. In selteneren Fällen kann auch eine Medikamenteneinnahme zu einer Blasenschwäche führen und auch seelische Belastung können der Auslöser für eine Inkontinenz sein.
Die verschiedenen Arten der Inkontinenz
» Belastungsinkontinenz
Von der Belastungsinkontinenz sprechen Mediziner, wenn bei schwerem Tragen, beim Lachen oder körperlicher Anstrengung unerwünscht Urin aus der Blase austritt.
» Dranginkontinenz
Die Dranginkontinzenz liegt dann vor, wenn auf der Blase so starker Druck ist und der Harndrang damit so intensiv wird, dass dem Wasserlassen kaum widerstanden werden kann.
» Überlaufkontinenz
Von der Überlaufinkontinenz wird dann gesprochen, wenn die Blase ständig kleine Urinmengen abgibt, ohne dabei eine komplette Blasenentleerung zu erzielen.
» Reflexinkontinenz
Bei der Reflexinkontinenz handelt es sich um eine Form der Inkontinenz, in der die Blasentätigkeit nicht mehr selbst kontrolliert werden kann. Die Blase leert sich, ohne dass vorher ein Urindrang bestanden hat.
» Bettnässen
Beim Bettnässen handelt es sich um eine unbewusste nächtliche Blasenentleerung, die sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen auftreten kann.
» Extra-urethrale I
Extra-urethrale I ist eine besondere Form der Inkontinenz. Hier umgeht eine bestimmte Menge des Urins die Harnröhre und dieser Urin gelangt dann auf natürlichem Wege von der Blase nach außen, ohne die Harnröhre zu passieren.
Ratschläge für betroffene Menschen
Wer von der Blasenschwäche betroffen ist, sollte bereits bei ersten Anzeichen der Inkontinenz einen Arzt aufsuchen. Häufig reicht schon Beckenbodentraing oder ein Blasenstraining, um die Muskulatur der Blase zu unterstützen. Praktische Übungen finden Sie auf apotheken-umschau.de. Bei intensiverer Blasenschwäche können eine Elektrotherapie, eine medikamentöse Behandlung oder aber eine Operation Hilfe bringen. Generell liegen die Heilungschancen einer Blasenschwäche sehr hoch. Etwa 85-95 Prozent der betroffenen Menschen sind nach einer Behandlung der Blasenschwäche von ihrem Problem befreit.
Wichtig ist, dass betroffene Menschen eine Blasenschwäche nicht einfach ertragen. Für jeden Fall gibt es hier die richtigen Behandlungs- und Hilfsmaßnahmen. Aufklärung liefert in allen Fällen die Initiative Blasenschwäche, die Sie im Internet unter der Adresse www.initiative-blasenschwaeche.de finden.
Auf der Website können Betroffene Orientierungshilfe erhalten. Auf der Plattform sind auch sämtliche Formen von Blasenschwächen umfassend beschrieben. Auch Maßnahmen und Hilfsmittel können hier gefunden werden. Der Betroffene erhält zudem sehr viele Tipps für den Umgang mit dieser Krankheit im Alltag, die dann die Gestaltung des täglichen Lebens deutlich vereinfachen.
Auch ein Informationsbüro steht bei der Initiative zur Verfügung, in dem der Betroffene täglich von Montag bis Freitag Informationen und Hilfe erhalten kann.
Die Initiative ersetzt allerdings nicht die Diagnose eines Arztes und die medizinische Behandlung der Inkontinenz. Gute Information hilft allerdings weiter und bietet wichtige Unterstützung für die weiteren Schritte der Behandlung bei Blasenschwäche.
Die Untersuchung bei Blasenschwäche / Inkontinenz
Wer bei einer Inkontinenz den Arzt aufsucht, wird zunächst mit dem Mediziner ein Gespräch führen. Danach erfolgen die körperliche Untersuchung und die Einleitung von diagnostischen Maßnahmen.
» Die Fragen im Arztgespräch:
- Seit wann besteht die Blasenschwäche?
- Wie oft erfolgte der unkontrollierte Verlust von Urin?
- Wie viel Urin verlieren Sie?
- Erfolgt der Harnverlust in bestimmten Situationen, zum Beispiel bei körperlicher Belastung?
- Wie oft ist Harndrang am Tag zu spüren?
- Wie oft pro Tag und Nacht muss die Toilette aufgesucht werden?
- Besteht das Gefühl, dass die Blase nicht vollständig entleert wird?
- Bestehen beim Wasserlassen Schmerzen?
- Zeigt der Urin Blutspuren?
- Wurde unmittelbar vor der Blasenschwäche eine Operation durchgeführt?
- Bestehen derzeit aktuelle Erkrankungen?
- Müssen regelmäßig Medikamente eingenommen werden und welche sind das?
Nach der Befragung und dem Gespräch führt der Arzt eine körperliche Untersuchung durch.
» Abtasten
Grundsätzlich wird die Blase abgetastet und die Abgrenzung der Blase zu den Organen in der Nachbarschaft ertastet. Bei Frauen ist auch eine Beurteilung der Beckenbodenmuskulatur notwendig. Bei Männern muss die Prostata abgetastet werden (siehe Prostata Vorsorgeuntersuchung).
» Urinprobe
Dann erfolgt die Abgabe einer Urinprobe, und im Labor wird der Urin auf Eiweiß, Bakterien, weiße oder rote Blutkörperchen untersucht. Wird eine Blasensentzündung festgestellt, so muss diese erst ausgeheilt werden, um festzustellen, ob sie die Ursache für die Blasenschwäche ist oder ob weitere Behandlungen erforderlich sind.
Bei der Untersuchung ist der Fokus auch immer auf einen möglichen Blasenkrebs gerichtet.
» Die Ultraschalluntersuchung
Bei der Ultraschalluntersuchung handelt es sich um eine Untersuchungstechnik, die völlig schmerzfrei verläuft und die auch keine Nebenwirkungen mit sich bringt. Mit dieser Untersuchung werden die inneren Organe, hier speziell die Blase, auf einem Monitor sichtbar dargestellt.
Innerhalb der Untersuchung wird die Lage der Nieren kontrolliert und die Lage der ableitenden Harnwege. Zudem wird auf Blasensteine oder Nierensteine untersucht und auch mögliche Tumore oder angeborene Fehlbildungen können hier dargestellt werden. Weiterhin kann mit dieser Ultraschalluntersuchung auch die korrekte Entleerung der Blase kontrolliert werden.
Hierzu wird die Blase gefüllt und in geleertem Zustand untersucht. So kann das Volumen ermittelt und dazu auch festgestellt werden, ob sich Restharnmengen nach der Blasenentleerung in der Blase befinden. Zudem können sowohl die Blasenkontur kontrolliert als das auch mögliche Unregelmäßigkeiten, die sich an der Blase beispielsweise durch Blasenkrebs ergeben, ermittelt werden.
Auch die Untersuchung der Prostata kann mittels Ultraschalluntersuchung stattfinden. Hier findet die Ultraschalluntersuchung durch den Enddarm statt.
» Die Messung des Harnflusses
Bei dieser Untersuchung entleert der Patient seine Blase auf einem speziellen medizinischen Toilettensitz oder aber in einen medizinischen Messtrichter. An den Messtrichter oder den Toilettensitz angeschlossene Messgeräte können die ausgeschiedene Menge Harn pro Sekunde ermitteln und so ein Harnflussdigramm erzeugen. Der Mediziner kann an dieser erzeugten Kurve mögliche Abflussbehinderungen oder Blasenentleerungsstörungen diagnostizieren.
» Blasen- und Schließmuskelfunktionsdiagnose
Bei dieser Untersuchung wird ein Blasenskatheter angeschlossen, über den die Messung des Blasensdrucks sowie des Harnflusses erfolgt. Diese Untersuchung wird meist dann durchgeführt, wenn der Verdacht auf eine Stressinkontinenz ohne eine Dranginkontinenz besteht und wenn einfache Untersuchungen keine Ergebnisse bringen.
» Die Röntgenuntersuchung
Auch wenn die Röntgenuntersuchung eine Untersuchungsmethode der Inkontinenz ist, so wird sie dennoch selten durchgeführt. Bei dieser Untersuchung werden sowohl die Nieren als auch die Blase und die ableitenden Harnwege auf einem Röntgenbild dargestellt. Hierfür ist ein Kontrastmittel erforderlich, das nach Bedarf über die Venen in die Blutbahn eingebracht wird oder das über einen Katheder in die Blase und die Harnleiter, unter Umständen auch bis ins Nierenbecken, gefüllt wird.
» Die Blasenspiegelung
Bei der Blasensspiegelung wird ein kleines Endoskop durch die Harnröhre in die Blase beziehungsweise die Prostata eingebracht. Bei dieser Untersuchung kann der Mediziner die Blasenschleimhaut auf mögliche Entzündungen untersuchen und gleichzeitig feststellen, ob Tumore, Steine oder Anomalien im Organ vorhanden sind. Bei einem Verdacht auf Blasenkrebs wird die Blasensspiegelung unumgänglich sein.
Die Behandlung der Blasenschwäche / Inkontinenz
So vielfältig wie die Gründe für die Inkontinenz sind auch die Behandlungsmöglichkeiten. Dabei findet eine Unterscheidung zwischen Männern und Frauen statt, denn hier sind sowohl die Gründe für die Inkontinenz als auch die Behandlungsmethoden sehr abweichend.
Gemeinsame Merkmale für eine Inkontinenz haben Männer und Frauen bei möglichen Nervenfunktionsstörungen und hier sind die Behandlungsmethoden dann auch bei Mann und Frau gleich.
Einige Methoden der Behandlung der Inkontinenz können die betroffenen Personen heilen, andere bieten die Möglichkeit, mit der bestehenden Inkontinenz eine bessere Lebensqualität zu erzielen. Bei der Behandlung der Inkontinenz wird der Focus auf die Symptome gelegt, um so eine richtige Behandlungsform zu finden.
Die bekanntesten Formen der Inkontinenz
» Stressinkontinenz bei Frauen
Bei dieser Form der Inkontinenz wird häufig mit physikalischen Therapien gearbeitet. Die Frau muss ihre Beckenbodenmuskeln trainieren und gegebenenfalls zusätzlich Medikamente einnehmen. Häufig findet diese Behandlung mit Medikamenten auch bei Frauen nach der Menopause statt, denn das Gewebe der Scheide und der Harnröhre wird nach der Menopause sowohl trockener als auch dünner. Ist die Stressinkontinenz sehr intensiv ausgeprägt, muss möglicherweise eine operative Behandlung stattfinden.
» Stressinkontinenz bei Männern
Gerade nach Prostataoperationen leiden Männer häufig unter einer Inkontinenz, weil die Harnröhrenmuskel bei der Operation verletzt wurden und so Flüssigkeit austreten kann. Hier kann ein Training der Beckenbodenmuskeln positive Wirkungen bringen. Erzielt man mit dem Training keine Verbesserungen, so muss möglicherweise ein künstlicher Schließmuskel implantiert werden.
» Dranginkontinzenz bei Frauen
Bei dieser Inkontinenz handelt es sich um eine starke Reizbarkeit der Blase, die hauptsächlich mit dem Blasentraining behandelt wird. So wird der Zeitraum zwischen den einzelnen Blasenentleerungen ausgedehnt. Eine weitere Behandlung kann mit Medikamenten oder mit Elektrostimulation stattfinden.
» Überlaufinkontinenz bei Männern
Hier ist in der Regel eine Vergrößerung der Blase gegeben, wodurch sich Resturin in der Blase bildet und eine Ablaufhemmung erzeugt wird. Die Behandlung dieser Inkontinenz findet üblicherweise mit einem Katheter statt, bis sich die Ablaufhemmung reduziert hat.
» Inkontinenz bei Kindern
Besteht bei Kindern eine Inkontinenz, wird zunächst geprüft, ob das Kind unter einer Harnwegsinfektion leidet. Oftmals ist gerade bei nächtlichem Bettnässen ein Mangel an Vasopressin, einem Hormon, gegeben. Dieses Hormon muss dann vor dem Schlafengehen als Medikament verabreicht werden, um das Einnässen beziehungsweise die Urinproduktion in der Nacht zu vermindern.
» Inkontinenz bei verletztem oder erkranktem zentralen Nervensystem
Bestehen Probleme im zentralen Nervensystem, die eine Inkontinenz bewirken, muss der Patient sich mit der Tatsache vertraut machen, dass eine vollständige Heilung fast ausgeschlossen ist,. Nach umfassenden Untersuchungen und einer entsprechenden Diagnose kann allerdings eine medikamentöse Behandlung erfolgen, die deutliche Verbesserungen bewirkt.
Eigene Maßnahmen zur Verbesserung der Situation können darin liegen, dass die Blase regelmäßig entleert wird. Dies erfolgt entweder durch ein gezieltes Blasentraining oder aber den Einsatz eines Blasenkatheters.
In jedem Falle sollte hier auf Inkontinenzhilfen zurückgegriffen werden, um den Alltag zu erleichtern.
Blasenschwäche vorbeugen
Zur Vorbeugung der Blasenschwäche ist es sehr wichtig, möglichst viele Risikofaktoren auszuschalten, um dem Leiden vorzubeugen oder es auch zu reduzieren. Wichtig ist hierbei, Übergewicht zu reduzieren oder ganz zu vermeiden, viel Bewegung in den Alltag einzubauen und Alkohol nur in kleinen Mengen zu genießen, zudem den Beckenboden gerade nach Geburten schnell wieder zu stärken.
» Empfehlenswertes zum Thema Blasenschwäche
Praktische Tipps für den Alltag – www.kompetenz-in-kontinenz.de
Blasenschwäche Selbsttest – www.blase-ok.de
Forum Harninkontinenz – www.special-harninkontinenz.de