Wenn der Begriff „Cannabis“ fällt, denken viele an Drogen, Joints oder Haschkekse. Niemand, der sich nur etwas näher mit diesem Thema befasst, würde darauf kommen, dass Cannabis in der Medizin angewendet wird.
Doch so ist es. Aber mal ehrlich, mir ging es persönlich nicht anders. Ich halte nichts von Drogen und habe mich nie wirklich damit auseinandergesetzt bzw. auch auseinandersetzen wollen. Wenn ich an Cannabis denke, dann habe ich sofort das Bild eines Jugendlichen mit einem qualmendem Joint in der Hand im Kopf. Dabei hat diese Pflanze eine erstaunliche medizinische Auswirkung auf unseren Körper. Aber das habe ich erst bei der ausgiebigen Recherche für diesen Artikel bemerkt.
Inhaltsverzeichnis
➤ Inhaltsstoffe der Cannabis-Pflanze
Cannabis besteht aus zwei wesentlichen Hauptbestandteilen. Zum einen das psychoaktive Delta-9-Tetrahydrocannabinol (kurz: THC) und zum anderen das Cannabidiol (kurz: CBD). Diese Substanzen werden schon seit einigen Jahren für Schmerzpatienten eingesetzt, bei denen andere Medikamente keine Linderung verschaffen. Als beste Möglichkeit, um die Wirkstoffe aufzunehmen, erweist sich hier die des Vaporisierens (inhalieren). Bei dieser Methode werden die Pflanzstoffe in die kleine Kammer des Vaporizers gefüllt. Durch Verdampfen werden die Wirkstoffe dann freigesetzt, wobei durch die unterschiedlich einstellbaren Temperaturen die verschiedenen Wirkstoffe der Kräuter gesondert verdampft werden können (Quelle: www.smokestars.de).
Eine Studie aus dem Jahr 2008 belegt außerdem, dass das Inhalieren deutlich gesünder ist als das Rauchen. Denn hier werden ausschließlich die Wirkstoffe der Pflanze inhaliert.
➤ Gesetzliche Regelungen von Cannabis als medizinisches Produkt
Cannabis gilt noch heute als illegale Droge. Man kommt also nicht ganz einfach an das Arzneimittel heran. Die Verwendung von illegalen Drogen hat das Betäubungsmittelgesetz (BtMG – hier nachzulesen) im §3 Abs. 2 ganz klar geregelt. Hierin heißt es:
„Eine Erlaubnis für die in Anlage I bezeichneten Betäubungsmittel kann das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte nur ausnahmsweise zu wissenschaftlichen oder anderen im öffentlichen Interesse liegenden Zwecken erteilen.“
Um Cannabis also legal nutzen zu können, müssen Sie sich eine Genehmigung einholen. Die ersten Anträge für eine medizinische Verwendung gingen bereits im Jahr 2007 ein. Während es Ende 2011 erst 65 Patienten mit einer Erlaubnis gab, waren es Ende 2014 schon ca. 350 Patienten. Die Zahl steigt also stetig.
» Tipps für die Beantragung der Ausnahmegenehmigung finden Sie unter www.cannabis-med.org.
➤ Anwendungsbereiche für Cannabis in der Medizin
Cannabis wird häufig dann eingesetzt, wenn andere Medikamente nicht richtig anschlagen oder zu starke Nebenwirkungen verursachen. Man sollte sich allerdings immer vor Augen führen, dass Cannabis kein Wundermittel ist und nicht immer die gewünschte Schmerzlinderung eintritt. Es kann funktionieren, muss aber nicht.
Es gibt bereits mehrere Studien, bei denen Cannabis in der Medizin eingesetzt wurde.
Cannabis bei Krebs
An der Rostocker Universität experimentieren verschiedene Forscher an Mäusen mit Cannabinoiden und stellen fest, dass sie Krebszellen zerstören können. Auch in den USA sind bereits solche Fälle registriert. So hat sich beispielsweise ein 80-jähriger Mann selbst mit Cannabis geheilt, nachdem seine Ärzte ihn aufgegeben und ihm nur noch eine Lebenserwartung von zwei Wochen gegeben haben (Quelle: www.gesundheitlicheaufklaerung.de).
Cannabis und THC können aber nicht nur krebshemmend wirken, sondern auch einfach die Symptome wie Appetitlosigkeit und Schmerzen lindern.
Cannabis bei multipler Sklerose
Sehr bekannt ist auch die Wirkung von Cannabis bei multipler Sklerose. In mehreren Studien wird eine Verbesserung der Schmerzzustände und der Koordinationsstörungen der Muskulatur festgestellt. Außerdem wirkt das Cannabis entzündungshemmend und krampflösend.
Es gibt bisher nur ein einziges Medikament auf Cannabis-Basis welches in Deutschland zugelassen ist. Das Mittel heißt Sativex und ist ausschließlich für die Behandlung spastischer Lähmungen bei multipler Sklerose.
» Inhaltsstoffe, Dosierung und Nebenwirkungen finden Sie in dem Beipackzettel unter www.apotheken-umschau.de.
Es gibt noch weitere Anwendungsgebiete, die wissenschaftlich anerkannt und etabliert sind, aber auch Krankheiten, bei denen es bisher nur wenige Erfahrungsberichte gibt. Dazu gehören beispielsweise:
- Bewegungsstörungen
- chronische Schmerzen
- Schlafstörungen
- Glaukom
- Epilepsie
- Depressionen
- Appetitlosigkeit
- ADHS/ADS
- Asthma
- Allergien
➤ Welcher Arzt verschreibt Cannabis als Medizin
Einen Arzt zu finden, der ohne große Probleme Cannabis als Medikament verschreibt, ist noch immer nicht leicht. Es gibt kaum Ärzte, die diese Therapieform kennen, akzeptieren und wissen, dass eine Verschreibung eigentlich problemlos möglich ist. Hinzu kommt, dass die Bürokratie hinten den Anträgen für viele Ärzte noch völliges Neuland sind. Am besten ist es, wenn Sie folgende Ausdrucke mit zu Ihrem Arzt nehmen, damit er sich umfassend mit diesem Thema befassen kann.
❶ Der Artikel „Das therapeutische Potenzial von Cannabis und Cannabinoiden“ aus dem Ärzteblatt.
Wenn Sie den Artikel öffnen, finden Sie auf der rechten Seite einen Kasten. Nach dem Klick auf PDF-Version lässt sich der Artikel ganz einfach Ausdrucken.
» Download unter www.aerzteblatt.de
❷ Ebenfalls mit vielen hilfreichen Tipps und Informationen bestückt ist die PDF-Datei aus dem Magazin der Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin. Ein Klick rechts oben auf den Drucker ermöglicht das vollständige Ausdrucken der PDF-Datei.
» Download unter www.cannabis-med.org