Viele Menschen leiden unter undefinierbaren Muskelschmerzen. Dabei liegt der Verdacht häufig nahe, dass hier eine Überlastung gegeben ist, die den Schmerz in den Muskeln verursacht hat. Geht der Schmerz allerdings nicht nach einigen Tagen zurück, kann der Verdacht naheliegen, dass nicht die starke Belastung der Grund für den Schmerz war, sondern eine Erkrankung, die der ärztlichen Behandlung bedarf.
Häufig betroffen sind hier Menschen von der sogenannten Fibromyalgie. In der wörtlichen Übersetzung heißt dieser Begriff “Faser-Muskel-Schmerz”.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Was ist Fibromyalgie?
- 2 Die zwei Formen der Fibromyalgie
- 3 Wie häufig tritt Fibromyalgie auf?
- 4 Was kann eine Verschlimmerung bewirken?
- 5 Psychosomatische Hintergründe
- 6 Fibromyalgie – Ursachen
- 7 Fibromyalgie – Symptome
- 8 Fibromyalgie – Diagnose
- 9 Fibromyalgie – Therapie
- 10 Fibromyalgie – Verlauf
- 11 Der Fibromyalgie vorbeugen – geht das?
Was ist Fibromyalgie?
Bei der Fibromyalgie handelt es sich um eine Erkrankung, die einen nicht-entzündlichen Charakter hat. Kennzeichnend für die Fibromyalgie ist die verhärtete Muskulatur. Somit wird die Fibromyalgie medizinisch als eine Form des Weichteilrheumatismus bewertet. Der Betroffene erkennt seine Erkrankung daran, dass anhaltender Schmerz in der Muskulatur sowie in den Sehnenansätzen zu verzeichnen ist. Zudem besteht eine deutlich erhöhte Druckempfindlichkeit an verschiedenen Schmerzpunkten. Diese Punkte werden vom Mediziner als sogenannte Tender Points bezeichnet. Insgesamt sind am Körper 18 solcher Tender Points zu finden, die alle durchweg an den Sehnenansätzen liegen. Zu finden sind die Tender Points im Nacken, am Rücken, in den Schultern sowie auch den Hüften.
Generell häufiger betroffen von der Fibromyalgie sind Frauen, aber auch Männer können unter dieser Art von Weichteilrheumatismus leiden.
Die zwei Formen der Fibromyalgie
Generell besteht eine Unterscheidung in die primäre sowie die sekundäre Fibromyalgie. Innerhalb der primären Fibromyalgie ist die Ursache für den Schmerz nicht bekannt. Bei der sekundären Form der Fibromyalgie tritt der dauerhafte Schmerz nach einer organischen Erkrankung auf. Hier kann die auslösende Erkrankung eine entzündlich-rheumatische Erkrankung oder auch eine Autoimmunerkrankung sein. Zudem können auch Infektionskrankheiten die sekundäre Fibromyalgie nach sich ziehen. Hepatitis C oder Borreliose bewirkt diese Schmerzen ebenso wie der maligne bösartige Tumor. Auch Muskelerkrankungen und neurologische Erkrankungen wie Morbus Parkinson können eine Fibromyalgie zur Folge haben.
Wie häufig tritt Fibromyalgie auf?
Insgesamt sind rund drei Prozent der deutschen Bevölkerung von der Fibromyalgie betroffen. Dabei sind etwa 80 bis zu 90 Prozent der Betroffenen Frauen. Das Auftreten der Erkrankung liegt zwischen dem 20. und 50. Lebensjahr. Gelegentlich können aber sowohl Kinder als auch Menschen über einem Lebensalter von 50 Jahren von der Fibromyalgie betroffen sein.
Was kann eine Verschlimmerung bewirken?
Generell sind es verschiedene Faktoren, die die Fibromyalgie verstärken können. Beobachtet wurde, dass sowohl Stress als auch Angstzustände, darüber hinaus Müdigkeit und Kälte eine Verstärkung der Problematik bewirken können. Feuchtes Wetter sowie Wetterwechsel oder aber dauerhaft schwere körperliche Arbeit sind weitere Faktoren, die die Fibromyalgie in ihren Verlauf verstärken können. Oftmals nehmen Betroffene daher auch zunächst an, sich körperlich übernommen zu haben und deshalb an den Muskelschmerzen zu leiden. Dass die Erkrankung der Grund für die Schmerzen ist, wird erst nach aufwendigen Untersuchungen diagnostiziert.
Besonderer Zusammenhang besteht zwischen dem nächtlichen Schlaf und der Fibromyalgie. In der Regel schlafen die Betroffenen mit der Fibromyalgie sehr schlecht, wachen nachts häufig auf und fühlen sich dadurch morgens völlig erschlagen. Aber auch umgekehrt kann die Problematik liegen, wenn nämlich die Fibromyalgie bei einer Person, die eine genetische Neigung zu der Erkrankung hat, diese erst durch dauerhaften Schlafmangel bekommt.
Psychosomatische Hintergründe
Das vegetative Nervensystem ist die Brückenverbindung zwischen Körper und Psyche. Damit ist die Möglichkeit gegeben, dass der Körper bei Angst oder Stress einen verstärkten Herzschlag und damit eine verstärkte Durchblutung erzielt. Dauerhafte Überlastungen können allerdings psychosomatische Störungen bewirken. Bewirkt die dauerhafte Stresssituation dann dauerhafte Schmerzen, schließt sich der Kreis und der Stress bewirkt nicht nur die Erkrankung, sondern wird von dem Stress, den die Erkrankung mit sich bringt, noch verstärkt.
Patienten mit Fibromyalgie wiesen sehr häufig psychische Symptome auf, wie beispielsweise Depressionen. Der Betroffene fühlt sich insgesamt krank. Erforscht ist inzwischen auch, dass sich innerhalb der Fibromyalgie die regelnden Systeme der Schmerzempfindlichkeit im Gehirn anpassen. Dabei reguliert sich das Serotonin beispielsweise herunter. Die Substanz P wiederum, die einen Schmerzbotenstoff darstellt, der Schmerzen an das Gehirn meldet, ist innerhalb der Fibromyalgie nun verstärkt nachzuweisen. Obwohl die Fibromyalgie letztlich körperliche Veränderungen im Gehirn bewirkt, damit als organische Krankheit einzustufen wäre, ist aber noch immer nicht abschließend geklärt, ob die Fibromyalgie als psychosomatische Erkrankung eingestuft werden muss, innerhalb der die Veränderungen der Botenstoffe innerhalb des Gehirns nur sekundären Charakter haben oder ob die Fibromyalgie letztlich eine Stoffwechselerkrankung ist, die als Folge Schmerzen und psychosomatische Störungen mit sich bringt.
Medizinisch geklärt ist inzwischen, dass die schmerzenden Stellen im Bewegungsapparat durch die Fibromyalgie keinen veränderten oder entzündeten Charakter haben, sondern dass erst das sich verändernde Schmerzempfinden im Körper dazu führt, dass die sogenannten Tender Points schmerzempfindlicher werden.
Allerdings sollte man aufgrund dieser Erkenntnis nicht davon ausgehen, dass es sich bei den Schmerzen um eingebildete Schmerzen handelt!
Fibromyalgie – Ursachen
Die genaue Ursachenforschung für das Auftreten der Fibromyalgie ist noch in Arbeit. Genaue Ursachen sind hier noch nicht bekannt. Beobachtet wird von Forschern allerdings, dass die Häufung der Fibromyalgie innerhalb einer Familie häufig gegeben ist. Von einer Veranlagung damit genetischem Hintergrund zu dieser Erkrankung kann daher durchaus ausgegangen werden.
Weiterhin sind entzündlich-rheumatische Systemerkrankungen, Autoimmunerkrankungen sowie virale Infekte oftmals der Auslöser der Erkrankung. Als Folgeerkrankung nach Tumoren oder Muskelerkrankungen sowie neurologischen Erkrankungen ist die Fibromyalgie inzwischen bekannt. Mediziner vermuten, dass auch Operation oder Unfälle das Auftreten der Fibromyalgie begünstigen könne, wenn bereits eine genetische bedingte Veranlagung zu dieser Krankheit besteht.
Fibromyalgie – Symptome
Vorrangiges Symptom bei der Fibromyalgie ist der Schmerz innerhalb der Muskulatur sowie an den Sehnenansätzen. Die Schmerzen betreffen allerdings nicht nur die Extremitäten, sondern auch Rumpfschmerzen, wie beispielsweise starke Rückenschmerzen, können innerhalb der Fibromyalgie auftreten. Körperliche Belastung verstärkt die Schmerzen oftmals erheblich.
Betroffene berichten oftmals von einem Schmerz, der großflächig vorhanden ist und der fließend ist. Die Schmerzen selbst werden von Betroffenen sehr unterschiedlich beschrieben. Hier ist dumpfer oder brennender Schmerz ebenso gegeben wie schneidendes oder bohrendes Schmerzempfinden. Sehr häufig haben Betroffene auch das Gefühl, dass die vom Schmerz betroffenen Weichteile eine diffuse Schwellung aufweisen.
Das Auftreten der Schmerzen hält über lange Zeit – oftmals über Jahre – an. Sowohl körperliche Aktivitäten als auch Massagen und Krankengymnastik können eine Verstärkung der Schmerzen nach sich ziehen. Bei anderen Betroffenen wird der Schmerz nach Massagen oder Bewegungsübungen deutlich geringer.
Neben den Schmerzen in den Gliedmaßen oder im Rumpf gehören noch verschiedene andere Symptome zu der Erkrankung. Schlafstörungen, Müdigkeit und Abgeschlagenheit, sowie Morgensteife der Gelenke sind typische Symptome der Erkrankung. Betroffene können aber auch einen Reizdarm entwickeln oder Angstzustände, Depressionen und Kopfschmerzen verzeichnen. Dazu gesellen sich oftmals Atembeschwerden. Nicht selten haben Betroffene Probleme mit der Darmentleerung und fühlen zudem ein Zittern im gesamten Körper.
Fibromyalgie – Diagnose
Die Diagnose der Fibromyalgie bedingt zunächst die genaue Nachvollziehung der Krankengeschichte. Diese Anamnese wird durch eine körperliche Untersuchung gefolgt. Kann der Betroffene Schmerzen seit mehr als drei Monaten anhaltend beschreiben, die zudem innerhalb der linken oder rechten Körperhälfte auftreten oder auch unterhalb der Hüfte, so kann für den Mediziner hier ein wichtiger Hinweis auf eine Fibromyalgie gegeben sein.
Innerhalb der Diagnose richtet der Mediziner ein besonderes Augenmerk auf die sogenannten Tender Points, nämlich die Schmerzdruckpunkte im Nacken, an den Schultern, dem Rücken sowie an den Hüften. Um eine endgültige Diagnose der Fibromyalgie stellen zu könne, ist es wichtig, dass mindestens 11 der insgesamt 18 Druckpunkte schmerzhafte Reaktionen auf Druck zeigen und dass dieser Schmerz wiederum seit mehr als drei Monaten besteht.
Die Diagnose der Fibromyalgie ist gerade deshalb so schwierig, weil organische Veränderungen innerhalb der Erkrankung nicht zu verzeichnen sind. Die Diagnose der Erkrankung basiert daher überwiegend dahingehend, dass organisch greifbare Vorerkrankungen wie rheumatisch-entzündliche Erkrankungen, Wirbelsäulenerkrankungen, muskuläre Systemerkrankungen oder Entzündungen sowie Autoimmunerkrankungen innerhalb der Anamnese erfragt werden und hier durch ein Ausschlussverfahren die Diagnose Fibromyalgie untermauert oder entkräftet wird.
Eine Bestimmung von Laborwerten hilft bei der Diagnose der Fibromyalgie nicht weiter und auch das Röntgenbild ist hier kein hilfreiches Diagnosemittel. Nur in seltenen Fällen können Hormonstörungen die Fibromyalgie verstärken, wobei sich hier in diesen seltenen Fällen eine Bestimmung der Schilddrüsenhormone empfiehlt.
Fibromyalgie – Therapie
Die Therapie der Fibromyalgie hat das Ziel der Schmerzreduzierung. Lang anhaltende und oftmals starke Schmerzen innerhalb der Muskeln und Sehnenansätze sollten reduziert werden. Auch die Begleitsymptome wie Schlafstörungen und Müdigkeit sowie die Morgensteife und Kopfschmerzen gilt es innerhalb der Therapierung der Fibromyalgie anzugehen.
Generell untereilt sich die Therapie der Fibromyalgie in drei Teile. Zunächst findet die Basistherapie statt. Diese wird von der weiterführenden Behandlung gefolgt. Letztlich ist eine Langzeitbetreuung sinnvoll, um die Fibromyalgie dauerhaft anzugehen und die Schmerzen auch langfristig zu bekämpfen.
» Die Basistherapie
Innerhalb der Basistherapie erfährt der Betroffene Patientenschulungen, eine verhaltenstherapeutische Schmerztherapie sowie ein an die individuelle Belastbarkeit angepasstes Training von Herz und Kreislauf. Zudem werden in der Basistherapie in der Regel Antidepressiva verabreicht. Innerhalb der Basistherapie erfolgt auch eine Diagnostik sowie weitere Behandlung anderer körperlicher Erkrankungen und psychischer Störungen.
Gerade die Einnahme der Antidepressive innerhalb der Basistherapie ist häufig sehr wichtig, denn durch diese Medikation erfolgt eine Stimmungsaufhellung und Entspannung, was sowohl die Schmerzen als auch die Schlafprobleme wirkungsvoll mindern kann. Aufgrund der befristeten Gabe von Antidepressive und der in der modernen Medizin gezielten Dosierung ist diese Therapie ebenso wirkungsvoll wie auch arm an Nebenwirkungen.
» Die weiterführende Behandlung
Innerhalb der weiterführenden Behandlung wird großes Augenmerk auf die Bewegungstherapie gelegt. Zudem erfolgen psychotherapeutische Behandlungen. Diese aus vielen Bausteinen bestehende Behandlung wird auch multimodale Therapie genannt. Die weiterführende Behandlung ist immer dann sehr wichtig, wenn nach der Basistherapie auch nach sechs Monaten noch Beschwerden bestehen, die den Alltag stark beeinträchtigen.
Bestehen die Probleme der Erkrankung auch nach einer sechsmonatigen weiterführenden Therapie noch, dann wir der Betroffene in eine Langzeitbetreuung genommen.
» Die Langzeitbetreuung
Innerhalb der Langzeitbetreuung ist es ein wichtiges Ziel, den Betroffenen in seiner Selbstverantwortung und Eigenaktivität zu unterstützen und zu bestärken. Die Langzeitbetreuung ist sehr individuell und wird auf den Betroffenen genau abgestimmt. Daher ist eine genaue Beschreibung der Langzeitbetreuung innerhalb der Fibromyalgie nicht möglich.
Bausteine innerhalb der Langzeitbetreuung können aber in einem Selbstmanangement liegen, bei dem Stressbewältigung und Funktionstraining sowie Konditionstraining wichtige Punkte sind. Auch eine ambulante Fortsetzung von multimodalen Therapien kann gegeben sein. Gegebenenfalls kann innerhalb der Langzeitbetreuung auch eine kurzzeitige Gabe von Antidepressiva sinnvoll sein. Auch die Schmerzbehandlung gehört in die Langzeitbetreuung hinein. Zudem können auch eine Umstellung der Ernährung auf vegetarische Kost oder auch eine homöopathische Begleittherapie sinnvolle Bausteine der Langzeitbetreuung sein.
» Chirurgische Möglichkeiten
Neueste Möglichkeiten der Behandlung der Fibromyalgie innerhalb der Langzeitbetreuung können auch in chirurgischen Maßnahmen bestehen. Hierbei können operativ direkt am Tender Point sowohl Verdickungen als auch Verklebungen entfernt werden. Basis dieser chirurgischen Behandlungsmöglichkeit ist die Annahme, dass die Tender Points identisch mit den Druckpunkten der Traditionellen Chinesischen Therapie sowie den Akupunkturpunkten sind und dass daher auch die Tender Points mit Verdickungen und Verklebungen langfristige Schädigungen sind, die Schmerzen im Körper verursachen. Allerdings ist diese Annahme nicht wissenschaftlich gefestigt, daher sollte eine solche operative Behandlung nur nach gründlicher Informationseinholung bei verschiedenen Ärzten erfolgen.
Die Therapieverfahren werden entweder gleichzeitig oder einzeln eingesetzt. Hier ist das Krankheitsbild des Patienten entscheidend.
Fibromyalgie – Verlauf
Die Befürchtung, dass die Fibromyalgie in ihrem Verlauf Gelenke und andere Strukturen des Bewegungsapparates in Mitleidenschaft zieht, ist nicht begründet. Die Besserung der Symptome über das gesamte restliche Leben kann aber nicht dauerhaft erwartet werden. Gerade die chronische Fibromyalgie zeigt, dass Patienten auch nach 10 und 15 Jahren der Behandlung gleiche Schmerzsymptome haben, wie sie am Anfang der Therapie beschrieben wurden. Ein langfristiger Verlauf der Erkrankung und ein Übergang in einen chronischen Schmerzzustand sollte daher unbedingt vermieden werden.
Der Fibromyalgie vorbeugen – geht das?
Da die Ursachenforschung der Fibromyalgie noch in den Kinderschuhen steckt, kann der Erkrankung auch nicht aktiv vorgebeugt werden. Die familiäre Häufigkeit und damit die genetische Voraussetzung der Erkrankung sind inzwischen recht sicher. Da oftmals Vorerkrankungen gegeben sind, die die Fibromyalgie auslösen, auf die aber wiederum keine Einflussnahme möglich ist, kann auch hier kein Rat zur Vorbeugung ausgesprochen werden.
Wichtig ist es aber, dass Schmerzen nach Operationen oder Unfällen angemessen behandelt werden, da die Dauerschmerzen, die nach entsprechenden Ereignissen bestehen, eine genetisch begünstige Neigung zur Fibromyalgie noch verstärken können.
Weiterhin ist es wichtig, bei der Beobachtung von Symptomen der Fibromyalgie schnellstmöglich eine Diagnose zu erzielen, um bei einer entsprechenden Erkrankung schnellstmöglich therapeutische Maßnahmen folgen zu lassen, die der chronischen Entwicklung der Krankheit entgegenwirken.
» Interessante Surftipps
Fibromyalgie Forum – www.fibromyalgie-treffpunkt.de
Deutsche Fibromyalgie Vereinigung – www.fibromyalgie-fms.de
Tender Points – Die Druckpunkte – www.medizinfo.de