Zähneknirschen oder auch Zähnepressen, wird medizinisch als Bruxismus bezeichnet. Die Erkrankung zählt zu den sogenannten Parafunktionen. Gemeint ist damit eine Aktivität des Kauapparates, die keinen funktionellen Zweck hat. Die Kaumuskulatur ist in diesem Moment überaktiv. Der Bruxismus kann sowohl Erwachsene als auch kleine Kinder betreffen.
Oftmals merken die Betroffenen nicht, dass sie mit den Zähnen knirschen oder die Kiefer pressen, denn nicht selten findet diese Aktivität in der Nacht während des Schlafes statt. Dabei ist es in der Regel die REM-Phase, in der mit den Zähnen geknirscht wird. Oftmals ist es so, dass in dieser Phase das Zähneknirschen bis zu 45 Minuten am Stück dauern kann. Dabei wird dann auch eine vielfache Kraft derer aufgewendet, die ansonsten für das Zerkleinern von Speisen benötigt wird. Diese Kraft, die beim Zähneknirschen entsteht, kann mehrere hundert Kilogramm ausmachen.
Inhaltsverzeichnis
Was ist Bruxismus / Zähneknirschen genau?
Wer genau darüber nachdenkt, stellt fest, dass auch er selbst eine dieser Bewegungen ausführt, die zu den Parafunktionen gehören. Trotzt der weiten Verbreitung dieser Gewohnheit haben die meisten Menschen keine schwerwiegenden Folgen an den Zähnen zu verzeichnen. Beim Knirschen von Zähnen und beim Pressen der Zähne entstehen im Gegensatz zum Bleistiftkauen etc. allerdings Schädigungen an den Zähnen.
Der Bruxismus meint ein außergewöhnlich langes und starkes Kauen und ein entsprechendes Aufeinanderpressen der Zähne. Das Knirschen hat nichts mit der Zerkleinerung von Nahrung zu tun, sondern findet bei leerem Mund statt. Der Apparat, der die Zähne hält und auch die Substanz der Zähne selbst können durch die Dauerbelastung erhebliche Schäden davontragen. Bruxismus kommt tagsüber vor, dann in geistigen bzw. seelischen Anspannungsphasen. Zähneknirschen tritt aber überwiegend nachts in den flachen Schlafphasen der sogenannten REM-Schlafphase auf.
Wie häufig tritt Zähneknirschen auf?
Das Zähneknirschen und das Zähnepressen (beides bezeichnet als Bruxismus) sind in der Bevölkerung sehr weit verbreitet. Bei jedem zweiten Zwölfjährigen bestehen schon Knirsch-Schäden an den einzelnen Zähnen. Fast alle Erwachsenen haben Abschleifspuren an den Zähnen zu verzeichnen, die durch Zähneknirschen entstehen.
Rund 80 Prozent aller Menschen mit Erkrankungen des Zahnhalteapparats haben den Bruxismus zu verzeichnen. Allerdings wissen nur etwa 10 bis 20 Prozent der Betroffenen über ihr Zähneknirschen Bescheid. Das Pressen wird dabei etwas häufiger bewusst wahrgenommen als das Knirschen. Hier entstehen auch keine Schleifspuren an den Zähnen, sehr wohl aber intensive Verkrampfungen innerhalb der Kiefermuskulatur.
Welche Auswirkungen hat das Zähneknirschen?
Auch am Tage kann das Zähneknirschen stattfinden. Dabei kommt der Bruxismus in der Regel in Phasen höchster Anspannung oder Konzentration vor. Das besonders lange und starke Pressen ohne natürliche Kaubewegungen findet unabhängig von der Nahrungsaufnahme statt. Es erfolgt mit leerem Mund. Nachteilig ist, dass aufgrund der Dauerbelastung sowohl der Halteapparat der Zähne als auch die Zähne selbst Schäden nehmen können.
Unter den zum Teil großen Kräften die beim Bruxismus einwirken, leiden nicht nur die Kiefergelenke, sondern auch die Kaumuskeln und die Zähne werden überlastet und oftmals wird eine Schädigung verzeichnet. Weiterhin sind auch Verspannungen im Kopf- und Hals-Bereich sowie Schmerzen in Gesicht und Kopf möglich.
Welche Ursachen hat Zähneknirschen?
Ausgelöst wird das Knirschen durch psychische Überlastungen bzw. durch sogenannte störende Gleithindernisse innerhalb der Kaubewegungen.
- Beim Zähneknirschen, dem Bruxismus, sind die Ursachen vermutlich im Gehirn zu suchen.
- Der Zusammenhang liegt beim emotionalen Stress, der dann im Schlaf verarbeitet wird.
- Folgedessen stellt das Zähneknirschen in der Nacht auch eine Form von Schlafstörung oder auch Parasomnie dar.
- Kurzfristige Stressbelastungen innerhalb der Familie oder auch im Beruf können unter anderem durch Bruxismus zum Ausdruck gelangen.
- In einigen Fällen steckt auch eine ernste Erkrankung des Zahnhalteapparats hinter der Problematik.
- Auch schlecht sitzender Zahnersatz wie Brücken, Kronen oder Prothesen sowie Füllungen können der Auslöser für das Zähneknirschen und Pressen sein.
- Zähneknirschen kann auch durch orthopädische Probleme entstehen, die zu einer Schiefhaltung führen. Eine neurologische Ursache liegt unter anderem in Multiple Sklerose begründet.
Grundsätzlich ist das Zähneknirschen jedoch ein sehr häufig auftretendes Phänomen und es ist nicht zwingend mit einer ernsthaften psychischen oder anderen Erkrankung in Zusammenhang zu bringen.
Zähneknirschen – Symptome und Folgen
Knirschen oder Pressen der Zähne, also der Bruxismus und daraus resultierende Symptome bemerken die Betroffenen nur selten selbst, da dies meist unbewusst während der Schlafphase geschieht.
- Erst wenn Knirschen einen Punkt überschreitet, können Verspannungen und Verhärtungen in der Gesichtsmuskulatur die Folge sein.
- Manchmal zeigen die Zähne Schmerzen und auch die Kiefergelenke, das Gesicht, die Schläfen, die Ohren oder sogar der gesamte Kopf können dann wehtun.
- Bei längerem Zähneknirschen kann es zusätzlich zu Verspannung innerhalb von Nacken und Schultern kommen.
- Bei leichterem Zähneknirschen können sich Abschleifspuren – sogenannte Schlifffacetten oder Abrasionen – an den Zähnen ergeben.
- Ist das Knirschen sehr intensiv, können die Zähne empfindlich werden oder sich sogar lockern.
- Abgewetzte Zahnkronen werden dann erkennbar und im schlimmsten Fall kann ein Zahn auch in der Längsachse durch die enorm auftretende Kraft durchbrechen.
- Die Muskulatur des Kiefers kann sich durch die hohe Belastung beim Zähneknirschen intensiv vergrößern und es entstehen dann auch oft schmerzhafte Verhärtungen.
- An den Kiefergelenken können durch die ständige Belastung Veränderungen entstehen, die das Öffnen des Mundes deutlich erschweren.
- Betroffene spüren eine Lageveränderung der Gelenkscheibe innerhalb des Kiefergelenks, den sogenannten „Discus articularis“, der als Knackgeräusch bei der Mundöffnung auftritt. Verrutscht dann die Gelenkscheibe, kann dies die Mundöffnung behindern oder sogar komplett blockieren.
- Entwickelt sich das Zähneknirschen zu einem Dauerzustand, können entzündliche Prozesse in den Kiefergelenkflächen auftreten und auch die Gelenkkapseln können sich entzünden.
- Zusätzlich werden manchmal auch die Bänder des Kiefergelenks in starke Mitleidenschaft gezogen.
- Neben dem Knirschen und Pressen kann auch das unbewusste Pressen mit der Zunge gegen den Gaumen oder die Frontzähne große Probleme verursachen. Oftmals verschiebt sich die Stellung der vorhandenen Zähne – sie können sich sogar durch das Zähneknirschen und Pressen lockern.
Wie wird der Bruxismus diagnostiziert?
Der Zahnarzt kann die Diagnose beim Zähneknirschen, also Bruxismus, anhand der sichtbaren typischen Folgen am Gebiss, beispielsweise
- den Schliffspuren an den Zähnen
- den abgewetzten Kronen
- und an der vergrößerten Kaumuskulatur diagnostizieren.
Liegen solche deutlich erkennbaren Veränderungen vor, ist die Erkrankung aber schon in einem fortgeschrittenen Zustand.
Besser ist es, wenn der Betroffene sein Knirschen während des Schlafes bzw. danach bemerkt und dann auch umgehend den Arzt aufsucht. So ist ein rechtzeitiges Einschreiten möglich, bei dem noch keine Zahnschäden gegeben sind.
Behandlung bei Zähneknirschen
Beim Bruxismus – dem Zähneknirschen und Zähnepressen – steht im Regelfall keine Therapie zur Verfügung. Es besteht aber die Möglichkeit, die Probleme des Knirschens zu lindern und so dann auch Folgeschäden an den Zähnen zu vermeiden.
» Schiene gegen Zähneknirschen
Durch den Zahnarzt können gezielt gefertigte Kunststoff-Schienen einen Schutz für die Zahnreihen darstellen und so kann das Abschleifen der Zähne verhindert werden. Die durchsichtige Aufbiss-Schiene müssen Betroffene nicht nur in der Nacht, sondern möglichst auch tagsüber regelmäßig tragen.
» Wärme und Massagen gegen das Zähneknirschen
Physiotherapeutische Übungen, Wärmebehandlung sowie auch Massagen helfen, die Kaumuskulatur, die sehr verkrampft ist, zu entspannen. Das ständige Bewusstsein, dass das Zähneknirschen besteht und eine konsequente willentliche Unterdrückung können längerfristig Linderung erzielen. Das Zähneknirschen muss man sich praktisch bewusst abgewöhnen. Je öfter sich der Betroffene selbst bewusst macht, dass er knirscht und presst und je häufiger er korrigiert, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dem Problem ein Ende zu setzen.
» Führen Sie Kalender
Ein Kalender, in den man die Knirschphasen einträgt, kann sich hierbei sehr hilfreich erweisen. Auch können farbige Klebepunkte beispielsweise auf dem Rand des Computers, dem Fernseher oder auf dem Lenkrad einen Knirsch-Patienten immer wieder daran erinnern, den Kiefer bewusst zu entspannen und eine Lockerung zuzulassen.
» Üben Sie die Schwebehaltung
Mit der richtigen Kiefernhaltung (Schwebehaltung) können die Kaumuskeln entspannt werden und die Zähne des Ober- und Unterkiefers berühren sich dadurch nicht mehr. Der Abstand der Zähne beträgt zwei bis drei Millimeter. Nur beim Kauen sollen die Zähne normalerweise Kontakt zueinander haben.
» Gehen Sie psychischen Problemen auf den Grund
Wenn es psychische Probleme sind, die wahrscheinlich der Auslöser für das Zähneknirschen oder Zähnepressen sind, so ist die Therapie dieser Probleme die beste Möglichkeit, auch das Knirschen und Pressen zu beenden. Im Gespräch mit dem Therapeuten schaffen es einige Menschen, ihre Probleme zu beschreiben und auch zu verarbeiten.
» Entspannungstechniken gegen Zähneknirschen
Auch das Erlernen von Entspannungstechniken wie Autogenes Training oder Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen, Tai Chi sowie Yoga können dabei helfen, mit Belastungen ruhiger und entspannter umzugehen und das Knirschen zu unterlassen.
Wer psychischen Stress vermeidet, der oftmals der Auslöser für das Knirschen ist, kann auch dem Bruxismus vorbeugen. Entspannungstechniken sowie eine bewusste Reduzierung von Stress im eigenen Alltag sind die besten Vorbeugemaßnahmen gegen den Bruxismus.