Schnarchen ist ein Problem, das in der Gesellschaft schon fast einen witzigen Charakter hat. Schnarcher werden verspottet und wer neben einem Schnarcher die Nacht verbringen muss, hat das volle Mitgefühl der Mitmenschen. Dabei ist es allerdings so, dass rund die Hälfte der Schnarcher im Verlauf ihres Lebens eine Schlafapnoe entwickeln – und die ist auch in gesundheitlicher Hinsicht alles andere als witzig.
Vom Mediziner wird dieses medizinische Phänomen als Peripheres obstruktives Schlafapnoe-Syndrom bezeichnet und in der Kurzform OSAS genannt. Wer nichts gegen sein Schnarchen unternimmt, läuft hohe Gefahr, irgendwann eine Schlafapnoe zu entwickeln.
Inhaltsverzeichnis
Schlafapnoe & Was ist das überhaupt?
Bei der Schlafapnoe ist es so, dass der Schnarcher im Verlauf der Nacht Atemaussetzer hat. Diese können zehn Sekunden dauern, aber auch unter Umständen bis zu drei Minuten anhalten. Problematisch ist bei den Atemaussetzern, dass der Betroffene selbst sie nicht bemerkt.
Nach dem jeweiligen Atemaussetzer erfolgt ein besonders tiefes Einatmen, das von einem fast schon explosionsartigen Schnarchen begleitet wird. Dieses Verhalten ist ein Schutzmechanismus des Gehirns. Das Gehirn registriert die Atempause des Schläfers und bewirkt dann eine sogenannte Weckreaktion. Diese Weckreaktion, die der Mediziner als Arousal bezeichnet, ist überlebenswichtig, denn nur so wird der Schnarcher vor dem Ersticken bewahrt. Nachteilig hierbei ist, dass nun auch der Schlaf erheblich gestört wird, denn der Schläfer wird aus einem tiefen und erholsamen Schlaf rasant in eine flache Schlafphase gerissen. Gefährlich ist, dass im Verlauf der Schlafapnoe sich nicht nur die Zahl der nächtlichen Atemaussetzer erhöht, sondern dass die Atempausen auch einen längeren Verlauf haben.
Schlafapnoe & Symptome
Die Schlafapnoe geht mit vielen typischen Symptomen einher, die aber in der Regel nicht auf mangelhafte Schlafqualität und Atemaussetzer, sondern zunächst auf andere Probleme zurückgeführt werden. Das laute Schnarchen, das von Atempausen gefolgt wird, sowie der heftige und aufseufzende Atemzug oder ein intensiver Schnarchlaut können für Mitschläfer schon das Zeichen einer Schlafapnoe sein. Allerdings leidet nicht jeder Schnarcher automatisch an der Schlafapnoe und auch nicht jeder Patient mit einer Schlafapnoe schnarcht automatisch.
» Atemaussetzer von mind. 10 Sekunden
Wichtige Anzeichen einer Schlafapnoe bestehen darin, dass der Atemaussetzer mindestens zehn Sekunden andauert. Zudem sind Durchschlafstörungen zu verzeichnen. Tagesmüdigkeit und Einschlafneigung am Tag sind weitere Anzeichen für eine Schlafapnoe.
» Kopfschmerzen, Schwindel und Mundtrockenheit
Zudem sind Kopfschmerzen und ein Gefühl, förmlich gerädert aus dem Schlaf zu erwachen, eindeutige Zeichen, die auf Atemaussetzer im Schlaf hindeuten. Wer zudem Schwindelgefühle beim Erwachen, Mundtrockenheit und starkes nächtliches Schwitzen verspürt oder einen vermehrten Harndrang in der Nacht verspürt, sollte sich auf eine Schlafapnoe hin untersuchen lassen.
» Sekundenschlaf und Gedächtnisstörungen
Weitere typische Zeichen sind der Sekundenschlaf, Konzentrationsstörungen, die bis hin zu kompletten Gedächtnisstörungen reichen, depressive Verstimmungen, Impotenz oder auch unruhiger Schlaf ohne echten Erholungsfaktor.
» Kribbelnde Beine und Potenzstörungen
Kribbelnde und zuckende Beine, sowie Atemnot können weitere Anzeichen dafür sein, dass eine Schlafapnoe besteht. Bei Männern kann sich die Schlafapnoe auch erheblich auf die Potenz auswirken.
Schlafapnoe – Die Folgen
Neben ständiger Müdigkeit und einer sinkenden Leistungsfähigkeit können sich aus der Schlafapnoe aber auch schwere chronische Gesundheitsstörungen entwickeln.
Wichtigste Folge und Anzeichen, dass eine Schlafapnoe besteht, sind eben die Folgen, die sich aus einem mangelhaften Schlaf mit geringem Erholungsfaktor ergeben. Hier kann es zu Konzentrationsschwächen, Gereiztheit, einem Sekundenschlaf oder sogar zu Depressionen kommen – alles Folgen der Schlafstörungen in der Nacht.
» Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Hier sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck, Herzinfarkt oder Schlaganfall nur einige der Folgeerkrankungen, die sich aus der Schlafapnoe mit den Atemaussetzern ergeben. Wird die Schlafapnoe langfristig nicht behandelt, kann der plötzliche Herztod mit hoher Wahrscheinlichkeit auftreten.
» Stress-Erkrankungen
Weitere gesundheitliche Folgen der Schlafapnoe sind neben den Depressionen auch klassische Stress-Erkrankungen. Magengeschwüre, Hörsturz sowie Diabetes mellitus Typ II sind immer häufiger im Verdacht, bei vielen Patienten die Folge der Schlafapnoe zu sein.
» Veränderte Blutzuckerwerte
Der Blutzuckerspiegel erhöht sich umso mehr, je mehr nächtliche Atempausen zu verzeichnen sind. Dabei können sich aber in Kombination mit der Insulin-Therapie nachteilige Folgen auf die Zuckerneubildung ergeben, so dass der Patient mit deutlich zu geringen Blutzuckerwerten erwacht.
» Konzentrationsmangel im Straßenverkehr
Weiterhin wird seit einigen Jahren verstärkt darauf aufmerksam gemacht, dass Patienten, die an der Schlafapnoe leiden und hieraus resultierend müde und stark unkonzentriert sind, Fahrzeuge nicht fahren sollten und auch keine Personenbeförderung durchführen sollten. Ist die Schlafapnoe bekannt und der Patient nimmt trotzdem am aktiven Straßenverkehr teil, kann er sich sogar strafbar machen. Viele schwere Verkehrsunfälle mit zunächst ungeklärter Ursache werden heute inzwischen auf die Folgen der Schlafapnoe zurückgeführt. Gerade für Berufskraftfahrer ist daher die Früherkennung sehr wichtig und eine erfolgreiche Therapie innerhalb der Schlafapnoe kann den Patienten auch wieder zu einem vollwertigen Teilnehmer am Straßenverkehr werden lassen.
Schlafapnoe – Diagnose
Für die korrekte Diagnose der Schlafapnoe ist der Besuch beim Hals-Nasen-Ohren-Arzt sehr wichtig, aber auch ein Lungenfacharzt kann ein guter Ansprechpartner sein. Um einen entsprechenden Spezialisten in der Nähe zu finden, bietet Ihnen die Internetseite www.arzt-auskunft.de eine umfangreiche Suchmöglichkeit, nach Ort, Postleitzahl oder Themengebiet. Diese Ärzte führen eine umfassende komplette körperliche Untersuchung durch. Das mobile Schlaflabor kann dann Hinweise auf die Schlafapnoe liefern Hierbei handelt es sich um einen Computer, der in der Schlafphase, die Atmung, das Schnarchen sowie die Sauerstoffversorgung des Patienten aufzeichnet.
Bei einer positiven Diagnose der Schlafapnoe ist der Besuch beim Schlafmediziner angebracht. Hier verbringt der Patient zwei Nächte im Schlaflabor, in denen eine genaue Untersuchung seiner Schlafapnoe erfolgt, um dann eine gezielte Behandlung folgen zu lassen.
Schlafapnoe – Behandlung
1. Abnehmen, Alkohol- und Nikotinverzicht
Erste Maßnahme zur Behandlung der Schlafapnoe bei Übergewicht ist eine konsequente Gewichtsreduzierung. Auch Alkoholverzicht und konsequent eingehaltene, regelmäßige Schlafzeiten können bei der Bekämpfung der Symptome der Schlafapnoe hilfreich sein. Weiterhin empfehlen Mediziner auch den Verzicht auf Nikotin.
2. Behandlung mit Nasenmaske
Sind diese Maßnahmen allein nicht hilfreich, kann eine Überdrucktherapie mit Nasenmaske überdacht werden. Hierbei handelt es sich nicht – wie oft bei Laien irrtümlich gedacht – um ein Beatmungsgerät, sondern um eine spezielle Therapie, bei der das Druckverhältnis im Nasen-Rachen-Raum begünstigt wird. Die Maske wird individuell auf den Patienten angepasst und mit der genau passenden Maske wird in der Nacht Raumluft in die Nase des Patienten eingeblasen, wodurch ein permanenter Druckausgleich im oberen Atemwegsbereich stattfindet. Das Kollabieren von Schlund und das Zurückfallen der Zunge kann so vermieden werden.
Die Maske bringt keine Nebenwirkungen mit sich, allerdings muss sie wirklich in jeder Nacht getragen werden, um wirksam zu sein und eine Eingewöhnungsphase mit Schlafproblemen ist hier normal. Masken werden inzwischen sowohl als direkt-nasale Modelle, orale, nasale und Vollgesicht-Masken angeboten, so dass für jeden Schläfer das richtige und perfekt passende Modell gefunden werden kann. Die Schlafmasken sind hinsichtlich ihres Drucks individuell einstellbar und so ist es auch möglich, den Druck zum Ausgleich zu reduzieren, wenn der Patient beispielsweise an Körpergewicht verloren hat und deshalb der Druckausgleich nicht mehr so intensiv sein muss. Einen sehr interessanten Erfahrungsbericht sowie weitere Tipps zum Umgang mit der Schlafmaske finden Sie auf stern.de.
3. TNI-Therapie mittels Schlafbrille
Inzwischen ist auch die TNI-Therapie gängige Praxis in Schlaflaboren. Hier wird, wie mit der Schlafmaske, ein Überdruck in den Atemwegen erzeugt, der diese offen hält. Durch die Schlafbrille, die hier anstelle der Atemmaske verwendet wird, ist der Tragekomfort aber deutlich erhöht. Diese Therapie ist besonders bei leichten Fällen der Schlafapnoe völlig ausreichend und hilfreich.
4. Warmluftbefeuchter gegen trockene Schleimhäute
Austrocknen der Schleimhäute und daraus resultierendes Schnarchen mit Atemaussetzern kann durch einen Warmluftbefeuchter für das Schlafzimmer verhindert werden. Warmluftbefeuchter gibt es im Handel schon für unter 50 Euro, siehe amazon.de. Dies ist sicher die einfachste Methode, eine erste Maßnahme gegen drohende Schlafapnoe zu treffen.
5. Behandlung mit Medikamenten
Medikamentös therapiert wird die Schlafapnoe besonders bei der Tagesschläfrigkeit. Hier werden Medikamente verabreicht, die eine vilganzsteigernde Wirkung haben, die allerdings auch mit intensiven Nebenwirkungen verbunden ist. Sowohl Kopfschmerzen als auch Übelkeit, Durchfall und Schwindel können häufig verzeichnete Nebenwirkungen innerhalb der Therapie sein. Leichte Fälle der Schlafapnoe werden mit Medikamenten behandelt, bei denen der Atemantrieb gesteigert wird.
6. Die Protrusionsschiene
In leichten bis mittelschweren Erkrankungsfällen kann die sogenannte infra-orale Protrusionsschiene sehr hilfreich sein. Sie wurde im Jahr 2006 in den USA vorgestellt und kann eine gute Alternativtherapie darstellen.
Schlafapnoe – Operation
Gegebenenfalls kann eine operative Behandlung, die Atemwegsbehinderungen reduziert, eine sinnvolle und hilfreiche Therapie gegen die Schlafapnoe sein. Mediziner empfehlen häufig innerhalb der konservativen Therapien auch die Stärkung der Muskulatur von Mund und Hals, die beispielsweise durch das Spielen von Blasinstrumenten erzielt werden kann.
Durch chirurgische Eingriffe kann in rund 95 Prozent der schweren Fälle von Schlafapnoe eine Heilung erzielt werden. Gerade die so bezeichnete bimaxilläre Operation kann hier große Erfolge erzielen, denn hier wird der Atemraum hinter der Zunge vergrößert. Durch die Operation kann die Sauerstoffkonzentration im Blut erhöht werden und rund 95 Prozent der operierten Patienten berichten nach dem Eingriff eine gesteigerte Lebensqualität. Nur ein geringer Anteil der operierten Patienten kann keine Verbesserungen der Lebensqualität durch den Eingriff verzeichnen.
Auch die Hochfrequenzchirurgie erweist sich als sehr erfolgreiche therapeutische Maßnahme. Hierbei wird mittels Hitzeeinwirkung und anschließender Vernarbung des Gewebes eine Gewebestraffung erzielt, die sowohl an den Nasenmuscheln, dem weichen Gaumenbereich, am Zungengrund sowie an den Tonsillen durchgeführt werden kann. Die Operation wird von spezialisierten Hals-Nasen-Ohren-Ärzten oder auch Kieferchirurgen durchgeführt.
Weitere Informationen zu den unterschiedlichen Operationsmethoden stellt Ihnen die Charite Berlin zur Verfügung.
Schlafapnoe – Alternative Therapien
Der Markt bietet zahlreiche Produkte zur Behandlung der Schlafapnoe an. Diese reichen von der Nasenklammer über elektrische Schnarchwarner und Magnetfeldmatten bis hin zu ätherischen Ölen, mit denen eine Eigenbehandlung durchgeführt werden kann. Nachgewiesen wirksam erweist sich allerdings kein Produkt aus den alternativen Therapien. In einigen Fällen kann durch die Verwendung der Produkte der Schlaf sogar noch zusätzlich gestört werden. Zudem wird durch die Eigenversuche eine wirksame Therapie der Schlafapnoe unnötig hinausgezögert.
Einzige, als wirksam beschriebene alternative Therapie ist die Schienung von Nase oder Rachen. Hierbei wird der sogenannte Nasenstent eingesetzt, der das Zusammenfallen der Muskulatur im Rachen und im Zungengrund verhindern soll. Der Stent wird jeweils vor dem Schlafengehen selbst eingesetzt und kann auch vom Patienten selbst wieder entfernt werden. Gute Reinigung und sachgemäße Verwendung machen den Stent rund vier Monate nutzbar.
Schlafapnoe und Bundeswehr
Wird eine Schlafapnoe nachgewiesen und resultiert hieraus die verminderte körperliche und geistige Belastbarkeit, so kann eine Ausmusterung bei der Bundeswehr erfolgen. Eine nachgewiesene Schlafapnoe ohne weitere Einschränkungen in der Leistungsfähigkeit kann eine eingeschränkte Verwendungsfähigkeit und einen Einsatz in nur bestimmten Tätigkeitsbereichen zur Folge haben.
Schlafapnoe & Prognose
Unbehandelt sind die Folgen der Schlafapnoe sehr vielfältig. Hier sind Bluthochdruck sowie Herzinsuffizient, Herzrhythmusstörungen oder auch einer erhöhtes Risiko für den Schlafanfall sowie den Herzinfarkt und den plötzlichen Herztod gegeben.
Therapiert kann der Patient seine volle Lebensqualität zurückerlangen und auch im gesundheitlichen Bereich sind keine Einschnitte zu erwarten, wenn die Therapie der Schlafapnoe kurzfristig erfolgt.
Schlafapnoe & Vorbeugung
Wichtige Maßnahme zur Vorbeugung einer Schlafapnoe ist die Reduzierung von Übergewicht. Weiterhin ist ein regelmäßiger Schlafrhythmus sehr wichtig. Verzicht auf Alkohol und Nikotin sowie das Vermeiden von aufwendigen und schweren Mahlzeiten vor dem Schlafengehen sind weitere effektive Vorbeugungsmaßnahmen.
Wer sich mit anderen Betroffen austauschen möchte oder Fragen hat, die wir hier nicht beantworten konnten, dem sind die beiden nachfolgenden Internetseiten sehr zu empfehlen.