Weißer Kittel, diagnostizieren und im besten Fall eine eigene Praxis – Medizin zu studieren ist für viele junge Menschen der Traumberuf schlechthin. Wenn da nur nicht einige Klippen zu umschiffen wären.
Wer Arzt werden will, muss einen exzellenten Schulabschluss vorweisen. Der Numerus clausus, also die Abiturnote, ist dabei nur ein entscheidendes Kriterium. Außerdem muss der potentielle Medizinstudent in einem Auswahlgespräch Rede und Antwort stehen, einen Medizinertest bestehen und im besten Fall bereits eine berufliche Ausbildung vorweisen. Die geforderten Faktoren können von Uni zu Uni unterschiedlich.
Allein an diesem Prozedere im Vorfeld scheitern viele Studienanwärter. Der Wunsch in irgendeiner Form medizinisch tätig zu werden, bleibt bestehen. Der Traum muss auch bei einer Ablehnung nicht ausgeträumt sein, denn es gibt interessante Alternativen zum Medizinstudium.
Inhaltsverzeichnis
1. Arbeiten im Pharmabereich
Das Jobs in dieser Branche ein spannendes Berufsfeld darstellen, steht wohl außer Frage. Genau deshalb entscheiden sich viele Studenten, die eigentlich Arzt werden wollten, doch noch für den Pharmabereich. Jobangebote in diesem Bereich gibt es bundesweit reichlich (siehe stepstone.de), man muss vielleicht nur etwas flexibel sein. Der Fokus liegt zwar ganz klar auf den Medikamenten, Sie sind trotzdem im Dienste der Medizin tätig. Gute Kenntnisse in Chemie, Biologie und auch Physik sind auf jeden Fall von Vorteil.
➩ Pharmakant
Um sich Pharmakant nennen zu dürfen, muss eine 3,5jährige Ausbildung absolviert und bestanden werden. Der Beruf bezeichnet die Herstellung von Arzneimitteln, ist also vorwiegend für Auszubildende geeignet, die gern an modernen Anlagen arbeiten möchten. Trotz der automatisierten Vorgänge ist äußerste Sorgfalt gefordert, denn beim Dosieren der einzelnen Wirkstoffe ist höchste Präzision gefragt, nachzulesen im Berufe-Lexikon. Abitur ist nicht zwingend notwendig, oft reicht den Ausbildungsbetrieben ein guter Realschulabschluss.
➩ Pharmareferent
Als Pharmareferent sind Sie beratend tätig. Sie produzieren keine Arzneimittel sondern vertreiben diese. Ihre Zielgruppe sind Arztpraxen und Apotheken, die Sie persönlich besuchen. Bevor Sie ihr Wissen an den Mann bringen dürfen, wird fast immer ein spezielles Verkaufstraining durchgeführt. Ein gepflegtes Erscheinungsbild ist ebenso wichtig wie Kommunikationsfähigkeit und natürlich fachliches Wissen über die zu verkaufenden Produkte.
2. Therapeut (Ergo, Physio, Logopädie)
Die Arbeit mit Menschen bleibt bei diesem Berufszweig nicht auf der Strecke. Wem also dieser Aspekt besonders wichtig ist, der kann als Therapeut medizinisch tätig sein, auch ohne Doktortitel.
➩ Lögopäde (Sprachtherapeut)
Der Logopäde behandelt jegliche Formen von Sprech- und Sprachstörungen, wie zum Beispiel das Stottern. Es versteht sich von selbst, dass man in diesem Beruf eine einwandfreie Aussprache haben muss und ein besonders gutes Einfühlungsvermögen. Es muss Ihnen gelingen, dass Vertrauen der Patienten zu gewinnen, damit eine Therapie ohne Hemmungen erfolgen kann.
Für die 3jährige Ausbildung sind gute bis sehr gute Noten in Deutsch und Biologie erforderlich. Der Logopäde kann später seine eigene Praxis haben, aber auch in Krankenhäusern, Rehabilationszentren oder Einrichtungen für behinderte Menschen arbeiten.
➩ Physiotherapeut
Die Physiotherapie greift immer dann, wenn Störungen im Bewegungsapparat vorliegen. Meist ist das nach Operationen, Unfällen oder auch altersbedingt der Fall. Die Arbeit als Physiotherapeut ist durch die verschiedenen Anwendungsmethoden sehr vielfältig. Sie stellen selbst keine Diagnosen, sondern behandeln nach ärztlicher Anweisung. Hierbei kommen nicht nur gymnastische Geräte und Hilfsmittel zum Einsatz, sondern, je nach Krankheitsfall, auch Massagen und Atemtherapien.
Nach erfolgreicher 3jähriger Ausbildung kann ein Physiotherapeut in Krankenhäusern, Pflegeheimen oder speziellen physiotherapeutischen Praxen arbeiten. Gute Noten in Sport und Biologie sind Grundvoraussetzung und natürlich ein sensibler und kontaktfreudiger Umgang mit den Patienten.
➩ Ergotherapeut
Während der Physiotherapeut grob gesagt Krankengymnastik durchführt, behandelt ein Ergotherapeut den Patienten so, dass er im Altag wieder besser zu Recht kommt. Dazu gehören Störungen der Motorik (Bewegungsfertigkeit) und Sensorik (Sinneswahrnehmung), wie sie häufig nach einem Schlaganfall auftreten.
Der Ergotherapeut erstellt selbstständig und auf den Patienten abgestimmte Therapiepläne, die den Patienten zurück in die Selbstständigkeit führen. Dieses weite Tätigkeitsfeld ermöglicht das Arbeiten in Krankenhäusern (Geriatrie), pädagogischen Einrichtungen, Altenheimen und natürlich in einer eigenen Praxis. Die Ausbildung dauert 3 Jahre. In einem Studium kann zusätzlich der Bachelor erworben werden.
3. Gesundheits- und Krankenpfleger
Der Beruf des Gesundheits- bzw. Krankenpflegers ist nicht nur körperlich, sondern auch psychisch anstrengend. Die Arbeit, vornehmlich mit alten Menschen, kann deshalb als Berufung angesehen werden, die neben allem Stress aber auch Spaß macht.
Der Krankenpfleger kümmert sich um den Patienten, damit dieser so schnell wie möglich wieder gesund wird (wenn machbar). Er pflegt ihn, mit all den erforderlichen Aufgaben, wie Temperatur- und Blutdrucküberwachung, Körperhygiene, Einnahme der Mahlzeiten und Hilfestellungen beim An- und Ausziehen. Der Krankenpfleger ist quasi der Mittelsmann zwischen dem Patienten und dem Arzt.
Neben den menschlichen und pflegenden Aufgaben kommen auf einen Gesundheitspfleger auch jede Menge bürokratische Aufgaben zu. So müssen regelmäßig Pflegeberichte erfasst und jede Handlung am Patienten dokumentiert werden. Die Grundausbildung dauert 3 Jahre, kann aber auch mit einem Hochschulstudium kombiniert werden.
4. Notfallsanitäter (früher Rettungsassistent)
Gebräuchlich ist zwar immer noch der Begriff des Rettungssanitäters, seit dem 1. Januar 2014 gilt aber die Berufsbezeichnung „Notfallsanitäter“. Grundlage ist das neue Notfallsanitätergesetz. Dieses besagt unter anderem einen erweiterten Ausbildungsumfang.
Als Notfallsanitäter sind Sie Teil der Mannschaft eines Rettungswagens und meist vor dem Eintreffen des Notarztes am Einsatzort. Sie übernehmen die Erstversorgung und Stabilisierung des Patienten. Der Beruf des Notfallsanitäters kommt dem des Arztes also schon deutlich nah. Da die Ausbildung gemäß dem neuen Gesetz umfangreicher geworden ist, dauert diese nun drei Jahre, beim Rettungssanitäter waren es zwei Jahre.
5. Medizininformatiker
Der Bereich Medizininformatik ist besonders für technisch interessierte Menschen geeignet. Als Medizininformatiker vertreiben und betreuen Sie alle elektronischen Geräte die von Ärzten zur Diagnostik und Auswertung benötigt werden. Das sind zum Beispiel Dialyseapparate oder Herz-Lungen-Maschinen. Sie können aber auch selbst an der Entwicklung der technischen Geräte und Softwarelösungen beteiligt sein.
Um einen Job in der Medizininformatik ausüben zu können, ist ein Hochschulstudium erforderlich. Dauer mindestens 3 Jahre, erweiterbar je nach Abschluss (Master, Bachelor).
Übersicht: Ausbildungsdauer und Einsatzmöglichkeiten
Berufswunsch | Ausbildungsdauer | Einsatzmöglichkeiten |
Pharmakant | 3,5 Jahre | Arzneimittelherstellung |
Pharmareferent | in Vollzeit oder berufsbegleitend möglich (Dauer unterschiedlich) | Arzneimittelvertrieb |
Logopäde | 3 Jahre | Rehabilitaion, Krankenhaus, eigene Praxis |
Physiotherapeut | 3 Jahre | Krankenhaus, Pflegeheim, physiotherapeutische Praxis |
Ergotherapeut | 3 Jahre (Bachelor) | Krankenhaus, pädagogische Einrichtungen, Altenheim |
Krankenpfleger | 3 Jahre (mit Studium kombinierbar) | Krankenhaus, Pflegeheim |
Notfallsanitäter | 3 Jahre (Bachelor) | medizintechnische Industrie, Forschungsinstitute |