Das Immunsystem hat die Aufgabe, Fremdstoffe, Mikroorganismen sowie Viren zu erkennen und diese auch möglichst erfolgreich abzuwehren. Hier spielen die sogenannten T-Zellen eine wichtige Rolle, die durch eine Schulung gehen, indem sie im Laufe des Lebens mehr und mehr schädliche Stoffe erkennen und diese – häufig für den Betroffenen selbst nicht erkennbar – abwehren. Bei der Autoimmunerkrankung ist dieser Vorgang gestört und so erkennt das Immunsystem auch vermeintliche Schadstoffe, nämlich das eigene Gewebe des Körpers, als zu bekämpfenden Stoff an und somit ist das Immunsystem praktisch lebenslänglich in Aktion, was die Bedeutung der Behandlung dieser Erkrankung deutlich macht.
Dabei sind gleichzeitig die Reparaturmechanismen des Körpers parallel zu dieser Abwehr ständig bestrebt, eine Erneuerung der beschädigten Organteile durchzuführen. Findet keine Behandlung der Autoimmunerkrankung statt, kann es zu einer kompletten Zerstörung der Zellstruktur einzelner betroffener Organe kommen.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Autoimmunerkrankung & Was ist das überhaupt?
- 2 Die Entstehung der Autoimmunerkrankung
- 3 Auslöser für den Ausbruch der Autoimmunerkrankung
- 4 Symptome einer Autoimmunerkrankung
- 5 Diagnose der Autoimmunerkrankung
- 6 Therapie der Autoimmunerkrankung
- 7 Welche Autoimmunerkrankungen gibt es?
- 8 Prognose bei Autoimmunerkrankung
- 9 Kann man einer Autoimmunerkrankung vorbeugen?
Autoimmunerkrankung & Was ist das überhaupt?
Die Autoimmunerkrankung wird im medizinischen Bereich als Krankheit definiert, bei der die Ursache der Erkrankung in einer übersteigerten Reaktion des Körpers gegen das körpereigene Gewebe besteht. Der Körper erkennt dann irrtümlich das körpereigene Gewebe als Fremdkörper an und das Immunsystem ist nun bestrebt, diesen vermeintlichen Schädling für den Organismus zu bekämpfen. Im Zusammenhang mit der Autoimmunerkrankung können schwere Entzündungen im Körper entstehen, die wiederum eine intensive Schädigung des betroffenen Organs bewirken.
Die Entstehung der Autoimmunerkrankung
Genaue Hintergründe, warum einige Menschen eine Autoimmunerkrankung entwickeln, sind noch nicht erforscht. Dabei gehen erste Thesen davon aus, dass es sich um eine angeborene genetische Disposition handelt, die aber mit äußeren Einflüssen kombiniert erst ihre wahre Ausprägung erhalten. Das erklärt auch, warum parallel zu den ohnehin steigenden Allergieerkrankungen auch die Anzahl der Autoimmunerkrankten steigende Tendenz aufweist.
Erwiesen ist allerdings, dass die Autoimmunerkrankung sich in unterschiedlicher Größenordnung zeigen kann. So sind einige Menschen von einer Autoimmunerkrankung betroffen, die ein bestimmtes Organ betrifft. Dieses Organ kann von inneren Organen bis zur Haut (Merkblatt siehe hier) jedes beliebige sein. Andere Autoimmunerkrankte weisen eine Ausbreitung der Erkrankung auf, die mehrere Organe und möglicherweise sogar das Immunsystem befällt. Häufiger sind auch Mischformen verschiedener Autoimmunerkrankungen zu verzeichnen.
Generell wird die Autoimmunerkrankung in Kombination von erblichen Begünstigungen in Kombination mit ungünstigen Umwelteinflüssen ausgebildet. Oft reich bei entsprechender Bereitschaft des Körpers schon eine virale Infektion aus, um die Autoimmunerkrankung dann zum Ausbruch gelangen zu lassen. Das nun ohnehin aktivierte Immunsystem bekämpft nicht nur die in den Körper eingedrungenen Viren, sondern parallel hierzu gleich das eigene Körpergewebe. Das betroffene Organ oder die betroffenen Organe werden nun geschädigt, denn während das Immunsystem die eingedrungenen Viren in relativ kurzer Zeit bekämpft hat, sind die Zellstrukturen des Körpers, die das Immunsystem aktivieren, natürlich weiterhin vorhanden und das Immunsystem wird ohne eine gezielte Behandlung die Bekämpfung nicht aufgeben.
Auslöser für den Ausbruch der Autoimmunerkrankung
Nicht selten bricht die Autoimmunerkrankung aus, weil eine abzuwehrende Substanz dem körpereigenen Gewebe sehr ähnlich ist und das Immunsystem hier eine Unterscheidung nicht treffen kann. Dies ist aber nur bei einer bereits genetischen Disposition möglich, denn grundsätzlich trifft das Immunsystem auch sehr feine Unterscheidungen bei Fremdkörpern.
Wichtig zu wissen ist, dass nach heutigen Erkenntnissen der Forschung die Autoimmunkrankheit selbst nicht vererbt wird. Die Häufung der Krankheit in einigen Familien lässt lediglich den Schluss zu, dass einige genetische Faktoren, die den Ausbruch der Krankheit begünstigen weitergegeben werden. Das verdeutlicht sich daran, dass Geschwister von bereits Erkrankten deutlich häufiger an der Autoimmunerkrankung leiden als andere Bevölkerungsteile.
Auslöser für den Ausbruch der Erkrankung können aber nicht nur Infektionen mit Viren, Bakterien oder Pilzen sein, sondern auch andere Einflüsse. Stress oder Schwangerschaft sind hier ebenso auslösende Faktoren wie Hormone, die alle einen Einfluss auf die Entstehung sowie auch den Verlauf der Autoimmunerkrankung nehmen können.
Symptome einer Autoimmunerkrankung
Generell können alle Organe von der Autoimmunerkrankung befallen werden und die Krankheit selbst äußert sich bei den meisten Betroffenen zunächst darin, dass ein Funktionsausfall des betroffenen Organs zu verzeichnen ist. Die Symptome generell sind allerdings sehr vielfältig und stark von der Art der Erkrankung abhängig. Dabei muss unbedingt zwischen den organspezifischen und den systemischen Autoimmunerkrankungen unterschieden werden. Während nämlich bei der organspezifischen Autoimmunerkrankung die Krankheitssymptome eines Organs im Vordergrund stehen, können bei der systemischen Erkrankung gleich mehrere Organe ihre Funktionen einstellen oder einschränken.
Beispiele für die Autoimmunerkrankung können so Ausfälle der Leber in Form der Autoimmunhepatitis sein. Auch Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa stellen Autoimmunerkrankungen dar, in diesem Fall ist der Darm betroffen. Eine bekannte Autoimmunerkrankung ist Diabetes mellitus vom Typ I, bei der die Bauchspeicheldrüse befallen ist. Morbus Bechterew ist die Autoimmunerkrankung, die spezifisch die Wirbelsäule betrifft und bei der Hashimoto-Thyreoiditis ist die Schilddrüse betroffen. Nähere Informationen zu dieser recht häufig vorkommenden Autoimmunerkrankung werden Ihnen auf www.hashimotothyreoiditis.de zur Verfügung gestellt.
Diagnose der Autoimmunerkrankung
Die Diagnose der Autoimmunerkrankung erfolgt in der Regel über eine Bewertung der Symptome sowie eine Untersuchung der Blutwerte. So lassen sich die ersten Hinweise auf eine Autoimmunerkrankung ablesen. Weiterhin zeigen häufig nachweisbare erhöhte Entzündungswerte im Blut auf das mögliche Vorhandensein der Autoimmunerkrankung hin. Ein Suchtest zur Autoimmunerkrankung kann einen Nachweis der sogenannten Antinuklearen Antikörper liefern.
Beim Nachweis der Autoantikörper über das Blut hat der Mediziner die Möglichkeit, diese innerhalb der Immunfluoreszenz speziell anfärben zu können und so diese Autoantikörper oder auch Immunkomplexe nachzuweisen.
Therapie der Autoimmunerkrankung
Schwierig erweist sich die Therapie der Autoimmunerkrankung aufgrund der Tatsache, dass die genauen Ursachen der Erkrankung nicht bekannt sind. Somit ist die kausale, also die Therapie der Auslöser der Erkrankung, bisher leider nicht gegeben. Die Therapie der Autoimmunerkrankung richtet sich wesentlich auf die Symptome dieser Krankheit. Das heißt, es werden beispielsweise entzündungshemmende Medikamente oder sogenannte immunsupprimierende Medikamente verabreicht.
An der Behandlung der Autoimmunerkrankung kann der jeweilige Facharzt, der für die Behandlung des betreffenden Organs zuständig ist, sinnvollerweise beteiligt sein. Hierbei kann es sich sowohl um den Neurologen oder den Dermatologen, den Internisten, den Nuklearmediziner oder auch den Internisten handeln.
Das Prinzip der Behandlung der Symptome der Autoimmunerkrankung verfolgt dabei das Ziel, die Aktivität des Immunsystems zu reduzieren, ohne es dabei auszuschalten. Dies kann beispielsweise durch Cortison als Immunsuppressiva geschehen. Da die Behandlung mit diesen Medikamenten über längere Dauer zu zahlreichen Nebenwirkungen und Wechselwirkungen führt, ist die Forschung sehr bestrebt, weitere Medikamente zu entwickeln, die sich auf die spezifische Behandlung des Krankheitsgeschehens beschränken. Hierzu sind inzwischen Medikamente im Einsatz, die auch für die Multiple Sklerose oder auch die Rheumatoide Arthritis eingesetzt werden. Ausführliche Informationen zu beiden Krankheitsverläufen stehen Ihnen auf den Internetseiten von www.curado.de zur Verfügung.
» Multiple Sklerose
» Rheumatoide Arthritis
Generell sind diese neuen Substanzen sehr spezifisch einsetzbar und die meisten Patienten reagieren auch positiv auf eine medikamentöse Behandlung. In Einzelfällen kann es aber auch zu intensiven Nebenwirkungen kommen.
Eine weitere, relativ neue, Therapieform stellt die Stammzell-Transplantation dar, die bei systemischen Autoimmunerkrankungen eingesetzt werden kann. Hierbei ist das Ziel der Therapie darin gelegen, dass das Immunsystem salopp gesprochen „einen Neustart“ erfährt. Ziel ist es auch hier, die Unterdrückung des Immunsystems zu erreichen und gleichzeitig den Funktionsausfall der betroffenen Organe auszugleichen.
Welche Autoimmunerkrankungen gibt es?
Bekannt sind heute inzwischen rund 60 Autoimmunerkrankungen, wobei die betroffenen Organe sich praktisch im gesamten Körper befinden können. Dabei wird die Autoimmunerkrankung aber in drei große Bereiche unterteilt.
» Organspezifische Autoimmunerkrankungen
Bei der ersten Gruppe handelt es sich um die Autoimmunerkrankung, die spezifische Organe durch ein überaktives Immunsystem angreift und die deren Gewebestrukturen zerstört. Hierbei handelt es sich um die sogenannte organspezifische Erkrankung. Die meisten Autoimmunerkrankten weisen diese Form der Erkrankung aus.
» Systemische Autoimmunerkrankungen
Bei der zweiten Gruppe handelt es sich um die systemische Erkrankung, die auch als nicht-organspezifische Krankheit bezeichnet wird. Hierbei handelt es sich um entzündliche rheumatische Erkrankungen innerhalb des Körpers. Rund fünf bis zehn Prozent der Erkrankten weisen diese Erkrankung aus.
» Intermediäre Autoimmunerkrankungen
Die dritte Gruppe stellt die sogenannte intermediäre Krankheit dar. Hierbei handelt es sich entweder um eine Mischform der Gruppe eins und zwei oder aber um eine Übergangsform, die sich von einer Gruppe zu anderen entwickelt.
Prognose bei Autoimmunerkrankung
Die Prognose für den Einzelnen hängt stark vom Umfang der betroffenen Organe sowie dem Zeitpunkt ab, zu dem die Diagnose gestellt wird. Auch hier ist eine frühzeitige Diagnose für die Behandlung der Erkrankung sehr positiv.
Generell lassen sich die sogenannten organspezifischen Autoimmunerkrankungen durch eine gezielte symptomatische Therapie sehr gut behandeln. Eine Beeinträchtigung der Lebensqualität ist generell nicht zu befürchten. Eine Ausnahme stellt hier die Multiple Sklerose als Autoimmunerkrankung dar, die eher wohl auch langfristig Beeinträchtigungen der Lebensqualität mit sich bringt – trotz kontinuierlicher Behandlung.
Bei der systemischen Autoimmunerkrankung sind Prognosen für den Krankheitsverlauf nur individuell möglich. Hier sind wohl die Art des Organbefalls als auch die Aktivität des Immunsystems sehr beeinflussend für den weiteren Verlauf der Erkrankung. Sehr ernste Verläufe kann diese Art der Autoimmunerkrankung dann nehmen, wenn das Nervensystem oder die Nieren von der Krankheit betroffen sind.
Kann man einer Autoimmunerkrankung vorbeugen?
Im Gegensatz zur Vorbeugung gegen klassische Erkrankungen, beispielsweise einer Stärkung des Immunsystems, sind die Vorbeugungsmaßnahmen gegen diese spezielle Erkrankung leider nicht gegeben. Aufgrund der genetischen Disposition für die Autoimmunerkrankung ist vielen Menschen ihre Neigung zu dieser Erkrankung oftmals auch bis zu deren Ausbruch nicht bekannt.
Generell hilft aber auch hier eine ausgewogene Ernährung, die viel Gemüse und Obst vorsieht, viel Bewegung sowie auch ein relativ stressarmes Leben, eine Stärkung des gesamten Organismus zu erzielen.