Bestehen andauernde Probleme und Schmerzen im Bereich der Wirbelsäule, kann es sich durchaus um die Krankheit namens Morbus Bechterew handeln. Da rund 17 Prozent der Deutschen mehr oder weniger regelmäßig an Rückenproblemen leiden und hier oftmals Fehlbelastungen und Verspannungen der Auslöser sind, wird Morbus Bechterew oftmals erst nach jahrelangen Beschwerden als Auslöser für die Symptome diagnostiziert.
Hierbei handelt es sich um eine chronische Entzündung der Wirbelsäule. Rund 0,5 Prozent der Bevölkerung in Europa leiden an dieser Erkrankung und in Deutschland sind es etwa 100.000 bis 150.000 Patienten, die in medizinischer Behandlung sind. Bedingt durch die verwischten Symptome liegt die Dunkelziffer bei dieser Erkrankung aber sehr hoch.
Während die Erkrankung in der Umgangssprache ihre Bezeichnung vom Neurologen russischer Herkunft namens Wladimir Bechterew hat, der hierzu am Ende des 19. Jahrhunderts eine Abhandlung verfasste, spricht der Mediziner von Spondylitis ankylosans.
Inhaltsverzeichnis
Morbus Bechterew – Symptome
» Schmerzende Gelenke in der Nacht
Typische Symptome der Entzündung der Wirbelsäule sind schmerzende Gelenke, die auch nachts und am frühen Morgen Probleme bereiten. Durchschlafen ist für Betroffene oftmals nicht mehr möglich und die Steifheit der Gelenke reicht nach dem Aufwachen oftmals noch 30 Minuten in den Tag hinein an. Bewegung verbessert den Schmerzzustand während Ruhe ihn verschlimmert.
» Schmerzen im unteren Rückenbereich
Die Schmerzen sind meistens im unteren Rückenbereich angesiedelt – hier im Bereich des Kreuzbeins und der Lendenwirbelsäure. Dabei strahlen die Schmerzen auch in Oberschenkel und Gesäß aus.
» Schmerzen in Knien und Hüftgelenken
In einigen Fällen der Erkrankung sind die Schmerzen sogar in Knien und Hüftgelenken sowie in den Sprunggelenken zu verspüren.
» Atembeschwerden und Augenentzündungen
Und auch Schmerzen im Brustkorb sowie hiermit einhergehende Atembeschwerden sowie sogar Augenentzündungen können Symptome für den Morbus Bechterew sein.
Mehr oder weniger intensive Entzündungsschübe zeichnen die Krankheit der Wirbelsäule auf, die letztlich den gesamten Körper betrifft. Bei einigen Patienten bereiten die Entzündungsschmerzen größere Probleme, bei anderen sind steife Gelenke das intensivere Problem. Auch die chronische Darmentzündung kann Folge des Morbus Bechterew sein.
Die Krankheit bricht in der Regel sehr früh aus und rund 80 Prozent der Betroffenen sind bereits vor ihrem 30. Lebensjahr erkrankt. Nur fünf Prozent der Erkrankten gelangen nach ihrem 45. Lebensjahr noch zu einem Morbus Bechterew.
Morbus Bechterew & Diagnose
Gerade der Morbus Bechterew stellt an Ärzte hohe Anforderungen hinsichtlich der Diagnose. Die Symptome sind besonders im Anfangsstadium der Erkrankung sehr unspezifisch. Auch wenn steife Gelenke am Morgen sowie Schmerzen in der Nacht zu verzeichnen sind, ist dies kein eindeutiger Hinweis auf einen Morbus Bechterew. Tatsache ist, dass lediglich 15 Prozent der Patienten mit entzündlichen Rückenschmerzen wirklich einen Morbus Bechterew aufweisen.
Eine Vereinfachung der Diagnose haben Wissenschaftler inzwischen durch einen gezielten Kriterienkatalog versucht. In diesem Zusammenhang erfolgt die Erfassung der Atembreite des Patienten, dessen Beugefähigkeit innerhalb der Lendenwirbel sowie der Abstand des Kopfes im Stehen zur Wand. Weiterhin erfolgt eine Befragung zur Steifheit von Gelenken am Morgen, möglichen Müdigkeitsanfällen sowie der Beeinträchtigung des Alltags durch die verspürten Symptome. Auch die Begutachtung von geschwollenen Gelenken sowie Sehnenansatzentzündungen geben Aufschluss über die Erkrankung.
Fakt ist, dass der Kriterienkatalog oftmals erst bei fortgeschrittener Erkrankung greift. Durch schwierige Diagnosemöglichkeiten wird diese oftmals erst nach fünf bis zehn Jahren ab den ersten Beschwerden gestellt und Mediziner schätzen die Dunkelziffer der Erkrankten bei rund 350.000 Menschen in Deutschland ein.
Morbus Bechterew – Ursachen
Das genetische Erbe sowie auch die Psyche spielen beim Morbus Bechterew eine große Rolle. Grundsätzlich liegen die Ursachen für den Morbus Bechterew noch immer im Dunkeln. Aus Erfahrungswerten mit Rheumaerkrankungen schließen die Mediziner auch beim Morbus Bechterew auf ein fehlgesteuertes Immunsystem, bei dem körpereigene Zellen angegriffen und ein Entzündungsprozess ausgelöst wird.
» Infektion der Harn- und Verdauungswege
Forscher vermuten inzwischen eine Infektion im Bereich der Harnwege sowie der Verdauungswege in Kombination mit einer erblichen Disposition, die letztlich die Krankheit gemeinsam auslösen können. Ohne Infekt erkranken nach Schätzungen nur etwa ein bis fünf Prozent der Menschen, die genetische Disposition haben, an Morbus Bechterew.
» Traumatische Erlebnisse
Welchen Einfluss die Psyche auf die entzündliche Gelenkerkrankung hat, ist noch in der Erforschung. Rund ein Drittel der betroffenen Patienten berichten über traumatische Erlebnisse, die dem Ausbruch des Morbus Bechterew vorangegangen sind. Studien belegen inzwischen, dass das zentrale Nervensystem einen großen Einfluss auf den Ausbruch der Erkrankung nimmt.
Morbus Bechterew – Therapie
Generell ist Morbus Bechterew weiterhin trotz voranschreitender medizinischer Erkenntnisse unheilbar. Schmerzen und Verlauf der Erkrankung können durch eine gute Medikation allerdings beeinflusst werden. So haben die Entwicklungen der Pharma-Industrie dazu geführt, dass heute auch nach 40 Jahren Erkrankung 90 Prozent der Betroffenen nicht auf fremde Hilfe angewiesen sind.
» Behandlung mit Antirheumatika
In der Regel erfolgt eine cortisonfreie Behandlung mit Antirheumatika. Hierbei wird die Entzündung gehemmt. Nebenwirkungen sind oftmals Probleme mit dem Magen-Darm-Trakt beim Abbau der Medikamente. Die Antirheumatika sollen der Verknöcherung der Wirbelsäule vorbeugen.
» Einsatz von TNF-alpha-Blocker
Auch TNF-alpha-Blocker gelangen zum Einsatz bei der Therapie des Morbus Bechterew, den hierdurch wird das entzündungsfördernde Zytokin geblockt, was sich allerdings auf das Immunsystem negativ auswirkt und dem Patienten vermehrte Anfälligkeit für Infektionskrankheiten bescheren kann.
» Krankengymnastik gegen Morbus Bechterew
Bewegung und Gespräche sind wirksame Ergänzungstherapien zur Medikation des Morbus Bechterew. Hier ist Krankengymnastik eine sehr wirksame Komponente der erfolgreichen Behandlung. Denn durch gezielte Übungen kann die Versteifung der Wirbelsäule verhindert werden und auch Verkrümmungen lassen sich durch gezielte Bewegungen vermeiden. Krankengymnastik beim Morbus Bechterew erhöht die Beweglichkeit des kompletten Körpers, wobei hier die Kontinuität entscheidend für die Erfolge ist. Gerade dann, wenn die kontinuierliche Krankengymnastik bereits im Frühstadium der Erkrankung stattfindet, können auch Folgeerkrankungen wie Osteoporose eingedämmt werden.
» Hilfe durch Selbsthilfe
Selbsthilfegruppen bieten dem Patienten im Bezug auf den Erfahrungsaustausch wertvolle Hilfen, die wiederum den Verlauf der Erkrankung begünstigen können, da hier auch psychische Faktoren eine wichtige Rolle spielen. Wenn Sie eine Selbsthilfegruppe in ihrer Nähe suchen, helfen die Landesverbände der Deutschen Vereinigung Morbus Bechterew gern weiter.
» künstliche Hüft- und Kniegelenke
Operationen sind eher unübliche Therapien in der Behandlung des Morbus Bechterew. Lediglich künstliche Hüft- oder Kniegelenke können notwendig werden, wenn die Beweglichkeit hier als Folge der Erkrankung besteht. In sehr schlimmen Krankheitsverläufen ist die Versteifung der Wirbelsäule so intensiv, dass der Patient dann eine Aufrichtungsoperation benötigt, um seine Beweglichkeit zu erhalten.
» Neurokognitive Therapie
Der Neurologe kann auch wertvolle Unterstützung bei der Behandlung des Morbus Bechterew liefern, denn auch Störungen des Nervensystems können einen Ausbruch von Morbus Bechterew begünstigen. Hier kann die sogenannte Neurokognitive Therapie (mehr dazu auf www.bechterew.de) beim entsprechenden Therapeuten dem Patienten dazu verhelfen, seine Wahrnehmung gezielt zu steuern und zu aktivieren. Hierzu ist eine hypnoseähnliche Behandlung erforderlich, bei der die Konzentration des Patienten auf seinen inneren Organen liegen muss. Der Therapeut schaltet in dieser Sitzung aggressive Strukturen aus, die sich aus traumatischen Erlebnissen in der Vergangenheit entwickelt haben. Der Verlauf der Therapie soll diese Störzentren im Gehirn letztlich ausschalten – wenn traumatische Erlebnisse als Auslöser für Symptome beschrieben wurden. Die Erfolgsquote dieser Therapie hinsichtlich der Verbesserung der Beweglichkeit des Patienten liegt bei rund 60 Prozent. Schulmediziner bezweifeln diese Therapie, die zudem sehr aufwendig und sehr teuer ist und von Krankenkassen im Regelfall nicht finanziert wird.
Morbus Bechterew – Vorbeugung
Schmerzen bei Morbus Bechterew und einen negativen Verlauf günstig beeinflussen können
- eine aufrechte Haltung
- viel Bewegung
- gesunde Bewegungsabläufe wie beispielsweise richtiges Heben.
Allerdings können hierdurch nur Schmerzen reduziert werden, denn vorbeugende Maßnahmen gegen den Morbus Bechterew selbst sind nicht bekannt.
» Ernährung bei Morbus Bechterew
Der Patient kann selbst nur versuchen, die Versteifung der Lendenwirbelsäule aufzuhalten. Hier kann auch die Ernährung eine Rolle spielen. Ungesättigte Fettsäuren aus Fleisch und Fleischprodukten können die Symptome ungünstig beeinflussen, denn sie fördern die Bildung von Entzündungsstoffen im Körper. Pflanzliche, ungesättigte Fette und Fisch wiederum vermindern die Entzündungsprozesse im Körper.
Buchtipp: Schüßler Salze
» Sport und Gewichtsreduzierung
Zudem ist ein insgesamt aktives Leben mit moderater sportlicher Aktivität sehr wichtig für den Körper – besonders beim Morbus Bechterew. Abbau von Übergewicht ist eine weitere Maßnahme, die Symptome des Morbus Bechterew zu reduzieren.
Hilfreiche Links
Morbus Bechterew – Aktive Bewegungsübungen
Morbus Bechterew – Forum für Betroffene und Angehörige
Arthrose – Ursachen, Symptome und Behandlung
Arthrose ist eine Erkrankung, bei der sich ein schleichender Verschleiß der Gelenke einstellt. Der natürliche Knorpel im Knie oder den Fingergelenken nutzt sich mehr und mehr ab. Ursache für die Arthrose ist häufig eine Überbelastung der Gelenke durch sportliche Aktivitäten. Dabei ist die Erkrankung nicht altersabhängig. Mehr lesen…