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Schizophrenie – Symptome und Krankheitsbild bei Wahnvorstellungen

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Schizophrenie
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Schizophrenie ist eine in der breiten Bevölkerung oftmals belächelte Krankheit. Es ist schließlich befremdlich, wenn ein Mitmensch plötzlich von Besuchern aus dem All berichtet oder aber der Tatsache, dass er vom Geheimdienst kontrolliert und von Stimmen in seinen Handlungen manipuliert wird. Dabei ist es auch nicht selten der Fall, dass der Betroffene das Gefühl hat, dass ihm Stimmen den Befehl geben, das eigene Leben zu beenden – und dieser Aufforderung auch folgt.

Hierbei handelt es sich um sogenannte Wahnideen. Aber woher kommen diese Sinnestäuschungen und ist man ihnen bedingungslos ausgeliefert oder gibt es Hilfen gegen diese Probleme?

Was ist eigentlich ein Wahn?

Wer sagt “du spinnst wohl”, “du reimst dir mal wieder etwas zusammen” oder “hat der kleine Mann im Ohr dir den Befehl gegeben” benutzt geläufige Redewendungen dafür, das der Mensch gegenüber wohl gerade eine andere Wahrnehmung der Realität hat als man selbst. Dass die Wahrnehmungen unterschiedlich ausfallen, heißt aber nicht gleich, dass es sich beim Gegenüber um eine Wahnvorstellung handelt, der dieser erlegen ist.

Die Unterscheidung zwischen Wahn und unterschiedlicher Wahrnehmung liegt darin, dass der Wahn die Realität als unverrückbar darstellt und Korrekturen daran nicht zulässt, während die unterschiedliche Wahrnehmung diese klar äußert, dabei aber auch akzeptiert, dass andere Meinungen und Wahrnehmungen durchaus möglich sind. Beim Wahn handelt es sich um eine sehr starre Überzeugung, die zudem auch noch inhaltlich falsch ist.

Wie werden Wahnvorstellungen definiert?

komplexe Wahnwirklichkeit eingebettet sind. Nur der Betroffene selbst kann diese Vorstellung auch für sich glaubhaft annehmen. Dabei besteht bei der Wahnvorstellung die Möglichkeit, dass diese neben der realen Wahrnehmung existiert oder dass sie sogar das komplette Denken des Menschen sowie auch seine Handlungsweisen vollständig beherrschen kann. Der Mensch, der von Wahnvorstellungen betroffen ist, nimmt sowohl die Personen als auch die Erinnerungen, Stimmungen und Ideen aus der Vergangenheit falsch wahr und beurteilt sie nach heutiger wahnhafter Einschätzung. So ergibt sich aus der Wahnvorstellung oftmals eine sehr stark lebensbestimmende Wahrnehmung.

Der Betroffene empfindet die Wahnvorstellung allerdings nicht als falsch. Er hält diese Auffassung für die Wirklichkeit, die unkorrigierbar und absolut richtig ist. Seine Vorstellungen kritisch hinterfragen kann der Betroffene nicht mehr, wenn er sich erst einmal in der Wahnvorstellung befindet. Der Betroffene isoliert sich in seinem Wahn, was wiederum die starke Ich-Bezogenheit dieser Erkrankung unterstützt. Weiterhin geht mit der Wahnvorstellung an sich eine Wahnstimmung einher, die wiederum dem Betroffenen seine Umgebung und seine Umwelt als sehr bedrohlich erscheinen lässt.

Die Schizophrenie zwischen Wahnidee und Wahnsystem

Bei der Wahnwahrnehmung ist es klassisch, dass Alltäglichkeiten vom Betroffenen eine Umdeutung erfahren. Werden diese Umdeutungen mit Erlebnissen aus der Vergangenheit verknüpft, spricht der Mediziner von der Wahnerinnerung. Die Wahnideen wiederum, die innerhalb der Arbeit des Geheimdienstes in der Vergangenheit eine wichtige Rolle spielten, erfahren eine Einbettung in ein Wahnsystem. Diese Wahnarbeit, die hierbei gegeben ist, soll die Erklärung der Wahnfälle, also den sogenannten Erklärungswahn, bewirken.

Besonders häufig auftretende Wahnvorstellungen treten als Verfolgungswahn, als Schuld- und Versündungswahn, sowie auch in Form einer sehr starken Konzentration auf die eigene Person auf. Hierbei handelt es sich um den sogenannten Beziehungswahn, bei dem der Betroffene das Gefühl hat, dass alles nur seinetwegen geschieht. Auch der Beeinträchtigungswahn ist sehr geläufig und in diesem geht der Betroffene davon aus, dass ihm alles, was um ihn herum geschieht, nur Schaden zufügen soll.

Formen von Wahnvorstellungen

» Größenwahn
Der Größenwahn ist wohl jedem zumindest als umgangssprachlich genutztes Wort bekannt. Neben der Tatsache, dass es diesen Größenwahn als Form der Schizophrenie wirklich gibt, sind aber auch der Kleinheits- oder Nichtigkeitswahn als weniger bekannte, dennoch vorhandene Schizophrenieformen vorhanden.

» Verarmungswahn
Eine weitere Form der Schizophrenie lässt den Betroffenen davon überzeugt sein, dass tierische Eindringlinge über seine Haut in den Körper eingedrungen sind. Auch der Verarmungswahn ist geläufig, bei dem der Betroffene eine übersteigerte Überzeugung davon hat, früher oder später zu verarmen.

» Verfolgungswahn
Nicht selten treten Wahnthemen in Kombination mit bestimmten Erkrankungen auf. Besonders gegeben ist dies bei dem Beziehungs-, Beeinträchtigungs-, Verfolgungs-, Dermatozoen- sowie Größenwahn. Damit der Mediziner sich über die Form der Schizophrenie ein genaues Bild machen kann, nutzt er den sogenannten psychopathologischen Befund. Hintergrund ist, dass der Betroffene oftmals nicht befähigt ist, die Wahnvorstellung als solche zu realisieren. Dabei kann er auch keinen Vergleich zwischen den aktuellen Denkprozessen und dem realen Leben ziehen, sowie die belastenden Veränderungen in der Wahrnehmung nicht klar benennen.

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Wodurch werden Wahnvorstellungen ausgelöst?

» Krankheiten des Gehirn
Eine große Wahrscheinlichkeit, dass Betroffene Wahnvorstellungen entwickeln, besteht immer dann, wenn Hirntumore oder Hirndefekte vorhanden sind. Gerade bei Hirntumoren drücken die Tumore auf einzelne Hirnareale, was die Wahnvorstellungen hervorrufen kann.

» Alkohol und Drogen
Aber auch Medikamenteneinnahme oder Drogenkonsum kann Wahnvorstellungen mit sich bringen. Bei Alkohol ist es der über einen langen Zeitraum konsumierte Alkohol, der diese Wahnvorstellungen – im Volksmund auch als “weiße Mäuse” bezeichnet – hervorbringen kann. Bei Drogen kann es die Art der Droge sein, die Wahnvorstellungen bewirkt. Hierbei sind einige Drogen so aufgebaut, dass bereits ein einmaliger Konsum Wahnvorstellungen hervorrufen kann. Der Eifersuchtswahn ist eine typische Folge von chronischer Alkoholabhängigkeit.

» Demenz
Wahnhafte Verkennungen von an sich bekannten Personen treten bei der Demenz sehr häufig auf. Dazu leiden viele Menschen an den sogenannten wahnhaften Depressionen. In der wahnhaften Depression empfindet der Betroffene Wahninhalte, die sich in seine depressive Stimmungslage einfügen, hier beispielsweise den Versündigungs- oder Verarmungswahn sowie auch den Kleinheits- und Nichtigkeitswahn.

In vielen dieser Fälle ist die Krankheit, die zugrunde liegt, der Auslöser für den Wahn.

Deutlich häufiger ist die Wahnvorstellung aber innerhalb der Schizophrenie zu finden. Hierbei handelt es sich um eine der am häufigsten auftretenden psychischen Erkrankungen. Das Risiko, an einer Schizophrenie zu erkranken, liegt weltweit betrachtet bei einer Wahrscheinlichkeit von einem Prozent.

Schizophrenie – Symptome

Wichtige Bedingung für die Schizophrenie ist, dass mindestens über einen Monat eines der nachfolgenden Symptome regelmäßig auftritt.

  • Die Ich-Störung tritt in Form von Gedankeneinebnungen, Gedankenentzug oder Gedankenlautwerden auf.
  • Der Betroffene hat einen enormen Kontrollwahn oder leidet unter dem Beeinflussungswahn sowie der Wahrnehmungsstörung als inhaltlicher Denkstörung.
  • Der Betroffene nimmt Stimmen wahr, die kommentieren oder dirigieren oder aber einen Dialog mit dem Betroffenen aufnehmen. Diese Stimmen kommen aus einem Teil des Körpers auf den Betroffenen zu.
  • Der Betroffene nimmt anhaltende und unangemessene Verhaltensweisen auf. Hierbei kann das Verhalten vom bizarr anmutenden Kontrollbedarf des Wetters bis hin zur Kontaktaufnahme durch Außerirdische reichen.
  • Der Betroffene hat anhaltende starke Halluzinationen oder auch eine stark veränderte Sinneswahrnehmung.
  • Beim Betroffenen reißen die Gedanken ab oder er nimmt regelmäßig Einschiebungen in den Gedankenfluss auf. So wirkt der Betroffene sehr zerfahren. Auch Wortneubildungen können innerhalb dieser Entwicklung der Schizophrenie gegeben sein.
  • Starke Erregung, auffällige Haltungsstereotypien oder aber ein Negativismus, der den Betroffenen dazu bringt, genau das Gegenteil von der Aufforderung zu tun, sind weitere Symptome für eine Schizophrenie.
  • Auch eine auffallende Apathie, sowie eine Sprachverarmung und ein Rückzug aus dem sozialen Umfeld sowie eine Reduzierung der sozialen Leistungsfähigkeit können Hinweise auf eine beginnende Schizophrenie liefern.
  • Besonders starke Veränderungen in den üblichen Verhaltensweisen sowie Ziellosigkeit und Trägheit oder eine sehr verloren wirkende Haltung können neben dem sozialen Rückzug, Zeichen für eine beginnende Schizophrenie sein.

Formen der Schizophrenie

» paranoid-halluzinatorische Schizophrenie
Die Schizophrenie kann in vielen Formen auftreten. Sehr geläufig hierbei ist die sogenannte paranoid-halluzinatorische Schizophrenie. Diese Form der Erkrankung geht mit Wahnerleben und Halluzinationen sowie auch der beschriebenen Ich-Störung einher.

» katagone Schizophrenie
Eine weitere Form der Schizophrenie ist die sogenannte katagone Schizophrenie, die als besondere Auffälligkeiten die Erregung, die starre Haltung oder auch die Sprachstereotypen beim Betroffenen aufweist.

» hebephrene Schizophrenie
Bei der hebephrenen Schizophrenie handelt es sich um eine Form der Erkrankung, die bereits in der Jugend beginnt. Auffällig ist hierbei, dass der Jugendliche ein sehr flaches und unpassendes, dabei aber sowohl heiteres als auch läppisches Verhalten an den Tag legt. Denkstörungen in Form von sehr ungeordneten Denkvorgängen oder eine unbestimmte oder sehr bizarr wirkende Sprache sind weitere typische Symptome dieser Schizophrenie. Auch Antriebsstörungen und sehr ungeniertes Verhalten sind typische Merkmale dieser Art von Schizophrenie.

» undifferenzierte Schizophrenie
Eine weitere Form der Schizophrenie ist die undifferenzierte Schizophrenie, die keine Eingliederung in die genannten Formen der Schizophrenie zulässt.

» schizophrene Residuum
Das sogenannte schizophrene Residuum, das eine schizophrene Symptomatik aufweist und bei dem der Patient in einer Phase der Schizophrenie verweilt, ist eine weitere Form der Schizophrenie.

Verschiedene Formen der Schizophrenie weisen unterschiedliche Symptome auf, die eine Zuordnung in die richtige Form der Schizophrenie deutlich leichter für den Mediziner machen.

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Schizophrenie – Positiv- und Negativsymptome

Unterschieden wird bei der Schizophrenie in die Positiv- und Negativsymptome. Dabei können die Symptome gleichzeitig bestehen, wobei in der Regel die Positivsymptome der Schizophrenie überwiegen. Bei der Bezeichnung positiv und negativ geht man hier aber nicht von guten oder weniger guten Symptomen aus, sondern versteht darunter, die eher sichtbaren und weniger sichtbaren Symptome.

» Negativsymptome der Schizophrenie
Typische negative Symptome der Schizophrenie bestehen darin,

  • dass die Sprache des Betroffenen verarmt,
  • dass ein Verlust von Mimik und Gestik zu verzeichnen ist
  • dass eine insgesamt apathische Haltung vorliegt,
  • dass der Betroffene verlernt, Freude zu empfinden
  • und das ein Rückzug aus dem sozialen Leben immer wahrscheinlicher wird.

Bei Jugendlichen zeigt sich eine beginnende Schizophrenie häufig in einem starken Leistungsknick vor Ausbruch der Erkrankung.

» Positivsymptome der Schizophrenie
Die Positivsymptome innerhalb der Schizophrenie zeigen sich

  • in Form von Wahn und Halluzination,
  • in der Lautmachung von Gedanken
  • im insgesamt sehr bizarr anmutendem Verhalten.

Allerdings kann die Krankheit in ihrer Anfangsphase zunächst Negativsymptome mit sich bringen.

Verlauf und Prognose der Schizophrenie

So vielfältig die Formen der Schizophrenie sind, so vielfältig ist auch deren Verlauf. Die Erkrankung wird oftmals völlig ausgeheilt, allerdings kann sich auch ein chronischer Verlauf der Erkrankung abzeichnen, der dann einen wellenartigen Verlauf nimmt. Seltener ist der Fall, dass die Schizophrenie trotz Behandlung weiter voranschreitet – allerdings ist auch dieser Verlauf der Krankheit nicht völlig ausgeschlossen.

Die beste Prognose für die Erkrankung ist für weibliche Patienten gegeben, die in einer stabilen Beziehung leben und deren Ausbruch der Schizophrenie auf Stress oder eine akute Lebenssituation zurückzuführen ist. Weiterhin sehr gute Prognosen haben Patienten, die nur seltene oder kurze Krankheitsphasen zu verzeichnen haben und darüber hinaus schon einen akuten Einstieg in die Krankheit hatten, der sofort medikamentös behandelt wurde.

Deutlich schlechtere Prognosen haben männliche Patienten ohne stabile Beziehung, die zudem auch sozial sehr isoliert leben. Weiterhin sind die Prognosen bei langem und häufigem Krankheitsverlauf sehr ungünstig.

Verschlechtert wird die Prognose dann, wenn Negativsymptome und Wahnideen oder akustische Halluzinationen auftreten, die allerdings lange Zeit ohne Behandlung geblieben sind.

Wichtig für eine günstige Prognose bei der Schizophrenie ist eine ausreichend lange und konsequente medikamentöse Behandlung.

» Rückfallrisiko
Insgesamt 60 bis etwa 80 Prozent der Erkrankten müssen innerhalb der ersten zwei Jahre nach der Behandlung der Schizophrenie mit einem Rückfall rechnen. Das Rückfallrisiko kann allerdings auf 50 Prozent reduziert werden, wenn die medikamentöse Behandlung lange genug konsequent durchgeführt und auch fortgesetzt wird, wenn die Symptome der Schizophrenie längst abgeklungen sind.

Wichtig für die Rückfallproblematik ist ein vertrauensvolles und enges Miteinander zwischen Arzt und Patient. Je besser der Patient seine Krankheit versteht und hier von der Entstehung über die Symptomatik bis hin zur Therapie eingebunden ist, umso besser kann in Zusammenarbeit mit dem behandelnden Arzt die Rückfallgefahr reduziert werden.

Schizophrenie & Krisenplan für den Notfall

Die Bedeutung des Krisenplans innerhalb der Behandlung der Schizophrenie wird noch immer unterschätzt. Dieser Krisenplan sollte schon sehr frühe Symptome beinhalten und bereits die Ruhelosigkeit und Anspannung des Patienten, Schlafstörungen oder Nervosität, Probleme bei der Arbeit und Gefühle von Überforderung beinhalten.

Weiterhin sollten Konzentrations- und Gedächtnisstörungen sowie der soziale Rückzug mit entsprechenden Aktionen zur Vermeidung der Verschlimmerung der Krankheit innerhalb des Krisenplans berücksichtigt werden.

Der Krisenplan legt genau die Aktionen fest, die in einem solchen Fall mit Angehörigen oder Freunden gemeinsam durchgeführt werden können, um eine Verschlechterung des Krankheitsbildes sofort zu verhindern.

Der Krisenplan kann verschiedene Aktionen beinhalten. Hierzu gehören beispielsweise

  • die Erhöhung der Medikamentendosis,
  • das Aufsuchen des behandelnden Arztes
  • Maßahmen wie Ergo- und Arbeitstherapien,
  • sowie die Möglichkeit des betreuten Wohnens.

Durch eine gute Behandlung, einen effektiven Krisenplan und eine schnelle Behandlung der Schizophrenie ist es heute möglich, 60 Prozent der Betroffenen wieder dauerhaft in ein normales und auch berufliches Leben einzugliedern. 40 Prozent der Patienten können nach der Erkrankung wieder in ihren alten Beruf zurückgehen, 20 Prozent der Patienten müssen nach der Erkrankung unterhalb ihres bisherigen Niveaus arbeiten und nur 10 Prozent der Betroffenen sind nach heutigem Stand der Medizin dauerhaft arbeitsunfähig.

» Hilfreiche Links:
Wirkung von Medikamenten bei Schizophrenie – Studie der Universität Bremen
Schizophrenie Selbsthilfe Forum – www.schizophrenie-netz.info.de
Buchtipp – Wie ich die Schizophrenie besiegte – www.amazon.de