Schwangerschaftsdiabetes ist sowohl für die werdende Mama als auch für das Kind gefährlich. Wir zeigen Ihnen, worauf Sie achten müssen.
In Deutschland unterzieht sich fast jede werdende Mutter im Laufe ihrer Schwangerschaft einem Test, um Schwangerschaftsdiabetes zu erkennen oder ausschließen zu können. Dies ist so wichtig, da ein Fall von unerkanntem Schwangerschaftsdiabetes eine erhebliche Gefahr für Mutter und Kind bedeuten kann. Noch dazu handelt es sich bei Gestationsdiabetes um eine der häufigsten Erkrankungen, von denen Frauen im Rahmen ihrer Schwangerschaft betroffen sind. Welche Risikofaktoren das Entstehen von Schwangerschaftsdiabetes begünstigen und welche Gefahren von dieser Form von Diabetes für die Schwangere selbst sowie für das ungeborene Kind ausgehen, verrät der nachfolgende Artikel.
Inhaltsverzeichnis
Was ist Schwangerschaftsdiabetes?
Schwangerschaftsdiabetes wird mitunter auch als Typ-4-Diabetes bezeichnet. Diese Form von Diabetes geht ebenfalls mit einem hohen Blutzuckerspiegel einher. Dabei wird die Glucose-Toleranzstörung, die zu dem hohen Blutzuckerspiegel führt, bei der schwangeren Frau zum ersten Mal festgestellt. Bei werdenden Müttern, die bereits vor ihrer Schwangerschaft von Diabetes betroffen waren, ist hingegen nicht von Schwangerschaftsdiabetes die Rede. Bei dem normalen Verlauf von Gestationsdiabetes normalisiert sich der Zuckerstoffwechsel der Frauen im Anschluss an die Geburt wieder. Sie sind demnach nur vorübergehend von Diabetes betroffen.
Wer ist besonders gefährdet?
Frauen, welche die folgenden Risikofaktoren aufweisen, sind besonders gefährdet und leiden tendenziell eher an Schwangerschaftsdiabetes:
- übergewichtige Frauen
- Frauen, die älter als 30 sind
- sofern eine erbliche Diabetes-Vorbelastung vorliegt (sprich ein anderes Familienmitglied ist bereits an Diabetes mellitus Typ 2 erkrankt)
Selbst wenn die genannten Risikofaktoren nicht zutreffen, können werdende Mütter dennoch von Schwangerschaftsdiabetes betroffen sein. Schließlich sind rund 40 Prozent der Frauen, die über Schwangerschaftsdiabetes klagen, nicht nur schlank, sondern weisen auch keine sonstigen Risikofaktoren auf. Dass es überhaupt zu Diabetes in der Schwangerschaft kommt, ist darauf zurückzuführen, dass verschiedene Schwangerschaftshormone vermehrt produziert werden.
Neben Cortisol und Östrogen werden auch Prolaktin und Progesteron vermehrt ausgeschüttet. Diese Hormone sind als Insulin-Gegenspieler anzusehen. Die veränderte Hormonkonzentration kann also zu einer immer höheren Insulinresistenz im Laufe der Schwangerschaft führen. Falls die Bauchspeicheldrüse es nicht schafft, für den nötigen Ausgleich zu sorgen, führt dies entsprechend zu erhöhten Blutzuckerwerten.
Frauen, die bereits bei einer früheren Schwangerschaft von Schwangerschaftsdiabetes betroffen waren, laufen bei einer weiteren Schwangerschaft eher Gefahr, dass dies erneut der Fall sein wird. Auch wenn die Frau bereit ein Kind geboren hat, das bei der Geburt mehr als 4.500 Gramm gewogen hat, erhöht dies in Zukunft das Risiko von Schwangerschaftsdiabetes.
Wer extrem viel Gewicht im Laufe der Schwangerschaft zunimmt, gilt ebenfalls als besonders gefährdet. Gleiches gilt für Frauen, die bereits vier oder mehr Fehlgeburten erlitten haben, deren Ursache nicht geklärt werden konnte. Der Zuckerbelastungstests, welcher zur Diagnose einer Schwangerschaftsdiabetes herangezogen wird, wird heutzutage zwischen der 24. und der 28. Schwangerschaftswoche empfohlen. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten für diesen Test. Weist der erste (orale Glucose-Toleranz-) Test auf Diabetes hin, so wird ein zweiter Test durchgeführt, um das Ergebnis des ersten Tests zu bestätigen oder zu widerlegen.
Wie äußert sich Schwangerschaftsdiabetes?
Das Tückische an Schwangerschaftsdiabetes ist, dass er vielfach mit keinerlei Symptomen einhergeht. Somit wissen die betroffenen Frauen häufig nicht um ihre Erkrankung. Folgende Symptome können zwar, müssen jedoch nicht zwingend auftreten:
- Vermehrter Durst
- Entzündungen der Harnwege oder Nieren
- Veränderte Fruchtwassermenge
- Wachstumsstörungen beim ungeborenen Kind
- Zucker im Urin
- Bluthochdruck
- Eine übermäßige Gewichtszunahme der werdenden Mutter
Wie wird Schwangerschaftsdiabetes behandelt?
Sofern Schwangerschaftsdiabetes rechtzeitig erkannt wird, kann die Erkrankung sehr gut behandelt werden. Eine entsprechende Therapie senkt das Risiko für Mutter und Kind erheblich ab. Eine Therapie mit Insulin ist in weniger als einem Drittel der Fälle erforderlich. Meist reicht es schon, wenn eine Ernährungsumstellung vollzogen wird. Dabei geht es nicht zwingend darum, dass die Schwangere fortan weniger essen sollte. Vielmehr sollte auf einfache Kohlenhydrate verzichtet werden, während der Fokus auf folgenden Lebensmitteln liegt:
- Reichlich Obst
- Viel Gemüse
- Vollkornprodukte
- Fettarme Lebensmittel
Schwangerschaftsdiabetes – Gefahren
Allein die Tatsache, dass sich fast alle schwangeren Frauen in Deutschland einem Test unterziehen, um herauszufinden, ob sie von Schwangerschaftsdiabetes betroffen sind, zeigt bereits, wie ernst diese Erkrankung zu nehmen ist. Mögliche Komplikationen können sich noch während der Schwangerschaft, unter der Geburt oder auch im Anschluss bemerkbar machen. Wer an Schwangerschaftsdiabetes leidet, läuft zum Beispiel eher Gefahr, während der Schwangerschaft an einer Harnwegsinfektion zu erkranken. Auch die Gefahr einer Gestose, die im Volksmund als Schwangerschaftsvergiftung bezeichnet wird, steigt erheblich an. Selbst Frühgeburten können durch Schwangerschaftsdiabetes ausgelöst werden.
Gefahren eines unbehandelten Schwangerschaftsdiabetes im Schwangerschaftsverlauf
Bleibt Diabetes im Rahmen der Schwangerschaft komplett unbehandelt, so laufen sowohl die Mutter als auch das Kind im weiteren Verlauf ihres Lebens eher Gefahr, dauerhaft von Diabetes betroffen zu sein. Alle Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes sollten sich vor Augen halten, dass ihr erhöhter Blutzuckerspiegel gleichzeitig auch einen erhöhten Blutzuckerspiegel bei dem ungeborenen Kind nach sich zieht. Dies führt zu einer verstärkten Insulinproduktion seitens des Babys, welches nun viel schneller als normal wächst. Im Vergleich zu einem gesunden Wachstum von einem Baby, dessen Mutter nicht an Schwangerschaftsdiabetes leidet, sind Fehlbildungen der verschiedenen Organe nun wahrscheinlicher.
Welche gesundheitlichen Auswirkungen Schwangerschaftsdiabetes für Mutter und Kind hat, hängt unter anderem davon ab, in welchem Stadium der Schwangerschaft sich die Erkrankung manifestiert. Je früher Diabetes zum Problem wird, desto größer ist die Gefahr für Mutter und Kind. Dies gilt vor allem dann, wenn ein früher Fall von Schwangerschaftsdiabetes unentdeckt bleibt. Fehlbildungen im Bereich des Herzens werden dann wahrscheinlicher. Während das Risiko einer Frühgeburt steigt, sind Kinder von Müttern mit Schwangerschaftsdiabetes auch hinsichtlich der Reifung ihrer Lungenbläschen oft hinterher. Daher haben diese Babys oftmals mit Anpassungsstörungen zu kämpfen und müssen womöglich sogar künstlich beatmet werden.
Gefahren Schwangerschaftsdiabetes bei der Geburt
Mit einer komplizierten Geburt ist bei Schwangerschaftsdiabetes häufiger zu rechnen. Auch die Kaiserschnittrate nimmt zu, was unter anderem darauf zurückzuführen ist, dass die Kinder von Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes bei der Geburt tendenziell mehr auf die Waage bringen. Ein Geburtsgewicht von mehr als 4.500 Gramm kann zum Beispiel ein Indikator für eine Schnittgeburt sein.
Auch steigt das Risiko einer Frühgeburt bei Schwangerschaftsdiabetes. Das ist unter anderem auf die erhöhte Menge an Fruchtwasser zurückzuführen. Denn das viele Fruchtwasser kann in Verbindung mit der enormen Größe und dem erhöhten Gewicht des Kindes die Gebärmutter überdehnen, so dass die Geburt bereits viele Wochen zu früh einsetzt. Ein Geburtsstillstand wird wahrscheinlicher und neben dem hohen Blutdruck haben die werdenden Mütter häufig mit unangenehmen Ödemen zu kämpfen.
Die Gefahr, die von Schwangerschaftsdiabetes ausgeht, ist demnach nicht zu unterschätzen.