Nach den Schätzungen der Deutschen Verkehrswacht wird in Deutschland jeder vierte Verkehrsunfall vom Sekundenschlaf verursacht. Dabei kann der, in Fachkreisen auch Mikroschlaf genannte, Sekundenschlaf von 0,5 Sekunden bei Autofahrern bis 30 Sekunden bei Zugführern dauern. Bei Piloten wurden in Studien sogar bis zu zwei Minuten Mikroschlaf nachgewiesen. Die Sicherungen sind hier allerdings auch größer als im eigenen Kraftfahrzeug. Stellen Sie sich vor, was 10 Sekunden bei 120 Kilometer pro Stunde bedeuten. Dabei würden Sie eine Strecke von mehr als 330 Metern zurücklegen, in denen niemand Kontrolle über Ihr Fahrzeug hätte. Eine beängstigende Vorstellung.
Zudem stellt das Fahren in einem körperlichen Zustand, der zu Sekundenschlaf führen kann, einen Gesetzesverstoß dar und zwar im Rahmen des Strafgesetzbuches (StGB § 315c – Gefährdung des Straßenverkehrs), d.h. zu Geld- oder Freiheitsstrafe kann der Verlust des Führerscheins kommen, außerdem erlischt der Versicherungsschutz.
Daher sollten Sie Sekundenschlaf auf jeden Fall vermeiden. Hier finden Sie die wichtigsten Ursachen, Vorzeichen für und Maßnahmen gegen den zu recht gefürchteten Sekundenschlaf.
Ursachen für Sekundenschlaf
Unter Sekunden- oder auch Kurzschlaf versteht man eine Müdigkeitsattacke, die zu spontanem Wegnicken führt. Dabei müssen nicht unbedingt die Augen zufallen. Es gibt auch Situationen, in denen der Sekundenschlaf mit offenen Augen eintritt, zum Beispiel in bequemen Positionen mit monotoner Arbeit und monotonen Bildreizen kann das Gehirn die Leistung zurückfahren. Dies ist auch in körperlich ausgeruhtem Zustand möglich. Besonders anfällig ist man also bei monotonen Arbeiten und bei langen Autofahrten.
Generell gilt aber, dass Sekundenschlaf durch Müdigkeit bzw. Schlafstörungen ausgelöst werden. So gelten Schlafapnoiker als 2,6-fach unfallgefährdeter als gesunde Autofahrer. Nach Schätzungen leiden in Deutschland etwa 4 Millionen Menschen unter Schlafapnoe, viele ohne sich dessen bewusst zu sein.
Natürlich kann Müdigkeit auch einfach auf Grund von Schlafmangel entstehen. Müdigkeit wirkt sich folgendermaßen aus: Zuerst nimmt das Sehvermögen ab, Informationen werden fehlerhaft aufgenommen, die Aufmerksamkeit lässt nach, die Reaktionszeiten werden länger, man wird zunehmend gleichgültig und die Risikobereitschaft und Reizbarkeit nehmen zu.
Vorzeichen für Sekundenschlaf
Jeder kennt eigentlich die Anzeichen von Müdigkeit. Genau diese gehen auch einem Sekundenschlaf voraus. Die Augenlider werden schwer, die Augen schmerzen und brennen und man reibt sich die Augen. Viele reiben sich auch verstärkt unbewusst die Nasenwurzel, um die Müdigkeit zu vertreiben. Der Mund wird trocken und ein Gähnen lässt sich kaum mehr unterdrücken. Auch ist ein leichtes Frösteln und Aufschrecken aus Unaufmerksamkeiten symptomatisch.
Die Wahrnehmung und das Verhalten ändern sich. Neben dem Aufschrecken fällt einem möglichen Beifahrer folgendes auf: unpräzises Kuppeln, Verschalten und abruptes Bremsen. Verbissenheit, Gereiztheit und eventuell aggressive Fahrweise. In der Wahrnehmung kommt es unter anderem zu Doppelbildern und Tunnelblick, aber auch zu einem gewissen Kontrollverlust, etwa Schwierigkeiten beim Spurhalten.
Maßnahmen gegen Sekundenschlaf
Gegen Sekundenschlaf gibt es eigentlich nur eine wirksame Maßnahmen, nämlich sich ausgeruht ins Auto zu setzten und bei langen Fahrten regelmäßig Pausen zu machen. Die erste Pause sollte nach spätestens zwei Stunden, die weiteren früher erfolgen. Auf eine Fahrtzeit von 5 Stunden sind zweimal 20 oder dreimal 15 Minuten Pause optimal. Bewegung und frische Luft vertreiben die Müdigkeit und Monotonie. Als besonders effektiv hat sich bei Tests in Schlaflaboren ein Nickerchen, mit einer Tiefschlafphase, über einen kurzen Zeitraum von 15 bis 30 Minuten herausgestellt (Polyphasischer Schlaf).
Nachtfahrten sollten ebenfalls vermieden werden. In der Zeit zwischen 2 und 5 Uhr morgens befindet sich der Körper normalerweise im Tiefschlaf und somit in einem Leistungstief.
Viel Fahrer neigen dazu sich mit Kaffee oder anderen koffeinhaltigen Getränken wach zu halten. Auch Energydrinks, die den Wirkstoff Taurin enthalten, sind sehr beliebt. In den oben erwähnten Test führte allerdings lediglich der Kaffee zu einer kurzfristigen Verbesserung, während Energydrinks überhaupt nicht anschlugen.
Ein weiterer Tipp ist das Lüften des Wagens, wenn die Luft verbraucht und der Kohlendioxidgehalt zu hoch ist. Auch kann kalte Luft den Kopf klar machen.
Was nicht wirkt, ist das Lauterdrehen von Musik. Die Aufmerksamkeit wird hier noch stärker vom eigentlichen Straßengeschehen abgelenkt. Gleiches gilt für Gespräche mit dem Beifahrer. Schon unter normalen Umständen führen Unterhaltungen mit Beifahrern zu erhöhten Unfallgefahr, warum sollte dieses dann bei Müdigkeit wirken?
Wenn Sie ständig müde sind und eigentlich ausreichend Schlaf bekommen sollten, da Sie lange genug schlafen, dann kann eine Schlafstörung ursächlich sein. Zunächst sollten Sie Ihre Schlafgewohnheiten beobachten und gegebenenfalls ändern. (Tipps für gesunden Schlaf) Wenn dies keine Wirkung zeigt, dann ist eine Untersuchung vom Facharzt nötig. Die Schlafapnoe ist in der Regel behandelbar und kann als Ursache für Sekundenschlaf ausgeschaltet werden.