
Es kommt eher selten vor, dass ein Kleinkind, nachdem es bereits trocken war, wieder ins Bett nässt. In den meisten Fällen legt sich diese Phase wieder. Ist das nicht der Fall, und Ihr Kind nässt sich über einen längeren Zeitraum regelmäßig ein, auch nachts, sollten Sie aktiv werden.
Allerdings ist das Einnässen bis zum 5. Lebensjahr noch als „normal“ anzusehen. Auch wenn die wenigsten Kinder in dem Alter noch in die Hose machen, bzw. dies recht selten, ist ihr Kind kein Außenseiter. Erst nach dem 5. Lebensjahr sollten Sie darüber mit ihrem Kinderarzt sprechen und abklären lassen, ob Ihr Kind an Harninkontinenz leidet bzw. man von einer Enuresis sprechen kann. Enuresis unterscheidet man in zwei Formen, der primären und der sekundären Enuresis. Doch wo liegen die Unterschiede und welche Form trifft im Falle des Einnässens auf Ihr Kind zu?
Inhaltsverzeichnis
Enuresis & Was ist das genau?
Enuresis bezeichnet das Einnässen allgemein. Hier unterscheidet man zwischen dem Einnässen am Tag (Enuresis diurna) und dem Bettnässen in der Nacht (Enuresis nocturna). Es gibt aber auch Kinder bei denen beide Varianten zutreffen. Eltern sollten Ruhe bewahren, wenn ihrem Kind gelegentlich das Einnässen passiert. Dies muss nicht krankheitsbedingt sein, sondern kann Ursachen wie Stress oder Überforderung im Alltag haben.
Primäre Enuresis
Bei der primären Enuresis handelt es sich meist um eine genetische Form des Einnässens. Das heißt, dass bereits andere Familienmitglieder von primärer Enuresis betroffen waren. Kinder mit primärer Enuresis sind in ihrer Entwicklung eingeschränkt, sie lernen langsamer als andere, ihre Blase zu kontrollieren. Die betroffenen Kinder haben keine Trockenphase hinter sich, sondern quasi durchweg eingenässt. Auch die Tiefe des Schlafes und die gleichzeitige Kontrolle der Blase sind bei der primären Enuresis unterentwickelt.
Primäre Enuresis und ADHS
Ärzte sehen auch immer einen Zusammenhang zwischen primärer Enuresis und ADHS. Das Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom sollte daher Teil der Untersuchung beim Kinderarzt sein. Das für das Füllen der Blase zuständige Hormon ADH ist bei Kindern mit primärer Enuresis gestört. In dessen Folge wird mehr Urin produziert als üblich. Die Kinder spüren nicht, dass Sie zur Toilette müssen, was wiederum zum nächtlichen Einnässen führt.
Symptome für primäre Enuresis
Anzeichen für das primäre Einnässen können Eltern speziell nachts feststellen. Dieses äußert sich durch folgende Symptome:
- anscheinend tiefer Schlaf mit schnellen Augenbewegungen
- das Kind ist schwer weckbar
- häufiges Einnässen
- Einnässen mit einer großen Menge an Urin
- kein Einnässen am Tag
- das Kind war noch nie lange trocken (mehr als 6 Monate)
- psychische Symptome (selten)
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Sekundäre Enuresis
Die sekundäre Enuresis tritt in den meisten Fällen dann auf, wenn das Kind mit psychischen Problemen zu kämpfen hat. Das Kind ist verunsichert und zeigt dies durch häufiges Einnässen. Bevor Sie als Eltern aber eine sekundäre Enuresis vermuten, sollten Sie abklären lassen, dass Ihr Kind keine vorübergehende Harninkontinenz hat.
Ursachen für sekundäre Enuresis
Was für Erwachsene gar kein Problem darstellt oder leicht überwunden wird, kann für Kinder eine enorme psychische Belastung sein. Eltern sollten daher aufmerksam beobachten ab wann ihr Kind mit dem Einnässen begonnen hat. Ursachen für die sekundäre Enuresis können sein:
- Scheidung / Trennung der Eltern
- Geburt eines Geschwisterkindes
- Wohnungswechsel / Ortswechsel
- Überforderung im Kindergarten
- häufiger Streit in Umfeld des Kindes
- plötzlicher Todesfall
- häusliche Gewalt
Symptome für sekundäre Enuresis
Mal ins Bett zu pullern oder ins Höschen ist noch lange kein Grund zur Besorgnis. Nur dann, wenn das Kind bereits lange trocken war und sich das Einnässen häuft, sollten Eltern wachsam sein und auf die Symptome achten. Bitte beachten Sie, dass es sich bei dieser Form der Enuresis auch um eine Funktionsstörung der Blase handeln kann:
- Einnässen nach langer Trockenphase
- häufiges Wasserlassen
- starker Harndrang mit ungewolltem Harnabgang
- häufiges Harnanhalten (Pressen der Oberschenkel, nervöses Hüpfen)
- unvollständige Blasenentleerung
Enuresis & Wie sollen Eltern sich jetzt verhalten?
Auch wenn es so scheint als würden Sie ihrem Kind helfen, wenn Sie das Thema Einnässen komplett ignorieren, tun Sie hier genau das Falsche. Reden Sie offen darüber, ohne dabei zu drohen. Das ohnehin schon geringe Selbstwertgefühl wird sonst noch mehr gefördert.
➤ Ängste erfragen
Seien Sie wachsam und achten Sie auf alle Veränderungen ihres Kindes. Erfragen Sie Ängste, die es eventuell hat, oder Probleme mit Familienangehörigen oder Altersgenossen im Kindergarten.
➤ Das Bett selbst beziehen lassen
Hat Ihr Kind nachts ins Bett gemacht, beziehen Sie es beim Bettenmachen mit ein. Lassen Sie es das Laken wegräumen und neue Bettwäsche aufziehen. Betonen Sie dabei aber immer wieder, dass dies keine Strafe ist. Ihr Kind wird sich besser fühlen, wenn es Ihnen helfen kann.
➤ Windeln zulassen
Auch wenn das Kind aus dem Wickelalter raus ist, erlauben Sie hin und wieder eine Windel. Da die handelsüblichen Modelle für größere Kinder kaum mehr passen, nehmen Sie ruhig Rat und Hilfe bei Inkontinenz von tena.de in Anspruch. Zum einen können Sie dem Kind erklären, dass auch Erwachsene manchmal einnässen. Zum anderen sind Sie so immer gewappnet, wenn Sie längere Aufenthalte im Freien planen. Ihr Kind fühlt sich nicht bloßgestellt, wenn es dann plötzlich in die Hose macht. Wichtig ist, dass Sie ihrem Kind durch eigene Unsicherheit und Scham nicht das Gefühl vermitteln, es stimme etwas nicht mit ihm.
➤ Führen Sie einen Sonne-Wolke-Kalender ein
Um das Lob für trockene Nächte noch zu verstärken, basteln Sie gemeinsam mit ihrem Kind einen Sonne-Wolke-Kalender. Jede trockene Nacht wird mit einer Sonne gekennzeichnet, alle anderen mit einer Wolke. Das motiviert zusätzlich und fördert das Selbstbewusstsein.
➤ Trinkverhalten kontrollieren
Ein unnatürliches Trinkverhalten sorgt für starken nächtlichen Blasendruck. Ihr Kind sollte über den Tag verteilt ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen und nicht erst am späten Nachmittag oder Abend. Die Hauptmenge des Tagesbedarfs sollte zwar am Morgen getrunken werden, hat Ihr Kind auch am Abend noch großen Durst, verbieten Sie das Trinken nicht.